Es wundert mich nicht, daß man den unkenden Zwerg Yoda später auf einem einsamen Morastplaneten ausgesetzt hat: Seinen Jedi-Kumpels ging dessen nöliges Gefasel mit den Jahren offenbar auch auf den Geist. Im neuen Star Wars-Film ist Yodas Auftritt gottlob relativ kurz und nicht so einschläfernd langatmig, wie in »Das Imperium schlägt zurück« und »Die Rückkehr der Jedi-Ritter«. Gleichwohl warnt das runzelige Spitzohr wieder vor der Finsternis: »Erbsen führen zu Bohnen, Bohnen führen zu Durchfall und Durchfall führt zur dunklen Seite der Macht.«
![]() Königin Amidala (Natalie Portman)
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Auf Naboo stolpern die Zwei über den Gunganer Jar Jar Binks. Der trottelige Eingeborene, dessen Dialekt noch ein paar Nummern grausamer als der von Yoda ist, führt die Jedi-Ritter in seine Heimatstadt. Diese liegt auf dem Grunde von etwas, was von oben oben wie ein Tümpel im Wald aussieht und von unten wie ein Ozean.
Der »Boss« dort unten verweigert seine Mitarbeit und schenkt unseren Helden zur Strafe den Tollpatsch Jar Jar. Har har. Zum Glück kennt der eine Abkürzung zur Hauptstadt, in welcher Königin Amidala regiert.
Oder sollte man sagen: regierte? Denn die Eroberer haben der Königin des dicken Makeups mittlerweile eine ganz besondere AVON-Beratung angedeien lassen. Man schnappt sie, und führt sie zum Ausdünsten ein wenig an der frischen Luft spazieren. Gut, daß da zufällig gerade Jinn und Tonic des Weges kommen, welche eine spontane Beifreiungsaktion starten. Die Wachrobots der Baureihe „Valium“ reagieren genreüblich langsam: Bevor die Maschinen begreifen, was geschieht, haben sie schon eine Altmetallsammlung eröffnet.
![]() Anakin Skywalker (Jake Lloyd)
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C3PO wurde von Anakin Skywalker gebaut, der damit scheinbar der Vater von beinahe jeder Figur aus den Fortsetzungen ist. Der Kleine »Annie« muß, um seine Freiheit zurückzugewinnen, ein Podracer-Rennen gewinnen.
Wer an dieser Stelle meint, dies wäre doch etwas an den Haaren herbeigezogen, liegt genau richtig. Aber man mußte dieses tolle Computer-Rennspiel wohl noch irgendwie unterbringen – schließlich ist mit Merchandising mehr Geld zu machen als mit teuren Kinofilmen. Das Rennen ist wirklich spektakulär ausgefallen, wenngleich man etwas die Einblendung „Dauerwerbesendung“ vermißt.
Wir lernen hier den Senator Palpatine näher kennen, einen Vertrauten der Königin von Naboo. Wer in den bisherigen STAR WARS-Teilen aufgepaßt hat, weiß, daß Palpatine später der Imperator und Chef von Darth Vader wird. Königin Amidala und der verräterische Senator, der im Verlauf des Films Kanzler des Senats wird, sind auch schon die interessantesten Figuren des ganzen Films. Obi Wan Kenobi bleibt dagegen blaß und wirkt unselbstständig (seine liebste Dialogzeile ist: »Ja, Meister!«. Annie Skywalker ist mir persönlich zu neunmalklug, den Frauen im Publilum wird aber wahrscheinlich eher seine Begegnung mit seiner künftigen Frau (Amidala) gefallen: »Bist Du ein Engel?«
An dieser Stelle sind wir in den faseligen Teil des Films geraten: Jede Hauptperson muß scheinbar erst einmal mit der anderen ein paar Worte austauschen. Danach folgt auch schon gleich das Finale. Schade, daß der Aufbau eines Spannungsbogens bis dahin völlig mißglückt ist. So richtig mitreißend ist die Handlung nämlich nicht, sie plätschert belanglos vor sich hin und hält einen durch nette Special Effects bei Laune.
Der Schluß wirkt somit reichlich konstruiert: Die Gunganer müssen auf Naboo gegen ein Robotheer kämpfen. Ein Krieg, der vollkommen am Computer der Filmemacher hergestellt wurde – politisch korrekt bis zum Erbrechen. Die Königin und Ihre Getreuen erstürmen derweil ihren eigenen Palast, Obi und Qui kämpfen gegen Darth Maul und Annie Skywalker erledigt in einer Raumschacht die feindliche Roboterkontrollstation. Wofür die wohl gut sein sollte? Kein Wunder, daß das Imperium später auf Männer in weißem Plastik gesetzt hat.

Insgesamt ist EPISODE 1 ein Film, den man vielleicht nicht begeistert verläßt, der aber gleichwohl nett unterhalten kann und für Gesprächsstoff für die nächsten Jahre sorgt. Und wenn dann im Jahre 2012 die Super-Extra-Special-Edition der ersten drei Filme herauskommt, können wir endlich erleben, wie Jar Jar Binks durch den farbigen Schauspieler ersetzt wird, der dem Computerwesen bislang als Stand-In diente. Und George Lukas wird sagen: „Endlich konnte ich den Film so drehen, wie ich ihn mir schon immer vorstellte“.
Und bis dahin können wir darüber spekulieren, ob im nächsten Teil Obi Wan Kenobi einen Bart hat – oder wieder nur die Geschichte.
© Ulrich Bettermann (Text), Lucasfilm (Bildmaterial)
OT: STAR WARS: Episode 1 – The Phantom Menace
USA 1999, 136 Minuten
Regie & Buch : George Lucas – Darsteller: Liam Neeson, Ewan McGregor, Natalie Portman, Jake Lloyd, Ian McDiarmid, u.a.
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