Filmkritik: »Raumpatrouille Orion – Rücksturz ins Kino« (2003)

Elke Heidenreich als Helma Krap
Nach dem Erfolg seines Science Fiction-Märchens »Independence Day« wollte sich der mittlerweile fest in Amerika verwurzelte deutsche Regisseur Roland Emmerich in den Neunziger Jahren an der Wiederbelebung eines alten deutschen SF-Mythos versuchen. In Zusammenarbeit mit ProSieben sollte eine Neuauflage des Science Fiction-Kults »Raumpatrouille Orion« entstehen, doch bekanntlich wurde daraus nie etwas. Dank der Münchner Bavaria Film GmbH heißt es nun jedoch für Commander Cliff Allister McLane (Dietmar Schönherr) und die Besatzung des schnellen Raumkreuzers Orion doch noch: »Rücksturz ins Kino!«. – Deutschlandstart: 24. Juli 2003
Wer nun allerdings glaubt, daß jetzt eine neue Generation an Weltraumhelden zum Einsatz aufbricht, der hat sich zum Glück getäuscht. »Raumpatrouille Orion – Rücksturz ins Kino« ist der Versuch aus der 37 Jahre alten, siebenteiligen Fernsehserie ein kompaktes und spannendes Kinoabenteuer für ein neues Jahrtausend zu zaubern. Lediglich die eingefügten Newsflashes der »Sternenschau« mit Elke Heidenreich als Nachrichtenoffizier Helma Krap wurden dafür neu gedreht, wie man von Seiten der Bavaria nicht müde wird zu betonen.

Doch leider muß man der wohlmeinenden Aussage der Macher, daß der nun in ausgewählten Kinos gezeigte Producer’s Cut von Raumpatrouille Orion „(…) ein spannendes, in sich geschlossenes Weltraumabenteuer“ bietet, enttäuscht widersprechen. Der Zusammenschnitt von eigentlich nur drei der sieben Folgen der phantastischen Abenteuer der Raumschiffs Orion zu einem 90-minütigen Kinofilm ist ein Flickwerk, daß weder so recht fesseln, noch begeistern will. Es fehlen nämlich einfach zu viele wichtige Szenen, als das am Ende noch eine logische Handlung übrig bleiben würde. Denn kaum, daß die Besatzung der Orion zum Patrouillen-Dienst strafversetzt wurde, stoßen sie schon auf die außerirdischen und offenbar feindlichen Frogs (Feindliche Raumschiffe Ohne Galaktische Seriennummer). Da bleibt keine Zeit für langes Nachdenken oder Untersuchungen darüber, was die Extraterrestrier wohl von der Menschheit wollen, denn schon Minuten später muß die Orion gegen eine gesteuerte Supernova antreten.

Die Crew der Orion

So ergibt sich schnell der Eindruck, daß da jemand unbedingt aus einem alten Klassiker ein modernes und rasantes Weltraumabenteuer zusammenschneiden wollte, dabei aber irgendwann keine rechte Rücksicht mehr auf die innere Logik nehmen wollte. Wie könnte es sonst sein, daß man als Zuschauer immer wieder das merkwürdige Gefühl hat, daß da irgend etwas »fehlt«, wenn wieder einmal eine Lagebesprechung zurechtgeschnipselt wurde? Oder wie kommt’s, daß uns schon zu Beginn Helma Krap (die seltsamerweise das Symbol des Galaktischen Sicherheitsdienstes an ihrer Jacke trägt), von der neuen Waffe namens Overkill berichtet, die wir doch erst über eine Stunde später erstmals im Test sehen?!

Es ist schade, daß es nicht besser gelungen ist, den logischen Zusammenhang beizubehalten, denn die Orion und ihre Abenteuer sind auf der großen Leinwand betrachtet immer noch ein Augenschmaus. Zwar natürlich im Fernsehformat, aber dafür mit einer immer noch überraschend guten Tricktechnik und einem Brückendesign, daß Captn. Kirk von der USS Enterprise vor Neid erblassen lassen würde.

Denn für das heutige Publikum ist das Rowenta-Bügeleisen auf der Steuerkonsole längst zum Kultobjekt geworden, und auch die zahllosen Joghurtbecher an der Decke und die glänzenden Wasserhähne und Bleistiftspitzer mit denen Commander Cliff Allister McLane (Dietmar Schönherr) auf der Brücke umgeben ist, zeugen vom Einfallsreichtum der damaligen Filmemacher, die sogar den Münchner Königsplatz kurzerhand zur Startrampe der Orion umbauten. Die unfreiwillige Komik dieser für den heutigen CGI-verwöhnten Kinobesucher teilweise doch etwas unbeholfen wirkenden Sets, macht aber auch den Charme der Orion-Serie aus. Vielleicht wirkt es deshalb auch so unpassend, wenn in den wenigen neuen Szenen Helma Krap immer wieder davon spricht, daß alles »galaktisch gut« wird, aber man statt dessen dann plötzlich mit einer Werbung für die TV Spielfilm und den kommenden Kinofilm von Bully Herbig überfallen wird.

Ganz klar, solche eine plumpe Vermarktung hat die tapfere Crew nicht verdient. Man fragt sich sowieso, ob bei dem rasanten Tempo, daß der Film anschlägt, überhaupt dem Publikum noch Zeit bleibt, um zu bemerken, daß der überhaupt nicht asiatisch aussehende Schauspieler F.G. Beckhaus damals einen Quoten-Japaner namens Atan Shubashi verkörpern durfte, oder daß Wolfgang Völz alias Leutnant Mario de Monti, mittlerweile zumindest als Sprecher eine Beförderung erhalten hat und jetzt jeden Sonntag einen Auftritt als Käptn. Blaubär hat?!

Da dann auch noch der Schlußgag nach dem kurzen Abspann vom übereifrigen Filmvorführer mittendrin gekappt wurde, bleibt letztlich nur noch eines als Fazit zu sagen: Statt dem etwas chaotischen Zusammenschnitt im Kino, sollte man sich lieber gemütlich mit Freunden noch einmal alle sieben Episoden auf VHS oder DVD ansehen. Denn die sind tatsächlich »galaktisch gut« – und ungeschnitten!

© Florian Breitsameter (Text), Bavaria Film GmbH (Bild)