Hinweis: Diese Kritik ist spoilerfrei! Schniefend sitze ich im Kino. Mich hat eine Erkältung erwischt und eigentlich gehöre ich ins Bett. Aber wenn der erste neue »Star Wars«-Kinofilm gezeigt wird, dann schluckt man eben eine Ibuprofen, lutscht Hustenbonbons gegen das Kratzen im Hals und geht ins Kino! Als sprichwörtlicher SF-Fan halten ein paar Bazillen einen sicherlich nicht davon ab Luke Skywalker, Han Solo und Chewbacca und andere Helden meiner Kindheit noch einmal zu erleben.
Die Pressevorführung beginnt um 13:30 Uhr, aber als ich kurz nach 13 Uhr im Kino eintreffe, sind schon mindestens 50 Leute da. Normalerweise ist es da noch ruhiger, aber bei Star Wars werden auch erfahrene Journalisten nervös. Ich ergattere mit etwas Mühe noch einen guten Platz und halte Taschentücher für die verschnupfte Nase bereit. Das Publikum ist diesmal fast ausschließlich männlich – da haben sich in den Redaktionen wohl vor allem die Männer die Einladungen gesichert. Und die plaudern über ihre Erwartungen an den Film, der bereits jetzt alleine schon mit den Vorverkaufszahlen für die Kinotickets Rekorde bricht. Star Wars ist zurück im Kino und viele sind einfach auch ein wenig stolz, dass sie zu den Auserwählten gehören, die diesen von unzähligen Fans heiß erwarteten Film jetzt schon sehen dürfen.
Für mich ist »Star Wars« immer noch die Originale-Filmtrilogie und irgendwie auch immer noch »Krieg der Sterne«, denn so hießen die Filme damals im Kino. Und genau an diese will Disney mit J.J. Abrams’ Hilfe anschließen. War ursprünglich nur eine neue Trilogie geplant, so sieht es jetzt danach aus, als würde Disney einfach so lange neue SW-Filme raushauen, bis schließlich irgendwann der Erfolg ausbleiben wird. Ob diese Gleichung aufgeht, hängt vom Erfolg von »The Force Awakens« ab. Aber man hat alles getan, um den Erfolg möglich zu machen. Han Solo, Leia, Chewbacca, R2D2, C3PO, der Millenium Falcon – alle sind wieder zu sehen und sollen für die Kontinuität sorgen, die für diese Filme und ihre Fans so wichtig ist. Harrison Ford ist zwar mittlerweile 73 Jahre alt und sieht auch so aus – aber auch ein Han Solo wird eben älter.
Es wird endlich dunkel – aber statt des Films zeigt Disney ausnahmsweise noch zwei Trailer: Dschungelbuch und Captain America: Civil War. Der Kerl links von mir, der sich während des Wartens auf den Film schon seine ganze Cola reingepfiffen hat, springt tatsächlich auf und verschwindet auf’s Klo. Dann endlich: STAR WARS. Episode VII. Aus dem Imperium ist der First Order geworden, aus der Rebellion der Widerstand. Ich kann gerade noch lesen, dass Luke verschwunden ist und das große Rätsel ist, wo er sich versteckt hat, als der Penner vom Platz neben mir wieder zurückkehrt und dabei auf die Füße steigt.
Schwenk nach unten, ein riesiger Sternenzerstörer steigt auf und macht gleich klar – auch 30 Jahre nach »Return of the Jedi« ist das Imperium noch nicht besiegt, sondern die Bösen heißen nun »First Order« und beherrschen immer noch mit Armeen von Sturmtruppen die Galaxis. Zu ihnen gehört Kylo Ren (Adam Driver), der seinem Vorbild Darth Vader nacheifert und einen Helm trägt und General Hux (Domhnall Gleeson), der neue Tarkin.
Und was sie alle am meisten suchen, ist ein Hinweis auf den Verbleib von Luke Skywalker (Mark Hamill). Den hat der beste Pilot des Widerstandes, Poe Dameron (Oscar Isaac), der gerade noch rechtzeitig die Sternenkarte mit dem Verbleib des letzten Jedi-Ritters an seinen treuen Roboter BB-8 übergeben kann, der damit auf dem Wüstenplanet Jakku landet…
Klingt irgendwie vertraut? Klingt irgendwie wie der Anfang des allerersten Films »A New Hope«? Im weiteren Verlauf des Filmes hat man immer wieder das Gefühl das Handlungsgerüst bereits zu kennen, denn in der Tat wirkt »The Force Awakens« immer wieder wie ein Remix des ersten Films der SW-Reihe.
