Robert J. Sawyer – Frameshift

Frameshift

TOR SF, Taschenbuch
ISBN 0-812-57108-8
Originalausgabe
New York, November 1998 (1997), $ 6.99, 343 Seiten

Pierre Tardivel, ein kanadischer Gastwissenschaftler am Lawrence Berkeley National Laboratory, wird eines Nachts, als er mit seiner Frau zusammen den Universitätspark durchquert, überfallen. Es kommt zu einem Kampf, und Pierre tötet den Angreifer in Notwehr.

Dies ist der Auftakt zu Robert J. Sawyers Roman „Frameshift“, der 1998 für die höchste Auszeichnung im Science Fiction Genre, dem HUGO-Award, nominiert war. „Frameshift“ trägt uns nicht in eine weit entfernte Zukunft (obwohl der Epilog 13 Jahre in der Zukunft angesiedelt ist), sondern es beschäftigt sich mit sehr irdischen Problemen, Konflikten und Moralfragen.

Pierre Tardivel muß als junger Mann feststellen, daß der Mann, den er immer als seinen Vater ansah, gar nicht sein biologischer Erzeuger war. Pierre macht sich auf seinen wirklichen Vater zu besuchen, und findet einen von Chorea Huntington bereits schwer gezeichneten, alten Mann vor. Chorea Huntington ist eine dominant vererbare Krankheit, die u.a. zu unwillkürlichen, arrhythmischen, schnellen Muskelkontraktionen führt, in Folge auch das Gehirn befällt, und letztlich zum Tode führt.

Pierre weiß, daß die Wahrscheinlichkeit, daß er ebenfalls das Gen für Huntington in sich trägt, 1:1 ist. Und so ändert Pierre sein Leben, er widmet sich verstärkt der Schule und später dem Studium, und wird selbst zu einem Genforscher. So landet er am renommierten Berkeley National Laboratory und arbeitet dort unter dem Nobelpreisträger Buriam Klimus am Human Genome Project und lernt nebenbei die junge und hünsche Wissenschaftlerin Molly Bond kennen und lieben.

Als dann der oben erwähnte Angriff auf Pierre erfolgt, fragt er sich zurecht, warum ausgerechnet er das Opfer eines Neo-Nazis werden sollte… Und damit beginnt die Suche nach der Antwort auf eine Frage, die bereits seit 50 Jahren im Raum hängt: Was wurde aus „Ivan, dem Schrecklichen“, einem der schlimmsten Mörder von Treblinka?

Robert J. Sawyer schafft es auch mit „Frameshift“ wieder einen wunderbaren und spannenden Roman zu schreiben, der sehr unterschiedliche Themen zu einem interessanten Geflecht verwebt. Er folgt dabei nicht dem allgemeinen Trend zu immer dickeren Wälzern (mit unter 350 Seiten ist das Buch schnell gelesen), und findet dennoch die Zeit eine moralische Botschaft. unterzubringen. Seine Charaktere sind knapp, aber mit Liebe gezeichnet, und in ihren Handlungen und Reaktionen jederzeit nachvollziehbar. Pierre Tardivel wird zum Helden, aber anders, als man es vielleicht selbst zum Ende des Romans hin erwarten würde. „Frameshift“ zeigt, daß Robert J. Sawyer zurecht als eines der ganz großen Talente der neunziger Jahre bezeichnet wird.

Auf seiner Homepage bietet der Autor übrigens die Möglichkeit, auch die Kapitel zu lesen, die der letzten Überarbeitung und Kürzung des Manuskripts zum Opfer fielen… und trotzdem durchaus lesenswert sind.