Die neunte Chronik des Chung Kuo
Heyne TB 06/5259
ISBN 3-453-14000-1
Titel der Originalausgabe: »Beneath the tree of heaven. Chung Kuo – Part Five« 1. Teil
aus dem Englischen von Michael Iwoleit
Titelbild ist eine Collage von Jan Heineke
München 1998, 16.90 DM, 432 Seiten
Naja, es läuft ja unter selbstverschuldetes Unglück, wenn ich dem Herrn Breitsameter noch sage: jaja, gib mir auch das nächste Chung Kuo-Buch zum rezensieren. Dabei hätte ich es ja nach Teil 8 der Saga schon besser wissen müssen.
Nochmals in Kurzform: Die Erde (wie auch das restliche Sonnensystem) wird von sieben chinesischen Familien regiert. Jede hat einen Teil der Welt, die inzwischen wohl nur noch aus – ähm Stahlhöhlen besteht, also viele viele Stockwerke hohe Megastädte, unter ihrer Verwaltung.
In den Chroniken des Chung Kuo (altertümlich für Zhong Guo = Reich der Mitte = China) geht es um den Widerstandskampf gegen die Familien und sonst um so alles mögliche.
Der neunte Band (der nun im Original der erste Teil des fünften Bandes ist, ihr kennt das ja schon) spielt nun hauptsächlich auf dem Mars, wo sich die Sezessionisten-Bewegung immer breiter macht. Auch der Hauptführer des Widerstands, Major DeVore geistert auf dem roten Planeten rum und, naja, phh, dann interagieren die Leute halt so vor sich hin.
Nett fand ich, als Historiker, dann den Handlungsstrang um die Aristoteles-Akte. Die Chung Kuonesen haben nämlich nebenbei auch die gesamte westliche Geschichtsschreibung kassiert. Der Verfasser der Aristoteles-Akte hat nun durch Extrapolation die westliche Geschichte wieder rekonstruiert.
Es stellt sich bei den Chroniken des Chung Kuo dann schon die Frage des Warum und Wieso. Da vermischt Wingrove ein bißchen Sinophilie und Sinophobie und erzeugt Exotik, indem er „Ch’a“ statt „Tee“ schreibt und die Leute „Wei Chi“ (=Go) statt Schach spielen. Wow, boah, fast so exotisch wie meine Strandparty in der dominikanischen Republik mit Manni, Kalle, Hebs, vier einheimischen Chicks und drei Kästen Löwenbräu.
Nein, also wenn ich hier keine ganz genialen und hochästhetischen Anspielungen übersehen habe (so in etwa: jeder Band entspricht inhaltlich einer Yi Ging-Stellung), ist dieser ganze Epos anscheinend eine Ansammlung belangloser Interaktionen (um dieses schöne Wort nochmals zu gebrauchen). Oder auf gut deutsch: Gute Zeiten, schlechte Zeiten in Global-China.