»Der goldene Kompass« (2007)

Am 6. Dezember 2007 startet der »Der Goldene Kompass« in den deutschen Kinos. Doch worum geht’s denn da?

Zum Inhalt:

Lyra Belacqua (Dakota Blue Richards) ist erst zwölf Jahre alt, kennt aber genau den Unterschied zwischen aufgepfropften Verhaltensmaßregeln und ihrem angeborenen Sinn für Recht und Wahrhaftigkeit. Das rebellische Waisenkind lebt am Jordan College in Oxford, gehört aber auch einer von vielen Parallelwelten an – unsichtbaren, unberührbaren Dimensionen, in denen sich die Menschheit unmerklich weiterentwickelt.

Doch Lyra ist in ihrer Welt niemals allein – stets wird sie von ihrem Dæmon, dem kleinen, wandelbaren Tier namens Pantalaimon begleitet. In unserer Welt wohnt die Seele still und unsichtbar im menschlichen Körper – in Lyras Welt ist der Dæmon ein lebenslanger Gefährte.

Doch Lyras Welt verändert sich. Die alles beherrschende Verwaltung namens Magisterium unterjocht die Bevölkerung – im Zuge dunkler Machenschaften werden zahlreiche Kinder von den geheimnisvollen Gobblern gekidnappt. Auch die Kinder des Seefahrer-Volkes der Gypter werden entführt, und sie berichten von Gerüchten, dass die Kinder in ein Forschungslabor im Norden verschleppt und dort unaussprechlichen Experimenten ausgesetzt werden.

Als Lyras bester Freund Roger (Ben Walker) verschwindet, schwört sie, ihn zu retten – und wenn sie bis ans Ende der Welt gehen muss.

Lyras ebenso eleganter wie ungehobelter Onkel, der Forscher Lord Asriel (Daniel Craig), macht sich zur gleichen Zeit auf, um ein rätselhaftes, „Staub“ genanntes kosmisches Phänomen zu untersuchen, dessen Ursprung er in den Sphären des Nordlichts über dem eisigen Polarkreis vermutet.

Lyra will ihren Onkel unbedingt begleiten, doch der lehnt kategorisch ab. Eine zweite Chance bekommt sie, als eine Wissenschaftlerin aus der Stadt das College besucht: Die attraktive Forscherin und Weltreisende Mrs. Coulter (Nicole Kidman) zaubert Lyra aus ihrer bisherigen Umgebung fort und lockt sie mit Londoner Abenteuern.

Zuvor hat Lyra ein seltsames, uraltes Instrument namens Alethiometer erhalten: Es soll seiner Besitzerin wahrsagen können – wenn sie herausbekommt, wie man es benutzt.

In Lyras Welt erzählt man sich den Mythos von einem Kind, das dazu bestimmt ist, die Macht des Schicksals zu brechen: Das Kind wird seine Geschichte selbst in die Hand nehmen – und es wird in dem bevorstehenden Krieg eine entscheidende Rolle spielen. Könnte Lyra als Rogers Retterin dieses Kind sein?

Unerwartete Hilfe bekommt Lyra von den gyptischen Seefahrern, einer geheimnisvollen Hexe, einem riesigen Panzerbär und einem texanischen Ballonfahrer. Ihre Abenteuer führen sie über die Meere und durch den Himmel bis in die Wildnis des eisigen Nordens, wo sie die Geheimnisse der menschlichen Seele ergründet.

Ein gewaltiger Krieg steht bevor – er bedroht nicht nur ihre Welt, sondern alle Parallelwelten jenseits der Nordlichter. Um ihn zu verhindern, wird Lyra die neu gewonnenen Erfahrungen brauchen. Und sie wird all ihren Mut aufbringen müssen.

Zur Produktion:

Um die neuesten technischen Entwicklungen in ihre Produktion zu integrieren, stellten Regisseur Weitz und die Filmemacher ein Team von Künstlern, Technikern und Handwerkern zusammen, die die Parallelwelt in „Der Goldene Kompass“ schaffen.

