Viele Klassiker der Science Fiction beginnen bereits mit einem ersten Satz, der einen staunen, nachdenken und vor allem neugierig werden lässt. Egal ob Dystopie, Space Opera oder Social Fiction: die Science Fiction wartet mit vielen einzigartigen und spannenden ersten Sätzen auf. In dieser Rubrik werden wir regelmäßig bekannte und vielleicht weniger bekannte erste Sätze und Romananfänge vorstellen.
1995 veröffentlichte der australische Autor Greg Egan (geb. 1961) seinen Roman »Distress« (1999 bei Heyne unter dem dt. Titel »Qual« erschienen), der Leser mit einer wahren Flut an Ideen überwältigte. Ausgehend von einem ersten Satz, der an Philip K. Dicks legendären Roman »Ubik« erinnert, schöpft Egan das Repertoire voll aus: er erzählt eine Geschichte in einer Welt, die dadurch geprägt ist, dass Fortschritte in der Gen- und Biotechnologie, Nanotechnologie und der Informationstechnologie die Gesellschaft komplett umgekrempelt und tiefgreifend verändert haben. Auf einer künstlichen Insel erlebt die Hauptperson, ein Journalist, der eigentlich über die der Entdeckung einer vereinheitlichten Theorie, einer Weltformel, berichten soll, absurde Abenteuer mit physikalischen Terroristen, freiwilligen Autisten, die auf ihre Sinnesorgane verzichten und eine neue Art Mensch mit fünf verschiedenen Geschlechtern. Vielleicht verliert Greg Egan über all diese Ideen seine Handlung etwas aus den Augen, doch nichtsdestotrotz beweist schon der erste Satz, dass den Leser hier etwas Besonderes erwartet…
Und so beginnt der Roman:
Gut. Er ist tot. Sie können jetzt mit ihm reden.
Übersetzung von Bernhard Kempen
Und im Original:
All right. He’s dead. Go ahead and talk to him.
Anmerkung: Greg Egans letzte drei Romane »Schild’s Ladder« (2002), »Incandescence« (2008) und »Zendegi« (2010) sind bislang leider nicht in Deutschland erschienen.