Inhalt: Als Superman sowohl im Ausland als auch im eigenen Land in Konflikte hineingezogen wird, wird sein Handeln zum Schutz der Menschheit in Frage gestellt. Seine Verwundbarkeit ermöglicht es dem Tech-Milliardär und Bösewicht Lex Luthor, die Gelegenheit zu nutzen, um Superman endgültig aus dem Weg zu räumen. Denn seine größte Schwäche, aber auch seine größte Stärke sind sein Mitgefühl und der Glaube an das Gute im Menschen.

Kritik: Als 2006 Bryan Singers »Superman Returns« die Kinokassen nicht wie erhofft klingeln ließ, versuchte man bei Warner einen Neuanfang. In einem Interview hieß die Lösung dann: »Wir wollen bei jeder Figur auch ihre dunkle Seite hervorholen.« Zack Snyder wurde angeheuert und er setzte seine Vision 2013 mit »Superman – Man of Steel« um. Wie in all seinen Filmen hatte Snyder die Action im Griff, hier konnte nichts schiefgehen. Aber konnte er uns Superman als spannende Figur zeigen? Bei »Batman v Superman: Dawn of Justice« (2016) formulierte ich die Probleme so: »Aber mit Figuren umgehen, das wird Zack Snyder in seinem Leben nicht mehr lernen. Denn dem Film fehlt jegliche Leichtigkeit, jede Menschlichkeit, die das Marvel-Filmuniversum so erfolgreich machten. Ja, man wollte deutlich düsterer sein als Marvel, und das ist gelungen. Aber man hat dabei die Figuren auch etwas blutleer werden lassen. Sie kämpfen angeblich für etwas, das sie aber selbst nicht kennen und nicht verstehen: die Menschlichkeit.«
James Gunn macht bei seinem Superman auch nicht alles richtig, aber eines hat er verstanden: Wenn wir uns als Zuschauer für einen nahezu allmächtigen Helden interessieren sollen, dann muss diese Person auch etwas bieten, dass sie für uns interessant macht. Und dieser Superman (perfekt gespielt von David Corenswet) wirkt unglaublich menschlich. Zum ersten Mal hat man auch das Gefühl, dass Superman eben die »echte« Person ist, und Clark Kent nur eine Rolle, die er spielt. Bei Snyder war Superman oft nur eine blutleere Gottheit, die sich in Zeitlupe bewegt und über allen steht. Bei James Gunn hingegen engagiert sich aktiv gegen Ungerechtigkeiten. Ihn erzürnen Diktatoren, die sinnlose Kriege anzetteln, und er ist entschlossen, sich für eine bessere Welt einzusetzen. Sein Superman ist Teil der Menschen und teilt ihre Sorgen und ihren Ärger über das Unrecht in der Welt. Wunderbar sichtbar wird dies in einer Szene, in der Lois Lane (Rachel Brosnahan) ein Interview mit Superman/Clark Kent führt.

Der Film beginnt auch mit der Szene, die man aus dem ersten Trailer kennt – dem Absturz Supermans in der Arktis. Keine lange Einführung, die gibt’s nur als Texteinblendung. Die Welt ist bereits voller Superhelden und Schurken (Oder wie sie bei DC jetzt heißen: Metahumans), es gibt schon Green Lantern und Lex Luthor muss auch nicht erst noch böse werden, nein, er ist schon fleißig dabei, Superman zu bekämpfen. Die Menschen in Metropolis sind also Ärger gewohnt. Clark Kent ist schon längst beim Daily Planet und alle Figuren sind bereits vorhanden.
Lustigerweise sieht man übrigens nicht ein einziges Mal, wie sich Clark Kent umzieht (Wo auch? Telefonzellen gibt es ja keine mehr).

Klingt alles super? Ja, aber James Gunn hat Superman nicht nur menschlicher gemacht, sondern auch die Handlung in eine comichafte, quietschbunte Welt verlegt, in der die Akteure gerne mal komische Frisuren haben, immer völlig überdreht sind und sich wie Idioten benehmen und die Logik große Löcher haben darf. So menschlich und nahbar Superman und Lois Lane gezeigt werden, so unecht wirken viele der anderen Akteure. Sie werden zu Abziehbildern reduziert und sind eindimensionale Klischees (das fällt z.B. vor allem im direkten Vergleich mit Thunderbolts auf), die ihre lustigen Rollen spielen. Die »normalen« Menschen sind Zuschauer und Opfer, aber letztlich spielen sie keine Rolle, sie sind einfach da und wuseln herum und versuchen, die Kämpfe zu überstehen.
In Sachen Logik muss man auch über vieles hinwegsehen und man fragt sich schon, warum eigentlich trotz der Anwesenheit von Superhelden niemand früher den doch relativ simplen Plan von Lex Luthor durchschaut hat. Oder einfach mal nachgedacht hat. Überhaupt ist manches in der Handlung einfach ein wenig simpel (eine Fernsehshow scheint die Politik zu bestimmen) gestrickt, aber wie gesagt: Das ist eine Comicwelt, die nach ihren eigenen Regeln funktioniert. Da kann man dann auch Krypto akzeptieren…

Aber macht der Film Spaß? Ja, auf jeden Fall! Es knallt, es rumst, die Bösen kriegen eins auf’s Maul und der Film ist kurzweilig. Und damit ist er eine klare Empfehlung! Beim nächsten Mal aber vielleicht ein wenig mehr Charaktertiefe und etwas mehr Logik.