Produktionsdesigner und Oscar-Preisträger Dennis Gassner konzipierte mit Weitz jedes Detail vom College in Oxford bis zur Schneewüste am Nordpol, wo die Panzerbären zu Hause sind, von den Londoner Raffinessen der Mrs. Coulter über den geschäftigen Nordmeerhafen Trollesund und den Eispalast des Eisbärkönigs Ragnar Sturlusson bis nach Bolvangar, wo Lyra die entführten Kinder entdeckt. Für dieses Projekt waren Hunderte von Mitarbeitern erforderlich, die eine komplette Welt buchstäblich aus dem Nichts erschufen. Die Figuren und ihre Dæmonen mussten perfekt aufeinander abgestimmt werden – und zwar mit einer Kombination aus real gefilmten und digitalen Effekten. Außerdem brauchte man ein funktionierendes Alethiometer – den goldenen Kompass des Titels – sowie Zeppeline, Kutschen, Himmelsfähren, Panzerbären, fliegende Spione, Boote, Lastkähne, beispiellose Maschinen und Kunstwerke eines parallelen Zeitalters.

„Es geht immer nur um die Übertragung von uns verständlichen Begriffen in eine völlig andere Sprache“, stellt Gassner fest. „Für diesen Blick in eine andere Welt, die uns bekannt vorkommt, aber doch ganz einzigartig ist, brauchen wir also eine ganz neue Handschrift. Ich nenne das ,Klittern‘: Wir verwenden ein Element und kombinieren es mit einem anderen, um etwas Neues zu schaffen. Es kommt zu einer Fusion, zu einem Hybrid – genau das ist der Film in Bezug auf die Ausstattung. Man verbindet Ideen mit Konzepten, theoretische mit physikalischen Dimensionen.“

Gassner und sein Team – das von den Ausstattern Richard Johnson, Andrew Nicholson und Chris Lowe, Innenrequisiteurin Anna Pinnock, Requisiteur Barry Gibbs und Bauleiter Andrew Evans geleitet wurde – erweckten die detailreiche Welt des Buches zum Leben.

Bei der Gestaltung des Jordan College verwendete Gassner die Außenansichten vorhandener Gebäude in Oxford, Greenwich und Chatham sowie Innenräume, die komplett in den Shepperton Studios gebaut wurden. „Als ich erstmals nach Oxford fuhr, führte mich Philip Pullman durch die Stadt – er kennt die Universität und den Ort besser als alle anderen“, erinnert sich Gassner. „Unsere Mitarbeiter sind im Team dabei, weil sie die Bücher schätzen. Mit dem Regisseur habe ich mich ausführlich über die emotionale Atmosphäre des Films unterhalten – jetzt ging es darum, diese Atmosphäre konkret zu gestalten.“

Manche Sets richtete man in dem prächtigen Hedsor House in Buckinghamshire ein. „Wir übernehmen die Grundstruktur der Villa, haben aber äußerlich viel verändert, um sie der von uns geschaffenen Welt anzupassen“, sagt Gassner. „Ein weiterer realer Schauplatz war das Londoner Park Lane Hotel – es bildet den Hintergrund für die Restaurantsequenz und den Frisörsalon.“

Die Shepperton Studios wurden von der Produktion praktisch komplett mit Beschlag belegt – in großen Studiohallen richtete sich die Ausstattungsabteilung ein, in einer Schmiede entstanden die für den Film notwendigen umfangreichen Messingarbeiten, hinzu kamen die Kostümschneiderei und Büros. In weiteren Studiohallen installierte man Greenscreens, Flugapparaturen und die bis ins letzte Detail eingerichteten Innenschauplätze.

In der Schmiede entstanden etliche Versionen des rätselhaften Instruments, das Alethiometer genannt wird. Es handelt sich um „eine Uhr mit magnetischen Eigenschaften“, berichtet Gassner. „Wobei der emotionale Gehalt des Geräts eine entscheidende Rolle spielt. Die Geschichte der Zeit, der Evolution lässt sich mit nichts vergleichen – deshalb wollten wir ein magisches Instrument in den Mittelpunkt stellen, das aus der Zeit-Familie stammt.“

Pullman zeigte Gassner im Mechanik-Museum Ausstellungsstücke, die ihn zu dem Instrument inspiriert hatten. „Das Alethiometer ist letztlich eine Kombination all dieser Einflüsse“, erklärt der Produktionsdesigner. „Die Summe seiner Einzelteile. Viele meiner Teamarbeiter konzentrierten sich auf die Symbolik, auf die Funktionen und Lyras Anwendung des Instruments. So entsteht ein kleines Teilstück des Puzzles. Unsere Aufgabe bei diesem Projekt ist es, für jeden Einzelbereich das rechte Teil zu finden.“

