Argument Verlag, Ariadne, SF 2045
ISBN 3-88619-945-2
Umschlaggestaltung von Martin Grundmann
Hamburg, Oktober 1999, 17.80 DM, 272 Seiten
Die Invasion der Außerirdischen hat bereits vor Jahren stattgefunden. »Vierfinger« werden die insektoiden Aliens, die die Macht auf der Erde übernommen haben, im Volksmund meist nur noch genannt. Die Menschheit war und ist jedoch viel zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, um sich gegen sie wehren zu können. Die Meeresspiegel sind gestiegen, das Klima hat sich verändert und die Umwelt ist verseucht. Neue Designerdrogen von den außerirdischen Dealern sorgt für Ruhe und wenn doch Tumulte ausbrechen, so werden sie rasch und brutal durch einen Atomschlag beendet. Die Tunnel-Soldaten, eine Trupp von Kindern und Jugendlichen in Berlin, wollen jedoch nicht aufgeben – und nach einer mißglückten Aktion finden sie Gleichgesinnte.
Deutscher Cyberpunk ist eine Seltenheit. In der Romanreihe zum Rollenspiel »Shadowrun« erschien 1994/95 die Roman-Trilogie »Deutschland in den Schatten« von Hans Joachim Alpers (Heyne 06/5104 – 5106), und 1998 und 1999 folgten in dieser Reihe Einzelromane von Leo Lukas (»Wiener Blei«) und Björn Lippold (»Nachtstreife«). An einen eigenen Weltentwurf trauten sich bislang nur wenige.
Doch Myra Çakan gelingt es fast problemlos einen stimmigen Hintergrund für die Abenteuer von Skadi, einer jungen Frau von Spitzbergen die zum ersten Mal Europa besucht, zu schaffen. In kurzen Kapiteln lernen wir die restlichen Protagonisten kennen – Garfield, einen kleinen Jungen, der bei der Flut in Hamburg von seinen Eltern zurückgelassen wurde; Wiesel, ein junger Hacker mit einem Wundercomputer; die Bladerunners (eine Rockband am Ende ihrer Karriere) und den SF-Autor Doc. Ihre Wege kreuzen sich mit den Tunnel-Soldaten, die immer noch gegen die Vierfinger kämpfen wollen.
»When the music’s over« beginnt langsam und stimmungsvoll. Immer wieder bleibt Zeit für die ausführliche und gelungene Charaktersierung der beiden Brüder Pierce und Blue, die einst zusammen bei den Bladerunners spielten. Ihre Geschichte endet jedoch nach 240 Seiten. Dann plötzlich aber wird das Gaspedal durchgetreten, und das eigentliche Ende des Romans wirkt schlußendlich deshalb auch ein wenig aufgesetzt, unglaubwürdig und wie ein Plagiat. Zwar haben sich nun alle Handlungsfäden vereinigt, aber für mich hatte der Roman bereits zuvor sein emotionales Finale gefunden.
Ingesamt ist »When the music’s over« ein gutes Romandebut. Der flüssige Erzählstil macht den Roman zu einer unterhaltsamen Lektüre, die ich gerne weiterempfehle!
Ein Kommentar
Kommentare sind geschlossen.