Joe Haldeman – Forever Peace

Forever Peace

ACE Books Taschenbuch
ISBN 0-441-00566-7
Originalausgabe
Titelbild von Bruce Jensen
New York, Oktober 1998 (1997), $6.50, 351 Seiten

Julian Class ist Soldat. Seine Einheit kämpft in Südamerika und Afrika im Ngumi-Krieg einen Dschungelkrieg gegen Aufständische und Revolutionäre, der sich nun schon über viele Jahre hinzieht. Atlanta wurde dabei durch eine Atombombe zerstört, Amerika rächte sich aber durch die Vernichtung von Mandelaville und Sao Paolo.

Julian Class ist allerdings kein normaler Soldat. Denn während seiner zehn Tage dauernden Einsätze steuert er nur einen sogenannten »Soldierboy«, eine Art humanoide Kampfmaschine. Denn im Jahre 2043 setzt Amerika nur noch ferngesteuerte Maschinen im Krieg ein, während auf der verarmten Gegenseite natürlich echte Menschen ihr Leben lassen. Die Steuerung erfolgt durch eine direkte Verbindung des Gehirns über einen einoperierten Stecker mit der Kampfmaschine. Gleichzeitig aber ist der Soldat auch mit den Gehirnen seines ganzen Platoons verbunden, was die Leistungsfähigkeit nach etwas Training erheblich steigert (»In a physical way we’re closer than any civilian pair could be, since in full combat jack we are this one creature with twenty arms and legs, with ten brains, with five vaginas and five penises.« S. 8).

Amerika ist vordergründig zu einem sehr modernen und sozialen Staat geworden. Dank der Bändigung der atomaren Fusion zur sauberen Energiebewältigung und der Erfindung der Nanotechnologie ist beinahe alles im Überfluß vorhanden. Doch durch die Automatisierug ist gleichzeitig Arbeit zu einer Seltenheit geworden, und ein Großteil der Bevölkerung lebt nur von Staatsmitteln. Armut ist mehr oder weniger unbekannt, denn der Lebensstandard ist hoch.

Julian führt neben seinem Soldatendienst, der immer 10 Tage eines Monats dauert, ein fast normales Leben als Physiker an der Harvard University. Er hat ein Verhältnis mit der 15 Jahre älteren Professorin Dr. Amelia Harding, die am Jupiter-Projekt arbeitet, einem gigantischen Teilchenbeschleuniger, der mittels Nanotechnologie in der Jupiterumlaufbahn gebaut wurde. Genau dieses Projekt birgt aber ein tödliches Risiko, wie Amelia und Julian entdecken, und es bleibt nur ein Weg um die Vernichtung des bekannten Universums zu verhindern – der »Forever Peace«, der ewige Frieden, muß auf der Erde erreicht werden…

Joe Haldeman hat über 20 Jahre nach einem Romanerstling »Forever War« eine, wie er selbst schreibt, »andere Betrachtung der Probleme des Krieges« geschrieben, aber keine echte Fortsetzung. »Forever Peace« wurde allerdings von den amerikanischen SF-Lesern ebenso wie »Forever War« (»Der ewige Krieg«, Heyne TB 06/3572) mit dem HUGO-Award als Bester Roman des Jahres ausgezeichnet.

Joe Haldeman ist ein langsamer Schreiber. Wie ich beim FreiCon 1995 in Freiburg selbst sehen konnte, schrieb er die Rohfassung von »Forever Peace« mit einem Tintenfüller in ein dickes, Din A4 großes Buch. Er erzählte damals auch, wie die weitere Bearbeitung erfolgen würde. Sein Frau Gay Haldeman tippt die handschriftliche Fassung aus den Textbüchern ab, und bearbeitet dabei auch bereits den Text. Und dann folgen weitere Korrekturen, Änderungen und Überarbeitungen. Es ist also kein Wunder, daß Joe Haldeman mehrere Jahre am Manuskript für diesen Roman arbeitete, der mit knapp 350 Seiten nun wirklich nicht zu den dicken Schinken des Genres gehört. Diese lange Bearbeitungszeit ist aber in fast jeder Zeile des Romans zu spüren. Joe Haldemans Roman ist ein sprachliches Musterbeispiel: alles ist wunderbar ausgewogen, es finden sich kaum Längen und man kann sich als Leser wirklich an der Sprache erfreuen, die hier nicht nur Mittel zum Zweck ist. Und Joe Haldeman beweist auch Humor: »I wonder how fat you have to be to go to National Health,« Reza said. »You have to need a forklift to get around. Your mass has to alter the orbits of nearby planets.«, oder ein weiteres Beispiel: »One thing most of us agree on is that the universe exists (people who deny that usually follow some trade other than science)«. Gleichzeitig sind auch die Charaktere wunderbar ausgearbeitet, sie haben interessante Ecken und Kanten (so hat Julian Class z.B. eine schwarze Hautfarbe) und entwickeln sich weiter.

Und doch war ich nach der Lektüre des Romans etwas enttäuscht. So schön auch alles geschrieben ist, so ist doch die wirkliche Spannung nach etwa 2/3 des Romans weg, da dann bereits die kommenden Geschehnisse vorhersehbar geworden sind. Natürlich ist der Roman trotzdem lesenswert, aber man fühlt sich am Ende des Buches doch etwas um die letzte Pointe betrogen, die man jeden Moment erwarten würde.