Die Objekte wurden zunächst als Computermodelle entworfen und dann in eine ganz neuartige Prototyp-Maschine übertragen, die aus Computervorlagen dreidimensionale Kunstharzmodelle herstellt. Die Modelle wurden überarbeitet, graviert, mit Kupferstichornamenten versehen und entsprechend den jeweiligen Anforderungen mehr oder weniger detailliert bemalt. „Einige Modelle sollten zum Ablesen der Funktionen verwendet werden, anderen sollten zu Boden fallen können, oder Lyra sollte sie in ihrer Tasche herumtragen“, sagt Requisiteur Barry Gibbs. „Die alchemistischen Symbole auf dem Objekt mussten absolut präzise sein – das mussten wir von Graveuren ausführen lassen.“

Die Rüstung der Bären wurde ebenfalls in der Schmiede angefertigt, nachdem man die Bären selbst und ihre Rüstung als originalgroße Skulpturen gestaltet hatte, die man in den Computer einscannen konnte.

Ähnliche Modelle fertigte man von den einzelnen Dæmonen an – von Lyras Pan bis zu Mrs. Coulters goldenem Affen. Nur die Hunde-Dæmonen wurden von realen, dressierten Tieren gespielt.

Das Design der Gegenstände in der Parallelwelt erlebten Gassner und sein Team „als neuartig, interessant, spannend und anregend – vor allem in Zusammenarbeit mit der kleinen Lyra-Darstellerin, die diese Welt auf ihrer Reise erkundet.“

Die zweifache Oscar-Kandidatin Ruth Myers hat sich unter anderem mit den Kostümen zu „L.A. Confidential“ (L.A. Confidential) und „Emma“ (Emma) profiliert. In enger Abstimmung mit Regisseur Weitz und Gassner schuf sie Kostüme, die sich hundertprozentig in Lyras Welt einfügen und dennoch fremdartig wirken: „Ich diskutierte mit Chris Weitz die Möglichkeiten, mit unterschiedlichen Stoffen zu spielen, damit nicht alles so offensichtlich wirkt, nicht alles aus Rupfen und simplen Geweben besteht. Wir bemalten, bedruckten und färbten die Stoffe, um sie ganz unverwechselbar zu gestalten. Den Gyptern wollten wir eine ethnische Dimension geben, die aus Einflüssen aller Herren Länder besteht. Für Mrs. Coulter stellten wir uns das Ambiente der glamourösesten Epoche vor – wir landeten bei den Filmstars der 30er- und 40er-Jahre. So entwickelten sich die Kostüme.“

So chaotisch die Kleider der Hexenkönigin Serafina Pekkala wirken sollten, so eindeutig sollte der Anzug des Magisterium-Gesandten die Autorität in Lyras Welt repräsentieren. Auch Lyras Entwicklung von der frechen Göre über ihre Formung durch Mrs. Coulter bis zur Reise in den Norden sollte sehr präzise ihr wachsendes Selbstbewusstsein ausdrücken.

In Regisseur Weitz fand Myers einen ansprechbaren und erfahrenen Partner: „Chris kennt sich in dem einschlägigen Umfeld sehr gut aus. Er ist wohl der erste Regisseur, dem ich auch die außergewöhnlichsten Stichworte an den Kopf werfen kann – immer weiß er aufgrund seiner Bildung damit etwas anzufangen. Das ergab eine wunderbare Zusammenarbeit.“

„Ruth leistet traumhafte Arbeit“, sagt Weitz. „Ich stellte mir vor, dass die Kostüme das Beste aus allen Epochen vereinen und daraus einen Hybrid bilden sollten. Unglaublich, wie exakt Ruth ins Detail geht – alles sieht wirklich abgetragen und benutzt aus. Alles stimmt genau.“

Weil alle Kostüme extra angefertigt werden mussten, richtete Myers ihre Schneiderei auf dem Shepperton-Gelände ein: „Mir war klar, dass all das nur funktionieren konnte, wenn ich mich als Teil der Ausstattungsabteilung verstand und selbst eine riesige Werkstatt einrichtete.“

Das Make-up und die Frisuren vertraute man Peter King an, der mit der New-Line-Cinema-Produktion „The Lord of the Rings“ (Der Herr der Ringe) einen Oscar gewann. So war er bestens vorbereitet auf eine Riege unterschiedlicher Figuren, die parallele Welten bevölkern.

© Warner Bros. Pictures