»A long time ago in a galaxy far, far away…«
So beginnt der Film, aber danach kommt kein Lauftext, weil dies ja kein Film aus der »normalen« Episoden-Reihe ist. Dies ist eine »Star Wars Story«, eine weitere Geschichte aus dem Star-Wars-Universum. Dies ist der erste Star-Wars-Film in dem nicht einziges Mal der Name Skywalker fällt. Aber in anderer Hinsicht bleibt man sich treu: es geht los mit einem Blick auf den Weltraum und dann einem Schwenk auf ein Raumschiff, in diesem Fall einen Sternzerstörer. Worum es geht beschreibt der Pressetext zum Film in einem Satz so: Erzählt wird die Geschichte einer Gruppe ungleicher Helden rund um die junge Rebellin Jyn Erso (Felicity Jones), die sich zusammenschließen, um die geheimen Pläne des gefürchteten Todessterns zu stehlen, der gefährlichsten Waffe des Imperiums. Mehr gibt es in diesem Fall nicht als Inhaltsbeschreibung. Weil ich kein Freund von Spoilern bin und es ziemlich blöd finde, wenn man in einer Filmkritik vor allem die Geschichte des Films nacherzählt, hier nur noch ein ganz klein wenig mehr an Information: der Wissenschaftler Galen Erso (Mads Mikkelsen) wird zu Beginn des Films vom imperialen Truppen unter der Ägide von Orson Krennic (Ben Mendelsohn) dazu gezwungen seine Heimat zu verlassen, um an der Entwicklung einer neuen Waffe für das Imperium zu arbeiten. Seine Tochter, damals noch ein kleines Mädchen, kann den Truppen entkommen, doch später holen sie die Ereignisse von damals wieder ein.
Wie gesagt – in »Rogue One: A Star Wars Story« erfahren wir endlich, wie die Rebellen an die Pläne des Todessterne gelangten. Und wir erfahren auch, warum dieser überhaupt so einen gravierenden Designfehler hatte. Dies ist auch kein Märchen von übermorgen, dies ist auch keine lustige Geschichte um einen unglaublich geschickt geplanten und trickreichen Raubzug. Jyn Ersos Rebellentrupp ist keine Kopie der »Ocean’s Eleven«, es sind schlichte Rebellen, die einen eigentlich aussichtslosen Kampf gegen das Imperium wagen. Sie haben keine Jedikräfte, sie haben nur ihren Mut und ihre Hoffnung, dass sie mit ihrem Einsatz etwas verändern und das schlimmste verhindern können. Insofern erwarten uns hier mehr Kämpfe als in jedem anderen Star-Wars-Film, eine drückendere Stimmung und vor allem weniger Humor (für den eigentlich nur der neue Roboter sorgt). Star Wars ist mit diesem Film erwachsener geworden.
»I’m one with the Force, the Force is with me.«
Da wir das Ende des Films kennen, denn »A New Hope« beginnt ja genau damit, dass Prinzessin Lea die gestohlenen Pläne für den Todesstern an R2D2 und C3PO übergibt, wissen wir, dass Jyn Ersos Mission erfolgreich sein wird. Aber der Weg dorthin ist die Geschichte dieses Films. Und Gareth Edwards und die Drehbuchautoren haben mit allen Mitteln daran gearbeitet diese Geschichte in die Kontinuität der bisherigen Episoden einzupassen. Und zwar möglichst perfekt in allen Details einzupassen. Das führt zu spannenden Gastauftritten von bekannten Figuren aus Episode IV, die deutlich besser funktionieren, als so manche Szene aus »The Force Awakens«. Detail für Detail wurde erkannt, begriffen und hier umgesetzt.
