Originaltitel: »The Policy«
Aus dem Amerikanischen von Ulf Ritgen
Titelbild von David Madison
Taschenbuch, 476 Seiten
Bastei-Lübbe, OKtober 2009
Preis: 8,95 €
ISBN 978-3-404-16325-0
»Fieber« – so heißt der aktuell auf deutsch erschienene Roman von Bentley Little, und wie schon befürchtet, lässt sich ein Strickmuster erkennen, darum nur kurz: Wieder wird ein unbescholtener Bürger Arizonas von bösen Mächten verfolgt, wieder muss er sich ihnen stellen, diesmal hat er allerdings ein paar Freunde um sich geschart, die ihm helfen.
Diesmal ist es nicht ein dämonischer Briefträger, der dem Protagonisten das Leben schwer macht, sondern eine riesige, nicht zu fassende Versicherungsfirma. Der dämonische Versicherungsvertreter, der von Abschluss zu Abschluss stärker wird, entpuppt sich bald als über- und unmenschlich. Überflüssige bis unsinnige Versicherungen werden angeboten, eine z.B. gegen Vandalismus, und wenn sie nicht abgeschlossen wird, kommen schon am selben Abend Jugendliche und verwüsten das Geschäft einer armen Frau. Wer keine Brandversicherung abschließt, sieht bald sein Haus in Flammen aufgehen, und wer sich keine Rechtsschutzversicherung leisten will, landet schon bald unschuldig im Gefängnis. Um dort wieder herauszukommen, bedarf es einer Versicherung gegen Verurteilung – und diese wird, so man sie abschließt, gnadenlos auf Kosten Dritter durchgezogen. Hier sterben Menschen scharenweise, auch vor Kindern und Säuglingen wird nicht halt gemacht, und trotzdem liest man das Buch – und es gruselt einen nicht! Überhaupt nicht. Höchstens die Übersetzung (zu Beginn wird dauernd mit »jou« bejaht, aber irgendwann wird das wohl auch dem Übersetzer zu lästig, das soll wohl das englisch »yep« sein?). Nazisymbole und pornographische Schweinereien sollen auch hier wieder Gruseln und Horror hervorrufen, doch wie in der Geisterbahn ist man sich des billigen Effekts bewusst und sehnt doch bald die Ausfahrt aus dem ganzen Klimbim herbei.
Der Showdown findet schließlich in Mexiko statt, irgendwie hinterlässt auch das einen schalen Nachgeschmack und man ist froh, wenn für den Protagonisten endlich alles gut ausgegangen ist – ich verrate hier kein Geheimnis, denn dass die Hauptfigur überlebt und die Dämonen besiegt werden, daran hat man schon nach der Lektüre eines einzigen Bentley-Little-Romans keinen Zweifel.
Ich bin schon auf die nächsten Titel gespannt: Nach »Böse« (Originaltitel: »The Mailman«) und »Fieber« (Originaltitel: »The Policy«) vielleicht „Schnitt“ (Originaltitel: »The Hairdresser« – dämonischer Friseur malträtiert seine arglosen Kunden, die mit schrecklichen Frisuren aufwachen?) oder »Frost« (Originaltitel: »The Iceman«, ein dämonischer Eisverkäufer schüttet seine arglosen Mitmenschen mit Eis zu, bis diese erfrieren). Der Zahnarzt kommt leider schon in »Fieber« vor, hier wurde von Little eine Romanidee verschenkt. Fazit: Das Buch ist nicht gruselig, sondern ärgerlich…