Jetzt kommt Kurd!

Kurd Laßwitz, hierzulande eigentlich fast nur noch als Namensgeber für die gleichnamige SF-Auszeichnung bekannt, wurde 1848 in Breslau geboren und studierte von 1866 – 1870 in Breslau und Berlin Mathematik und Physik, 1873 promovierte er mit einer Arbeit »über Tropfen, die an festen Körpern hängen und der Schwerkraft unterworfen sind«. Kurd Laßwitz erhielt jedoch nie einen Ruf an eine Hochschule und so arbeitete er bis 1908 als Gymnasiallehrer in Breslau und Gotha. Unter seinen Schülern war u.a. auch ein gewisser Hans Dominik…

Auf zwei Planeten

1897 erschien mit einem Umfang von mehr als 1000 Seiten sein wichtigstes Werk unter dem Titel »Auf zwei Planeten«, daß bereits bald in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde und bis 1930 eine Auflage von 70.000 Exemplaren erreicht hatte. Unter den Nationalsozialisten wurde es als »demokratisch« eingestuft und verboten.

»Auf zwei Planeten« ist zwar einerseits ein technischer SF-Roman, allerdings war für Laßwitz als Anhänger der Lehre von Kant eine hochstehende Technik auch eng verbunden mit einer hohen Moral und Ethik. Und so kommt es in »Auf zwei Planeten« zwar zu einer marsianischen Invasion, letztendlich aber siegt die Vernunft.

Wollte man allerdings dieser Tage in einer Buchhandlung eine Ausgabe des gerade erst 100 Jahre alt gewordenen Romans kaufen, so würde man nur abschlägige Antworten erhalten, oder »Vielleicht antiquarisch…«. Denn das Hauptwerk von Kurd Laßwitz ist schon seit Jahren in keiner Ausgabe mehr erhältlich. Zuletzt erschien 1984 eine Hardcoverausgabe im Verlag »Das Neue Berlin« (die in der 3. Auflage auch noch 1990 erhältlich war), aber selbst diese Ausgabe war hier im Westen nur schwer zu bekommen (bei mir steht allerdings ein Exemplar im Regal).

Im Würzburger Fanzine »Sternenfeuer« erschien Anfang 1996 ein »offener Brief an Wolfgang Jeschke« von Horst Illmer (der u.a. bereits Anfang der 80er Jahre bei »Cosmonaut – Magazin für Science Fiction« mitarbeitete), in dem dieser Wolfgang Jeschke nach einer Neuausgabe von »Auf zwei Planeten« beim Heyne-Verlag zum 100. Jahrestag der Erstausgabe fragte.

Wolfgang Jeschkes Antwort, die in »Sternenfeuer Nr. 5« zu finden war, lautete folgendermaßen:

»So ein Buchprojekt, wie Sie es vorschlagen, wäre allenfalls von einem kleinen Verlag durchzuziehen, der sich auf Liebhaber-Ausgaben spezialisiert hat. Bei gediegener Ausstattung zum Preis von DM 98,- und einer Auflage von 600-800 Stück könnte ich mir eine Neuausgabe vorstellen, denn mehr Abnehmer sind mit Sicherheit nicht zu finden. Glauben Sie mir bitte, ich habe es immer wieder versucht, alte Kostbarkeiten als preiswerte Ausgaben unter die Leute zu bringen (Neher, Mader, auch Laßwitz), sie mußten alle verramscht werden. Selbst die preiswerten Taschenbuchausgaben fanden keine 3000 Käufer. Einen Roman mit 1000 Seiten bei den heutigen Satz- und Papierkosten als Taschenbuch zu bringen, wenn man mit allenfalls 3000 Käufern rechnen kann, ist verlegerisch ein Unding. Die Käufer von heute wollen Lesefutter, lecker, luftig, leicht, wie es die Amerikaner liefern, nicht zähledernde, höchstens literaturhistorisch interessante Saurier aus dem SF-Kambrium. Die sind höchstens was für unverbesserliche Bibliophile wie sie und mich.«

 

Auf zwei Planeten
Nun aber, und damit komme ich nun nach langer Vorrede endlich zur Pointe dieser Zeilen, findet der SF-Fan im neuen Sommer-Programm 1998 des Heyne-Verlags folgende Ankündigung:

Kurd Laßwitz – »Auf zwei Planeten«, Jubiläumsausgabe, Roman, Fester Einband, 06/8007, ISBN 3-453-13974-7, Juni ’98: Da ihre Heimat immer lebensfeindlicher wird beschließen die Marsbewohner, die Erde zu unterwerfen. Es droht ein unvorstellbarer Krieg.

Es fragt sich nun also der brave SF-Fan, WARUM denn nun plötzlich doch ein so »verlegerisches Unding« im Programm zu finden ist. Die Antwort werden wir wohl nie erhalten, aber erfreuen wir uns wenigstens daran, daß dieses Werk endlich einmal wieder (in einer hoffentlich ungekürzten Fassung) erhältlich ist!