»Rogue One« ist der deutlich bessere Film als Episode VII in vielen Aspekten, denn trotz des bekannten Endes ist er deutlich origineller erzählt und funktioniert in sich auch besser. Er erweitert unseren Blick auf das Star-Wars-Universum, weil er uns die kleinen, später vergessenen Helden zeigt, ohne die Luke Skywalker niemals hätte erfolgreich sein können (und übrigens auch viele neue Planeten, die wir noch nicht kannten). Fast könnte man sogar sagen, es wäre der perfekte Star-Wars-Film, wenn er nicht manchmal fast schon zu emotionslos seine Geschichte erzählen würde. Man würde sich wünschen, Gareth Edwards hätte noch eine halbe Stunde mehr Zeit bekommen, um uns die Mitstreiter von Jyn Erso noch ein wenig mehr vorzustellen. Und die Rebellion und die Gründe dafür noch spürbarer werden zu lassen. Die Helden dieses Films hätten es verdient, und der Film hätte ein wenig mehr Gefühl durchaus vertragen können. Aber auch so ist »Rogue One« der Film auf den wir alle solange gewartet haben – nämlich der Beweis, dass Star Wars noch mehr an guten und spannenden Geschichten für uns bereithält. Und mehr kann als nur altbekanntes wieder aufzuwärmen.
Filmtitel: ROGUE ONE: A STAR WARS STORY
Originaltitel: ROGUE ONE: A STAR WARS STORY
Startdatum: 15.12.2016
Regie: Gareth Edwards
Produzenten: Kathleen Kennedy, Allison Shearmur und Simon Emanuel
Darsteller: Felicity Jones, Diego Luna, Ben Mendelsohn, Donnie Yen, Jiang Wen, Forest Whitaker, Mads Mikkelsen, Alan Tudyk, Riz Ahmed
Ich möchte dieser sehr guten und detaillierten Kritik eine alternative Perspektive entgegen setzen.
Rogue One ist – in meiner Wahrnehmung – der deutlich schlechtere Film als The Force Awakens. Wirklich schlimm ist das nicht, denn er ist immer noch gut genug. Der Film ist eine Augenweide, ein opulentes optisches Fest. Doch wo Episode VII selbstironische Distanz zeigte und vor allem mit hervorragenden Dialogen zu Punkten wusste, überschüttet uns Rogue One mit hölzernen Phrasen und einem phasenweise kaum zu ertragenden Pathos. Rogue One nimmt sich bei weitem zu ernst und das wird dem Film zu Verhängnis.
Ein subtiles Augenzwinkern war immer ein fester Bestandteil der Star Wars Filme und ein nicht unwesentlicher Grund ihrer unterhaltsamen Leichtigkeit. Von dieser Leichtigkeit versucht Rogue One abzuweichen. Der Film versucht, sich an einen zynischen Zeitgeist anzubiedern. Ein Zeitgeist der von einer vergleichsweise düsteren und eher humorlosen Perspektive dominiert wird. Über weite Passagen wirkt Rogue One nicht wie „eine eigenständige Star Wars Story“, sondern wie ein patriotisch überladener zweitklassiger Vietnamfilm, inklusiver der pathetischen Monologe, bei denen man im Kino am liebsten vorspulen würde.
Mehr als allen Star Wars Filmen bisher fehlt Rogue One der augenzwinkernde Charme seine Ursprünge. Hinzu kommt eine geradezu fahrlässig schwache Charakterzeichnung. Jeder, der den Film gesehen hat, ahnt, warum man sich mit den Charakteren so wenig Mühe gegeben hat. Warum sich Mühe geben, wenn … Wie auch immmer, faszinierende Persönlichkeiten wie zum Beispiel Kylo Ren sucht man hier leider vergeblich.
The Force Awakens ist sicher der beste Star Wars Film seit „The Empire Strikes Back“. Dass die hohe Messlatte, die dieser Film gelegt hat, nicht von jedem folgenden Filme erreicht werden kann, musste klar sein. Doch wenn sich die kommenden Filme an Rogue One orientieren, dann wird Disney diesen Erzählkosmos in dieselbe optische beeindruckende Bedeutungslosigkeit führen, wie dies schon mit den Star Trek Filmen geschehen ist.
Episode VIII ist nicht zu Unrecht die am meisten erwartete Filmpremiere des Jahres. Er wird zeigen, welchen Weg Star Wars nimmt. Eine pathetische Ballerorgie mit hohen Schauwerten (Rogue One) – also Hollywoods überliche Massenware – oder eine differenzierte und würdevolle Weiterführung einer farbenprächtigen Space Fantasy.