Gudrun Pausewang wurde 1928 als ältestes von sechs Geschwistern in Wichstadtl (Ostböhmen) geboren. 1943 fiel ihr Vater in Russland, die Mutter musste nach Kriegsende allein mit den sechs Kindern in den Westen fliehen.
Nach dem Studium war Gudrun Pausewang fünf Jahre lang in Deutschland als Lehrerin tätig, bevor sie 1956 für sieben Jahre nach Chile und Venezuela in den Auslandsschuldienst wechselte. In diesem Zeitraum bereiste sie Süd- und Nordamerika.
1963 kehrte sie nach Deutschland zurück und unterrichtete in Mainz-Kastel. Aber nur für vier Jahre. Ein fünfjähriger Aufenthalt in Kolumbien schloss sich an, bevor sie sich, zwei Jahre nach der Geburt ihres Sohnes, endgültig wieder in Deutschland niederließ. Bis 1989 lehrte sie an einer hessischen Grundschule.
Gudrun Pausewang war seit 1958 schriftstellerisch tätig. Sie veröffentlichte – neben Romanen für Erwachsene – zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, in denen sich ihre eigenen Erfahrungen und die Betroffenheit über die Armut in Südamerika, das Schicksal von Flüchtlingen und über die atomare Bedrohung niederschlagen. Sie engagierte sich in ihren Büchern für den Frieden, die Umwelt und soziale Gerechtigkeit. Ein wichtiges Thema war auch die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Dritten Reich.
In einem Artikel schrieb sie 2011: »Von meinem 10. bis 17. Lebensjahr gehörte ich Nazi-Jugendorganisationen an; eine Pflicht für „arische“ junge Menschen. Der Hitler-Staat erzog uns zu begeisterten Nationalsozialisten. (…) Ich glaubte an Hitler und seine Botschaft bis zuletzt. Erst Jahre nach dem Krieg begriff ich langsam, dass es nicht genügt, sich alle vier Jahre an der Wahlurne fragen zu lassen: Wie hätten Sie’s denn politisch gerne? Sondern, dass man sich als Bürger eines einigermaßen funktionierenden demokratischen Systems ständig mitverantwortlich für die Politik seines Landes und damit auch für das Wohlergehen seiner Mitbürger zu fühlen hat. Das sind die beiden Hauptgründe dafür, dass ich „Die Wolke“ schrieb: Ich nehme meine Leser ernst. Und ich nehme die Demokratie ernst. Dazu kommt: Ich möchte mich nicht von meinen Enkeln und Urenkeln fragen lassen (so, wie die Enkel und Urenkel nach der Nazi-Zeit ihre Eltern fragten): „Und du? Warum hast du nichts dagegen getan?„«
Für ihr literarisches Werk erhielt sie zahlreiche Preise. »Die Wolke« und »Die letzten Kinder von Schewenborn«, ihre bekanntesten Jugendbücher, sind unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis und dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis ausgezeichnet worden, »Die Wolke« wurde 1988 außerdem mit dem renommierten SFCD-Literaturpreis (www.dsfp.de) ausgezeichnet, in der Laudatio dazu hieß es : »‚Die Wolke‘ ist ein zupackendes Buch, das kaum einen Leser unbeteiligt lässt. Das Geschehen wird aus der Sicht eines Kindes erzählt; dadurch entfallen der Denkfilter der Erwachsenen- bzw. Politikersprache sowie deren verharmlosende Sprachregelungen. Das Erleben der Handlung wird viel direkter, unverbrämter und damit auch viel erschreckender. Der Roman ist mit der nötigen Eindringlichkeit geschrieben, um auch diejenigen zu erreichen, die durch die täglichen Katastrophenmeldungen und das Überstrapazieren des Themas ‚Kernkraft‘ längst abgestumpft sind«. 1999 erhielt Gudrun Pausewang das Bundesverdienstkreuz.
Gudrun Pausewang starb am 23. Januar 2020 in in der Nähe von Bamberg.
Gudrun Pausewang bei Ravensburger:
Überleben!
Und was mach ich?
Dort, wo zwei Monde scheinen (Illustr. Von Markus Grolik)
Das große Buch vom Räuber Grapsch (Illustr. Von Rolf Rettich)
Taschenbuchausgaben:
Ich geb Dir noch eine Chance, Gott (Illustr. Von Nina Spranger)
Der Schlund
Die Not der Familie Caldera
Ich habe Hunger – ich habe Durst
Die letzten Kinder von Schewenborn
Die Wolke (Illustr. Von Jens Schmidt)
Das Tor zum Garten der Zambranos
Reise im August
Auf einem langen Weg
Hörst du den Fluss, Elin?
Adi – Jugend eines Diktators
Der Streik der Dienstmädchen
Du darfst nicht schreien
Linktipp:
Gudrun Pausewang: »Solange ich lebe, werde ich warnen!« (Spiegel Online, 17.3.2011)
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