Der Gollancz-Verlag, das SF & Fantasy-Imprint der britischen Orion Publishing Group, hat gestern angekündigt, dass die dritte Auflage der »Encyclopedia of Science Fiction« ab Ende des Jahres 2011 als Onlineausgabe kostenlos zugänglich sein wird. Die anfängliche Beta-Version wird bereits 12.000 Einträge mit einem Gesamtumfang von etwa 3 Millionen Wörtern und über 100.000 internen Links enthalten. Die »Encyclopedia of Science Fiction« wird online hier zu finden sein: http://www.sf-encyclopedia.com.
Als die erste Ausgabe der »Encyclopedia of Science Fiction« von Peter Nicholls 1979 erschien, gewann sie den Hugo-Award, und auch die zweite, überarbeitete und erheblich ergänzte Ausgabe aus dem Jahr 1993 wurde wiederum mit großem Applaus aufgenommen und ebenfalls mit dem Hugo-Award als bestes »Sekundärliterarisches Werk des Jahres« ausgezeichnet. Bei der Neuauflage hatte sich unter Mitarbeit des britischen SF-Kritikers John Clute der Umfang fast verdoppelt! In der Zeit vor dem Internet und später der Wikipedia gehörte die »Encyclopedia of Science Fiction« zum wichtigsten Nachschlagewerk für Science-Fiction-Fans (1995 war sogar noch eine Ausgabe als CD-Rom mit Autoreninterviews und kleinen Features erschienen). Da nahm man dann als Fan auch gerne den hohen Preis, die teilweise nicht unbedingt objektiven Autorenvorstellungen, und das Fehlen vieler Nicht-Englischsprachiger Autoren in Kauf.
Bereits kurz nach dem Erscheinen der CD-Rom begann man mit der Arbeit an der dritten Ausgabe der SF-Enzyklopädie – der Umfang sollte weiter wachsen, viele Autoren ergänzt werden, alle Artikel überarbeitet und ergänzt werden und auch Einträge zu Fernsehserien, Filmen, Fandom und anderen Bereichen der Science Fiction eingepflegt werden. Noch im Rahmen des SF-WorldCons 2005 wurde eine Online-Ausgabe der Enzyklopädie angekündigt, zu diesem Zeitpunkt allerdings noch unter einem Abomodell. Die dritte Auflage entstand vor allem unter der Regie von John Clute und David Langford, unter Mithilfe von Peter Nicholls und vielen, vielen weiteren Autoren.
Einen Blick in die Struktur der neuen »Encyclopedia of Science Fiction« konnte man schon über einen längeren Zeitraum über Probeartikel erhalten, die z.B. für Nachrufe freigeschaltet wurden. Hier z.B. der Artikel zum Illustrator John Schoenherr, oder der Eintrag zu Dianna Wynne Jones. Angesichts dieser Einträge muss aber auch die Frage erlaubt sein, ob die Encyclopedia nicht längst vom Internet überholt wurde. Die Artikel sind nicht länger als die dazugehörigen in der Wikipedia, und ob sie ähnlich gut aktuell gehalten werden können, wird sich erst noch zeigen müssen…
Quelle: Gollancz (via Tor)