Funktioniert die Geschichte von Perry Rhodan, der auf dem Mond auf Außerirdische trifft und mit deren Hilfe die Welt eint, nach 50 Jahren immer noch? Die Heftserie PERRY RHODAN NEO versucht in einer modernisierten Fassung den Neustart.
1961, als die PERRY-RHODAN-Serie gestartet wurde (übrigens bei weitem die längste fortlaufende Erzählung der Welt), war ein Atomkrieg eine reale Bedrohung. Supermächte standen sich scheinbar unversöhnlich gegenüber.
Im Jahre 2036, der Handlungszeit des »neuen« Rhodan, ist dies noch immer so – lediglich die Beteiligten haben sich geändert. Autor Frank Borsch vermengt das mit derzeit populären Apokalypsethesen: So steigen bei ihm die Meeresspiegel und ganze Landstriche werden von Stürmen verwüstet. Wäre Rhodan seinerzeit in den 1980er neu gestartet, hätte der Erde wahrscheinlich eine neue Eiszeit gedroht – das war seinerzeit die populäre Theorie. Auch sonst wirkt die Welt des neuen Rhodan nicht wie die der Zukunft. Moderne Technik oder gar das Internet spielen so gut wie keine Rolle, die Protagonisten handeln genauso analog wie vor 50 Jahren. Da werden Ausdrucke von Fotos herumgezeigt, Pressekonferenzen wie in der 1960ern abgehalten und dergleichen mehr.
Eine Nebenhandlung beschäftigt sich mit dem »Pain Shelter«, einer Art privatem Waisenhaus. Im Mittelpunkt steht eine Figur namens Sid – ein Name der seit den »Ice Age«-Filmen eigentlich »verbraucht« ist, weil man ihn ungewollt, aber zwangsläufig mit einem knuddeligen Pelzotto verbindet. Sid entwickelt Mutantenfähigkeiten und alle in der Rhodan-Welt tun so, als hätte es nicht jahrzehntelang Filme und Comics zu dem Thema gegeben. Sie stehen völlig fassungslos vor diesen Fähigkeiten, als wären sie und diese Idee frisch vom Himmel gefallen. Das wirkt unrealistisch.
Geradezu anachronistisch wirkt die Schießerei am Pain Shelter gegen Ende des Romans. Die Westerndramaturgie ist dem SF-Thema nicht angemessen. Bereits in heutiger Zeit würde die Polizei zunächst gründlich ermitteln, was es mit dem mysteriösen Bankraubvideo auf sich hat und zunächst verdeckte Ermittler mit der Erforschung der Einzelheiten beauftragen, anstatt gleich ein Killerkommando zu schicken. Frank Borschs Lösung ist gerade für einen SF-Roman völlig absurd.
Zu manchen sich aufdrängenden Fragen schweigt sich die umfangreiche Nacherzählung aus: So sprechen die Außerirdischen feinstes Englisch, ohne dass dieser Umstand Perry oder Bully auch nur zum Grübeln bringen würde. Es wird lediglich als Tatsache zur Kenntnis genommen. Völlig unglaubwürdig ist auch der Handlungsteil um die Leukämieerkrankung von Crest. Man stelle sich das nur mal vor: Da treffen Menschen zum ersten Mal überhaupt auf Außerirdische und finden nach ein paar Stunden heraus, dass einer von denen an einer auch auf der Erde bekannten Erkrankung leidet – und diagnostiziert diese durch bloßes Angucken! Vor 50 Jahren mag das ja noch durchgegangen sein, aber für die Modernisierung der Geschichte hätte man sich hier etwas völlig anders ausdenken sollen und müssen.
Reichlich unglaubwürdig fand ich auch den Umstand, dass die Menschen eine Rettungsexpedition zum Mond schicken, ohne wenigstens die vollständige Besatzung des Schiffes darüber aufzuklären, dass man dort mit Außerirdischen zu rechnen hat. Anstatt die vier Astronauten exakt zu »briefen« und ihnen Ideen und Vorschläge zu unterbreiten, schiebt man ihnen heimlich eine Bombe unter und lässt sie ansonsten im Unklaren. Lediglich Rhodan bekommt ein Foto zu sehen, jedoch ohne nähere Erläuterungen. Das ist doch vollkommen absurd! Das ist kein Neustart, sondern in Rückfall in alte Trivialklischees.
Keinen größeren Wert legt Frank Borsch auch auf Beschreibungen: Wie die Stardust oder das Raumschiff der Arkoniden denn nun im Detail aussehen, bleibt fast völlig der Fantasie der Leser überlassen. Daher fühlt sich alles beim Lesen schon alles retro an, weil eine konkrete moderne Beschreibung der Dinge fehlt.
Insgesamt bin ich persönlich von dem Neustart eher enttäuscht. Eine gründliche Modernisierung wurde nicht erreicht. Aber da mag jeder Leser sich seine eigene Meinung bilden.
Bitte, erlauben Sie mir nach der Lektüre der ersten beiden TB nur einen einzigen kurzen Kommentar:
Ich habe selten so etwas Schelchtes gelesen wie diese beiden pennälerhaften Versuche einer Nacherzählung. Würde Sie mir glauben, dass ein Roman von Beginn der Sechziger modern ist, weil ich in 2011 aus den damaliegen Kalten-Kriegs-Gegnern USA/Westen/NATO – Sowjetunion – China für das in der Zukunft liegende Jahr 2036 lediglich die ‚Sowjetunion‘ gegen die Union ‚Großrussland/Iran‘ ausgetauscht und einen durch das Sonnensystem rasenden 500-Meter-Brocken nicht geortet hätte und ansonsten alles beim Alten gelassen undeinige grottenschlechte Nebenhandlungen, von denen eine beweisen soll, dass es 2036 tatsächlich schon so etwas wie ‚Blogs‘ gibt, ansonsten 99% der Menschen weiterhin uninformiert sind und vor sich hin verblöden?
Was würden Sie denken, wenn ich Ihnen dieses Manuskript anbieten würde?
Richtig: Dieser Möchtegernautor ist vermutlich wirklich so beschränkt wie sein Roman!
Sorry, ich habe nachträglich einige Tippfehler und einen Satzfehler entdeckt.
Am Ende muss es heißen … ‚Nebenhandlungen eingefügt hätte‘.
Aber inhaltlich würde ich von der kurzen gemeinen Kritik nichts zurücknehmen wollen.
Im Gegenteil, ich würde hinzufügen wollen: Jeder Satz über dieses NEO ist ein Satz zuviel.