Greg Bear – Quantico

Quantico

Originatitel: »Quantico«
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Usch Kiausch
Roman, Heyne Science Fiction 2006
ISBN 3-453-43037-9, 543 Seiten, 8,95 €

Greg Bear, Jahrgang 1951, hat seit den 1970ern immer wieder beachtliche SF-Romane vorgelegt: z. B. den fabelhaften, aber leider längst vergriffenen Roman »Die Obelisken von Hegira«, »Blutmusik« oder die beiden spannenden und spektakulären Zukunftsthriller um die Polizistin Mary Choy, »Königin der Engel« und »Slant«. In den letzten Jahren versuchte der Heyne-Verlag, Bear als einen neuen »Michael Crichton« aufzubauen und veröffentlichte seine Wissenschaftsthriller »Darwins Radio« und »Darwins Kinder« in der Allgemeinen Reihe. Sein neuestes Buch, »Quantico« – benannt nach dem Standort der FBI-Akademie – ist eher Polizeithriller als Science Fiction, obwohl die Handlung in der nahen Zukunft spielt und einige wissenschaftliche Spekulationen eingestreut werden.

Die Hauptfiguren des Romans sind Polizisten, die in Quantico kurz vor ihrem Abschluß als FBI-Agenten stehen und in einen brisanten Fall verwickelt werden: Auf der Farm eines religiösen Fanatikers werden Spuren gefunden, die auf einen nahen Anschlag mit biologischen Kampfstoffen hinweisen. Gleichzeitig entdeckt man im Irak Leichen, die offenbar mit Milzbrand-Erregern getötet wurden. Es stellt sich heraus, daß in beiden Fällen ein ehemaliger FBI-Mann die Finger im Spiel hat, der beim Anschlag auf das WTC seine Familie verlor. Er bedient sich verschiedener Gruppen christlicher, jüdischer und muslimischer Extremisten, um einen verrückten Plan in die Tat umzusetzen …

Bear geht auf Nummer sicher, indem er seinem Schurken private und keine religiösen oder politischen Motive zuschreibt. Dennoch nutzt er die Gelegenheit, die absurde Denkweise und das verkorkste Weltbild religiöser Fanatiker bloßzustellen. So sind vor allem jene Passagen spannend, in denen zum Beispiel der Anführer einer christlich-fundamentalistischen Sekte zu Wort kommt. Daß es wirklich Menschen geben könnte, die so denken, ist schon erschreckend genug. Die Bio-Waffe, die laut Klappentext eigentlich im Mittelpunkt des Geschehens stehen sollte und in der Lage ist, menschliche Erinnerungen auszulöschen, wird hingegen fast beiläufig und nur als vage Bedrohung abgehandelt. Doch gerade hier hätte Bear, der wie immer gut und flüssig schreibt, ein wenig mehr bieten können. Die apokalyptischen Auswirkungen einer solchen Waffe werden nur angedeutet, aber nicht bis in die letzte Konsequenz weitergedacht – etwa so wie in dem Klassiker des Autors, »Blutmusik«. Was bleibt, ist ein eher konventioneller Thriller mit zahlreichen Personen und Schauplätzen, aber mit wenig Phantasie und ohne wirklich neue Ideen. Die Übersetzerin Usch Kiausch hat noch ein nützliches und informatives Glossar beigesteuert.

Fazit: routinierter Thriller zum Thema Bio-Waffen und Terrorismus.