Oliver Dierrsen – Fledermausland

»Fledermausland« ist ein Bericht aus der Provinz. Hannover ist Niedersachsens Hauptstadt, aber für Sebastian Schätz bietet sie keine Abenteuer und ziellos treibt er durch das Leben, während die Studienbewerbungen in der Schublade verstauben. Sebastian arbeitet in einem Asiashop und ärgert sich über das Leben allgemein und speziell über Studenten und die angeblich so tollen Attraktionen Hannovers, wie der Expo oder Gerhard Schröder. Sein Leben plätschert immer weiter, bis eines Nachts eine Fledermaus in seine Wohnung fliegt. Voller Panik ruft er um Hilfe, aber nur der unbekannte medizinische Dienst MAD kommt vorbei. Kurz darauf quartiert sich ein seltsamer Mensch mit Putzfimmel bei Sebastian ein, Vampire und Oger weinen sich bei ihm aus und dann verfolgt die GEZ den gutmütigen Sebastian.

Oliver Dierrsens Romandebüt ist eine lustige Reise in die Fantasiewelt. Gute und einfache Unterhaltung bietet »Fledermausland« und das ist besser als bei anderen Romanen, die vorgeben, etwas völlig Neues zu bieten. Aus der unbedarften Figur Sebastian wird eine mutige Person, die sich nicht vereinnahmen lässt. Er  muss sich übler Burschen erwehren, seine Freundin zurückgewinnen und schließlich vor Gericht erscheinen.

Etwas mehr Lokalkolorit hätte dem Roman nicht geschadet. Warum Dierssen die Marktkirche als Treffpunkt wählt und nicht das Ernst-August-Denkmal, d.h. »unterm Schwanz«, oder die Kröpcke-Uhr wird einem Hannoverkenner ein Rätsel bleiben. Überhaupt hätte man aus der Geschichte Hannovers mehr machen können, es gibt viel Gruseliges aus der Vergangenheit zu berichten, wie die Hexenverfolgung im Mittelalter oder dem Mörder Haarmann. Selbst die inzwischen abgerissene Hochstraße am Aegidientorplatz hat weit mehr Hintergrund zu bieten als eine bloße Erwähnung dies vermuten lässt.

Insgesamt ist »Fledermausland« eine lockere Beziehungsgeschichte zwischen Menschen und menschenähnlichen Wesen. Liebe, Streit und Versöhnung liegen auch bei übersinnlichen Wesen dicht beieinander.