Nachdem ich bereits im August 2000 22 Minuten aus der Filmtrilogie »Der Herr der Ringe« von Regisseur Peter Jackson sehen konnte, und damals schon von den ausgesuchten Szenen begeistert war, waren meine Erwartungen an den fertigen Film zwangsläufig hoch.
Dabei war ich eigentlich bisher gar kein so glühender Fan des »Herr der Ringe«. Ich habe das gewaltige Fantasybuchepos bisher nur einmal komplett gelesen (und das vor über 6 Jahren), und fand – obwohl mir das Buch in seiner Gesamtheit durchaus zusagte – manche Szenen und Kapitel zu langatmig und manches gar unnötig. Anderes fand ich zu sehr in den Hintergrund gerückt und der erschreckende Mangel an aktiven weiblichen Hauptpersonen fiel mir auch auf. Kurz und gut: ich gehörte nie zu den Fans, die den „Herr der Ringe“ auswendig können und für das beste Buch aller Zeiten halten.
Peter Jackson
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Interessanterweise spiegelt aber gerade die Filmumsetzung von »Die Gefährten« einige meiner damaligen Gedanken zum »Herr der Ringe« wieder. So beginnt der Film nach einer kurzen Einleitung durch die Stimme von Galadriel (gespielt von Cate Blanchett) nicht sofort mit Bilbo Beutlins 111. Geburtstag, sondern Peter Jackson zeigt uns erst ein wenig Geschichte – genauer gesagt die Entscheidungsschlacht zwischen den Elben (mit Elrond als Anführer) und den Menschen auf der einen Seite, gegen eine Armee von Orks und Sauron auf der anderen Seite. Die Lage scheint aussichtslos als Isildurs Vater fällt, doch Isildur ergreift beherzt das zersplitterte Schwert seines Vaters und schneidet den Einen Ring (mitsamt einigen Fingern) von Saurons Hand! Damit war Saurons Macht gebrochen – doch Isildur zerstörte den Ring nicht, und so kam der Ring über einige Umwege schließlich in die Hänge von Bilbo Beutlin… Und erst damit steigt der Film in die eigentliche Buchhandlung ein.
»Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.«
Wer eine wortgetreue 1:1-Umsetzung des Buches erwartet, wird zwangsläufig zu Beginn ein wenig enttäuscht sein. Doch Peter Jackson nahm seine Aufgabe, den „Herr der Ringe“ als Kinofilmtrilogie umzusetzen ernst und schuf keine langweilige abgefilmte Version der Buchzeilen (wie uninspiriert so etwas sein kann, zeigt ja „Harry Potter“). Während J.R.R. Tolkien im Buch viele Seiten mit den Beschreibungen des Auenlandes, oder der Hauptpersonen füllen kann, muß so etwas im Film anders funktionieren, um auch lebendig und echt zu wirken. Und so finden sich – besonders im ersten Teil der Reise bis Bruchtal – viele, viele kleine Änderungen. Dabei bleibt Jackson dem Buch aber so treu wie möglich – es fallen die Sackheim-Beutlins unter den Tisch, aber Bilbos Geburtstagsfeier ist fast 100% wie im Buch beschrieben zu sehen. Und als Gandalf mit seinem Karren anreist, steigen einmal fast Tränen in die Augen, so wunderschön und echt wirkt Beutelsend, und man weiß, doch welch furchtbare Bedrohung über dem Auenland liegt. Glorfindel wird man im Film übrigens vergeblich suchen – seinen leicht abgeänderten Part hat Arwen (Liv Tyler) übernommen, die so einen kurzen, aber doch sehr imposanten Auftritt hat.
Der Film versucht die im Buch doch sehr lange Geschichte der Reise der vier Hobbits nach Bruchtal möglichst schnell und spannend zu erzählen. Trotzdem ist dieser Teil – vom Aufbruch der Hobbits bis zur Ankunft in Bruchtal ein Schwachpunkt des Films. Zu hilflos wirken die Hobbits, und zu komprimiert ist hier die Handlung. Damit will ich nicht sagen, daß der Film hier schlecht ist, aber es fehlt einfach ein wenig das Flair des Anfangs…
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Sobald sich aber die Gemeinschaft der Gefährten herausgebildet hat (wunderbar die Szene, als Frodo sich bereit erklärt, die Last des Rings weiter auf sich zu nehmen), und die Neun nach Mordor aufbrechen, gibt es kein Halt mehr – der Film beginnt einen unaufhaltsam in seinen Bann zu ziehen. Hier zahlt es sich aus, daß Peter Jackson »richtige« Schauspieler verpflichtete und in der freien Natur und nicht von Blue Screen Kulissen drehte. Nicht nur, daß alles »echt« aussieht – nein, die Schauspieler gehen 100% in ihren Rollen auf. Das große Manko von Star Wars – tolle Tricks, aber Schauspieler, die hilflos in den leeren Raum hinein spielen mußten – findet man hier überhaupt nicht. Dabei müssen einige Szenen zwangsläufig im Studio entstanden sein… Atemberaubend im wahrsten Sinne ist übrigens der Marsch durch Moria und der Kampf am Grab von Balin. Dabei sind die Kampfsequenzen übrigens keineswegs soo brutal, wie mancherorts behauptet. Man sieht eigentlich (fast) nie Blutspritzen und (fast) nie Verstümmelungen. Wunderbar kraftvoll und voller Energie ist übrigens Ian McKellens Auftreten als Gandalf in Moria. Sein »You can not pass!« auf der schmalen Brücke läßt einen erschaudern.
Zum Ende des Films hin (der Film dauert 178 Minuten), führt einen der Film noch einmal durch alle emotionalen Höhen und Tiefen, um einen schließlich geradezu erschüttert wieder in die Realität zu entlassen. Welch grausamer Gedanke, daß man ein ganzes Jahr auf die Fortsetzung wird warten müssen, um zu sehen und zu erleben (!) wie es Frodo und Sam und der Gruppe um Aragon ergehen wird…
Noch ein Wort zur Filmmusik von Howard Shore – diese ist leider teilweise zu bombastisch und zu überladen geraten. Manche Szenen werden von der Musik mehr erdrückt, als unterstützt. Ein schönes Beispiel ist z.B. die Szene, die man schon aus einem der Trailer kennt, als die Gefährten einzeln über eine Bergkuppe steigen und ins Bild kommen. Shore kleistert das zu, während die Musik im Trailer das zu einem erhebenden und besonderen Augenblick machte. Was sich allerdings im Film sehr schön macht, sind die Gesangsstücke von Enya. Die passen wirklich perfekt zu den jeweiligen Szenen.
Fazit: Nach einem furiosen Anfang, dem ein kleiner erzähltechnischer Durchhänger folgt, erreicht der Film ein Niveau, von dem andere Filmemacher nur träumen können. Dieser Film läßt einen dann nicht mehr los und schüttelt einen ordentlichen durch. Für mich ist dieser Film – obwohl ich vieles gesehen habe – das absolute Kinohighlight der letzten Jahre!
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