BB-8 landet bei der Schrotthändlerin Rey (Daisy Ridley), die davon lebt, dass sie aus einem während der Rebellion abgestürzten Sternenzerstörer (wir kennen die Szenen aus dem Trailer) Bauteile ausbaut und alleine in einem verrosteten AT-AT-Wrack haust. Und dann ist da noch Finn (John Boyega), ein Sturmtruppler, der seltsamerweise bei seinem ersten Einsatz nicht nur Angst kriegt, sondern auch ein Gewissen entwickelt.
Sie bilden die neue Generation der Star-Wars-Helden, die im weiteren Verlauf auf die alten Helden treffen und schließlich irgendwann selbst ihre Stärken und Schwächen erkennen werden.
Wie gesagt: diese Kritik ist spoilerfrei. Über den weiteren Verlauf der Handlung werde ich nichts verraten. Es wäre schade, die eine oder andere Wendung zu verraten, denn »Star Wars: A Force Awakens« bemüht sich redlich uns die eine oder andere Überraschung zu präsentieren. Der Film ist der Versuch nach den elend langweiligen Prequels wieder etwas Spannung in das SW-Universum zu bringen und vor allem den Franchise auszubauen und für eine neue Generation interessant zu machen. Aber gleichzeitig haben Abrams und Co. verstanden, dass für Fans Kontinuität sehr wichtig ist und so werden die Anknüpfungen an Episode IV, V und VI auch geschickt ausgespielt. Das fängt im Kleinen an, wenn wie schon angesprochen Wracks von Sternenzerstörern und AT-ATs an die Rebellion erinnern und wird weitergeführt mit den jeweils ersten Auftritten von Han Solo (Harrison Ford) und Chewbacca (Peter Mayhew), Leia (Carrie Fisher) und auch Luke (Mark Hamill). Und natürlich jubelte der Saal, als der Millenium Falcon zum ersten Mal sichtbar wurde.
Aber ohne zu viel zu verraten, kann man sagen, dass der Film letztlich das Problem hat, dass man sich ein wenig zu sehr an die alte Trilogie klammert. Wer »A New Hope« kennt, wird nicht nur die Figuren wiedererkennen, sondern auch die Handlungsmuster, die sich leider nicht auf die Jagd nach einem Plan im Besitz eines Roboters beschränken, sondern sich immer wieder wiederholen. »A Force Awakens« lässt es also letztlich ein wenig an Originalität mangeln, weil er so unbedingt wie die alten Filme sein will – nur vielleicht etwas bunter und größer. Im Guten wie im Schlechten. Bleibt natürlich die Frage, ob »The Force Awakens« ein guter Film geworden ist. Ja, für einen Star-Wars-Filme ist er ganz gut geworden, aber es bleibt noch jede Menge Potential für eine Verbesserung. Er ist besser als alle Prequels, aber in meiner Einschätzung wegen seiner mangelnden Originalität schwächer als die alte Trilogie.
Und eine Frage bleibt offen – von wem handeln eigentlich letztlich die neuen Filme? Ging es früher um Luke Skywalkers Geschichte, so ist nun noch offen, ob es hier um Rey gehen wird oder doch um Finn und Rey? Man darf also gespannt sein, wie es mit Rian Johnson als Regisseur von Episode 8 weitergeht. »The Empire strikes Back« hat es ja vorgemacht, dass ein zweiter Film besser sein kann als der Erste.
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Meine Urteil ist da deutlich vernichtender ausgefallen, weil ich die Storyschwäche als überaus gravierend empfinde. Es ist nicht so einfach in diesem Licht so milde Worte zu finden. Manchmal frage ich mich schon, ob ich denselben Film wie alle Anderen gesehen habe.
Meine Urteil ist da deutlich vernichtender ausgefallen, weil ich die Storyschwäche als überaus gravierend empfinde. Es ist nicht so einfach in diesem Licht so milde Worte zu finden. Manchmal frage ich mich schon, ob ich denselben Film wie alle Anderen gesehen habe.
Der Film ist der letzte Dreck!