Haffmans Verlag, Originalausgabe
Titelbild unter Verwendung einiger Details aus dem Gemälde »Porträt des Malers Franz Pforr« von Friedrich Overbeck (1789-1869)
Zürich, August 2000, 44.- DM, 412 Seiten
Die Menschheit hat nach dem ökologischen Zusammenbruch der Erde den Weltraum besiedelt. Aus Angst vor einer Wiederholung der Umweltzerstörung auch auf anderen Welten, hat man sich den Anordnungen moderner Computer unterworfen. Natürlich wurde diese Politik, die auch letztlich zu einer Stagnation führt, nicht von allen begrüßt, und so spaltete sich nach einem Krieg die Volganische Republik vom Synarchon ab. Und ein Krieg hinterläßt zwangsläufig Soldaten, die wieder den Weg in die Gesellschaft und ein normales Leben finden müssen…
Doch David Woolf der sich vom Militär abgewandt hatte, und stattdessen als Kommissar für die volganische Regierung arbeitet, muß feststellen, daß niemand der Vergangenheit so einfach entkommen kann. Denn auf Jargus, dem abgelegenen Planeten seines ersten Einsatzes, sind vor allem seine detektivischen Fähigkeiten gefragt, die er bereits früher in seiner Militärzeit unter Beweis gestellt hatte. Ein Saboteur treibt nämlich in der wissenschaftlichen Station sein Unwesen und man vermutet eine Beteiligung des Synarchons.
Auch Jeanne Andrejew, die einst als Navigatorin bei Risikoeinsätzen arbeitete, wird nach Jargus verschlagen. Doch sie ist wenig willkommen, da sie im Krieg desertierte und später an Schmuggeleinsätzen beteiligt war. Dabei ist sie immer noch auf der Flucht vor den Ereignissen, die sie damals zu Kriegszeiten erlebte und trotz ihrer Kraft noch immer nicht überwinden konnte…
»Die lebenden Steine von Jargus« ist der erste Roman von Barbara Slawig, die bisher nur vereinzelt SF-Kurzgeschichten veröffentlicht hatte. Das Buch fängt langsam, ohne wahren Höhepunkt an. Als Leser vermisst man ein Einstiegskapitel, daß einen in die Handlung saugen würde. Denn so muß man sich selbst vorankämpfen, um dann allmählich ans Ziel, nämlich die eigentliche Thematik des Romans vorzustoßen. Denn es wird zwar oberflächlich die Geschichte um einen Saboteur und der Jagd nach ihm erzählt, doch im Hintergrund bildet sich eine zweite, viel interessantere Handlungsebene heraus. Diese befasst sich mit den Charakteren Jeanne und David und gestattet tiefe Einblicke in die menschliche Psyche. Gekonnt wird diese zweite Geschichte mit viel Liebe zum Detail erzählt.
Barbara Slawig gelingt es eine einfühlsame Liebesgeschichte ohne Kitsch zu schildern, die jedoch in der ersten Hälfte des Romans etwas in der Rahmenhandlung untergeht. Wie schon gesagt, hätte vielleicht ein gelungener Romananfang das Buch perfektionieren können, doch auch so kann ich eine klare Leseempfehlung aussprechen – und ich bin gespannt auf die weiteren Romane von Barbara Slawig!
Zum Schluß noch eine Anmerkung zum Buchtitel: Ich halte ihn für wenig gelungen. Denn nach den ersten Seiten des Romans rechnete ich tatsächlich damit, daß es irgendwie auch um diese lebenden Steine gehen würde, was mich nicht gerade dazu trieb mit Begeisterung weiterzulesen. Doch ich kann jeden beruhigen: der Titel ist eigentlich nur metaphorisch zu verstehen. Und von der Lektüre sollte man sich deshalb nun wirklich nicht abhalten lassen – man würde viel verpassen!
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