Filmkritik: »The 13th Floor« (1999)

The 13th Floor

USA, Deutschland 1999: Douglas Hall wird beschuldigt seinen Chef ermordet zu haben. Gemeinsam schufen sie eine Virtuelle Welt, die das Los Angeles der 30er Jahre simuliert. Ist dies der Grund für den geheimnissvollen Mord? Und wie real kann eine solche künstlich erschaffene Welt werden? – Deutscher Kinostart: 25. November 1999

Simulacron 3

Das Thema »Virtuelle Realitäten« wurde in letzter Zeit sehr oft im Kino behandelt. Als Beispiel seien nur »The Matrix«, »Dark City« oder »eXistenZ« genannt. Aber jeder Film betrachtet das Thema von einer anderen Perspektive und setzt andere Schwerpunkte.

»The 13th Floor« ist eine Verfilmung von Daniel F. Galouyes Roman »Simulacron-3« (dt. »Simulacron-Drei«, Heyne SFB 16; bzw. »The 13th Floor«, Kiepenheuer & Witsch TB 540) und hat damit immerhin den Vorteil, sich auf eine literarische Vorlage stützen zu können. Und dies zeigt auch, daß die Idee einer Virtuellen Realität aus dem Computer nicht so neu ist, wie mancher glauben mag – immerhin ist »Simulacron-3« bereits aus dem Jahre 1964! Dies ist aber auch der große Nachteil des Films, denn die Handlung kann mit einem so action- und ideenreichen Produkt der ausgehenden 90er wie »The Matrix« nicht annährend mithalten…

Der Film beginnt mit Hannon Fuller (Armin Müller Stahl) im Los Angeles der 30er Jahre. Sichtlich erregt verfasst er einen Brief, den er dem Barkeeper der Hotelbar zur Aufbewahrung für Douglas Hall übergibt. Wenig später kehrt Hannon Fuller wieder in die Realität des Jahres 1997 zurück, in der er brutal ermordet wird.
Der Simulator
Der Eingang in die virtuelle Welt
Douglas Hall (Craig Bierko)

Douglas Hall (Craig Bierko)
Detective Larry McBain (Dennis Haysbert) verdächtigt Douglas Hall (Craig Bierko), der mit Hannon Fuller zusammen das virtuelle L.A. erschaffen hat, in das man sich selbst einspielen lassen kann (einer der lächerlichen Teile des Films: der gesamte Inhalt des Gehirns wird hier in die Simulation übertragen!). Douglas ist sich aber seiner Unschuld selbst nicht sicher (warum lag ein blutbeflecktes Hemd in seiner schmutzigen Wäsche?) und er beginnt eigene Untersuchungen. Dazu besucht er auch die Simulation, doch er findet keinen richtigen Anhaltspunkt. Bis dann plötzlich aus dem Nichts Jane Fuller (Gretchen Mol) auftaucht und als Alleinerbin der Firma die Abschaltung des Experiments (das im 13. Stockwerk residiert) fordert. Bald überschlagen sich die Ereignisse – in der Simulation hat der Barkeeper Ashton (Vincent D’Onofrio) Hannon Fullers Brief gelesen und eine grausame Wahrheit erfahren, die eigentlich gar nicht für ihn gedacht war…
Ashton (Vincent D'Onofrio)
Ashton (Vincent D’Onofrio) erkennt die Wahrheit…

Wie von Filmen zum Thema Was ist die Realität? gewohnt, ist auch hier die Handlung auf den ersten Blick etwas verwirrend. Erst das Ende bringt eine Aufklärung, die aber nicht sonderlich befriedigend ist. Denn wie bereits erwähnt: die hier umgesetzten technischen Ideen aus dem Jahre 1964 wirken heutzutage altbacken und unpassend. Durch William Gibsons Romane wurde eine Entwicklung ausgelöst, die »The 13th Floor« völlig ignoriert. Natürlich ist die zentrale Idee – nämlich die Frage, wie man selbst erkennen kann, ob man sich vielleicht nur in einer Simulation befindet – immer noch einen Film wert, aber nicht in dieser Form.

Außerdem gibt es bereits seit 1973 eine sehr gute Umsetzung dieses Romans. Mit »Welt am Draht« schuf Rainer Werner Fassbinder einen zweiteiligen Fernsehfilm, der »The 13th Floor« trotz seines Alters immer noch um Längen schlägt!

Denn »The 13th Floor« ist ein nur wenig mitreißender Film, der im Kino richtig verloren wirkt. Craig Bierko wirkt so, als ob er gerade einem Werbespot für After Shave entsprungen wäre, und Vincent D’Onofrio erinnert frappierend an Brent Spiner in »ID4«. Und Gretchen Mol allein rettet mit ihrem hübschen Gesicht den Film nicht… Und noch ein Tip: es lohnt nicht, sich die Originalfassung anzusehen, denn Armin Müller-Stahls Englisch ist gar grauslig anzuhören!

Jane Fuller (Gretchen Mol)
Jane Fuller (Gretchen Mol)
Fazit: Wer einen spannenden SF-Film erwartet, wird hier enttäuscht das Kino verlassen. Im Pantoffelkino daheim aber mag eine Videofassung mal einen langweiligen Abend retten…

© ColumbiaTristar (Bildmaterial)

The Thirteenth Floor (1999)
Regie: Josef Rusnak
Drehbuch: Josef Rusnak, nach einer Vorlage von Daniel F. Galouye
Produktion: Ute Emmerich, Roland Emmerich, Marco Weber


Ein Kommentar

Kommentare sind geschlossen.