»Eine weite, sonnenverbrannte, schwarz überkrustete, radioaktive Wüste – so ungefähr hatte man sich wohl das Dortmunder Fandom nach dem finanziellen Crash des EuroCons Trinity im Jahre 1999 vorzustellen. 70.000 Mark Schulden hat diese Veranstaltung hinterlassen.« Und trotz dieser doch recht düsteren Vergangenheit, die der Chairman Arno Behrend in seinem Vorwort im Programmheft so treffend beschreibt, fand in diesem Jahr wieder ein SF-Con in Dortmund statt, der knapp 200 Besucher anlockte und damit als Erfolg verbucht werden kann. Der Grund dafür dürfte sein, daß das neue Team vor allem mit zwei Argumenten die Fans überzeugen konnte: Qualität und Mut.
In einer Zeit, in der es sich viele deutsche Converanstalter leicht machen und statt mit einem echten Programm ihren Con einfach nur mit zwei, drei Diskussionsrunden zu MADDRAX, PERRY RHODAN und einer weiteren beliebig austauschbaren Heftserie bestreiten, ist es anerkennenswert, daß es noch Fans gibt, die mehr wagen und das Risiko eingehen auch ausländische Autoren einzuladen und sich anspruchsvollerer SF zuzuwenden.
Nach Dortmund hatten das Veranstalterteam den in Frankreich lebenden amerikanischen Autor Norman Spinrad und den deutschen Bestellerautor Andreas Eschbach eingeladen. Der dritte Ehrengast war Uwe Rosenberg – kein Buchautor, aber ein Spielentwickler u.a. im Bereich SF. Es waren aber natürlich auch weitere SF-Autoren anwesend – die zum größten Teil auch ins Programm eingebunden waren: Wolfgang Jeschke, Uwe Anton, Ronald M. Hahn, Horst Pukallus, Michael Marrak, Boris Koch und Sabine Wedemeyer-Schwiersch.
Horst Pukallus und Ronald M. Hahn
Der Stand der FANDOM OBSERVER-Crew
Für jeden Besucher gab es eine rote Stofftasche mit ein wenig Werbung (darunter auch zwei Fan-Heftromane), dem Conheft und einem Programmführer. Leider scheinen diese beiden Publikationen auf den letzten Drücker angefertigt worden zu sein, da sich dort die Rechtschreibfehler häuften und auch das Layout etwas unschön geraten war. Als sinnvolle Beilage fand sich übrigens auch noch ein Ministadtplan von Dortmund in der Contasche (leider habe ich den erst soeben beim Durchsehen entdeckt…).
Die Händlerbörse
Die Eröffnung des Cons, die in eine Rahmenhandlung gepackt war, bekam ich nur am Rande mit (ich warf nur einen kurzen Blick auf die Bühne), da ein Con für mich doch meist damit beginnt, daß man die bekannten Fans, Autoren und Freunde begrüßt. Am frühen Nachmittag hielt Dr. Metin Tolan zwei Vorlesungen zum Thema »Technik und Star Trek« und »Facts und Fiction« ab. Der sonst an der Uni Dortmund tätige Physik-Dozent hatte einen wirklich perfekt aufbereiteten Vortrag vorbereitet, der die Kultserie Star Trek aus wissentschaftlicher Sicht beleuchtete. Darauf folgte eine Podiumsdiskussion über Kleinverlage. Leider aber redete sich diese Runde aus Kleinverlegern wieder einmal vor allem über das Thema „Book on Demand“ die Köpfe heiß, während andere, interessantere Aspekte nur kurz angesprochen wurden oder ganz unberücksichtigt blieben. Aber das große Interesse des Publikums zeigte, daß Kleinverlage heutzutage mit einem ausgewählten Programm gute Chancen haben neben den wenigen „Großen“ zu bestehen.
Herumlungernde Fans
Paprikaschnitzel mit Pommes – zwar auf einem Pappteller serviert, aber trotzdem lecker
Kaffeeklatsch mit Andreas Eschbach
Die Samstagabendshow
Arno Behrend und Birgit Fischer befragen Wolfgang Jeschke
Als ich um 13:20 Uhr schließlich in Richtung Hauptbahnhof enteilen mußte, fand ich es doch ärgerlich, daß das Programm am Sonntag noch bis nach 16 Uhr stattfinden sollte.
Alles in allem ist der Dortmunder Fans eine SF-Veranstaltung gelungen, die laut offiziellen Angaben 190 Besucher anlockte. So ist es auch nicht verwunderlich, daß die Recken von ConZiel e.V. (so der Name des Veranstaltervereins) bereits jetzt für 2003 planen – am 3. und 4. Mai 2003 ist es dann wieder soweit. Ich werde auf alle Fälle wieder da sein!
Zum Schluß noch zwei kleine Anmerkungen: an anderer Stelle im Internet findet sich ein sogenannter »Conbericht« eines Besuchers des Dort.Cons, der den ganzen Samstag anscheinend nur am Stand seines Clubs verbrachte und keinen einzigen Programmpunkt besuchte. Infolge bezeichnet der Autor dieses Berichts den Con auch als langweilig und überteuert. Man fragt sich ja dann doch, was er erwartet hatte: daß die Ehrengäste sich alle bei ihm persönlich vorstellen und die Besucher seinen Clubstand stürmen? Allerdings wird der Autor feststellen, daß er sich mit seinen Zeilen vor allem eins macht: lächerlich.
Wer sich über das finanzielle Debakel rund um Trinity und den mitveranstaltenden Bundesverband Area+49 (der heutzutage gerne von einigen ehemaligen Mitgliedern totgeschwiegen wird) informieren möchte, findet bei SF-Fan.de hier einen guten Einstiegspunkt. Viel Spaß beim Lesen!
Fotos: Günther Freunek & Florian Breitsameter