Peter Parker ist ein schüchterner, aber intelligenter Junge, als er im Alter von 15 Jahren bei einer Vorführung in der High Science Hall von einer radioaktiv verseuchten Spinne gebissen wird. Das Unglaubliche passiert: die Kräfte der Spinne übertragen sich auf den unbeholfenen Peter!
Peter Parker und sein erstes Kostüm…, (c) Marvel
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Plötzlich besitzt er gewaltige Kräfte und ist sogar in der Lage Wände schnurgerade hochzulaufen. Peter, ein Außenseiter, der bei seinem Onkel und seiner Tante lebt, sieht seine Chance gekommen – er will berühmt werden und auch beliebt! Doch schon bald muß er schmerzlich erfahren, daß er durch seinen Hochmut den Tod seines Onkels Ben mitverschuldet hat, als er nicht bereit war einen Verbrecher aufzuhalten, der ihm nach einem Fernsehauftritt über den Weg lief. Peter schwört sich, daß er fortan seine Kräfte nur noch für den Kampf gegen das Böse in dieser Welt verwenden will – und nicht mehr zum Selbstzweck. Denn: »Mit großer Macht kommt auch große Verantwortung.«
Das erste Abenteuer von Peter Parker (alias Spider-Man) erschien im August 1962 in Amazing Fantasy 15. Stan Lee und Steve Ditko hatten mit Spider-Man einen der ganz großen Comichelden erschaffen, und der Erfolg stellte sich bald ein – bereits 1963 erhielt die »Spinne« (wie sie lange Zeit in Deutschland hieß) ihre erste eigene Serie: »The Amazing Spider-Man«. Und mit Unterbrechungen erscheinen bis heute die Abenteuer von Peter Parker in den USA bei Marvel Comics in verschiedenen Serien. Erwähnenswert sind dabei wohl vor allem auch die Ausgaben von Zeichner Todd McFarlane, die eine neue, erwachsenere Fangemeinde anzogen. Der agile, sich spinnenhaft verrenkende McFarlane-Spider-Man war quasi der legitime Vorläufer seiner erfolgreichsten Figur, »Spawn«.
Spider-Man 1 – Cover Todd McFarlane, (c) Marvel Peter Parker: Spider-Man, (c) Marvel Der erstaunliche Spider-Man, (c) Marvel.de
Spidey auf dem Bildschirm
Auf die Leinwand hat es der »freundliche Netzschwinger« auch schon gebracht. In Zeichentrickform gibt es die Figur schon seit den 70ern. In diversen Serien war er zumeist technisch wie inhaltlich sehr zweidimensional umgesetzt worden (der Name »Spider-Man and his friends« dürfte genug sagen). In den 90ern kam es zu einer neuen Trickserie, die viele der Hefte sehr akkurat umsetzte, und dabei auch auf Computertricks zurückgriff. Erst kürzlich floppte mit »Spiderman Unlimited« der erbärmliche Versuch, sich an den Erfolg von „Batman Beyond“ anzuklemmen, in dem man Spidey in ein futuristisches Umfeld versetzte. Allein das lächerliche Netz-Cape trieb die Fans in Scharen von den Bildschirmen weg.
Spider-Man im Fernsehen,
© Columbia Pictures |
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Auch als »echte« Serie war der Netzschwinger nicht gerade vom Glück verfolgt. Ende der 70er Jahre produzierte man in den USA eine kurzlebige „Spider-Man“-TV-Serie, die zumeist in Zweiteilern außerordentlich schlecht getrickste Abenteuer präsentierte. Drei der Zweiteiler kamen in Deutschland ins Kino (u.a. in Jugendvorstellungen), und wurden dann erfolgreich auf Video ausgewertet. Die Serie selbst wurde bisher noch nicht ausgestrahlt (und das ist wohl auch gut so).
Aber damit nicht genug: Zur gleichen Zeit, da im US-Fernsehen der Spinnenmensch durch das Abendprogramm stolperte, schnappten sich auch die Japaner die Lizenz von Marvel. Das Ergebnis: Sicher die kurioseste Mischung aus US-Superheld und Power Ranger, die das Fan-Auge je gesehen hat. Mit etwas Mühe kann man sich diese verrückten Abenteuer besorgen, und das lohnt sich wirklich: Ziemlich clevere Stunts, ein besseres Kostüm als in der US-Fassung, und ein paar knallbunte Trickeffekte machen die Nippon-Variante zu einem grottenschlechten und unverständlichen, aber nichtsdestotrotz unterhaltsamen Abenteuer. Das besondere an dieser Spidey-Variante: unser japanisches Äquivalent zu Spider-Man ist ein junger Mann (s. Bild), der für einen alten Professor arbeitet, gerne Motorrad fährt und nicht durch den Biß einer Spinne zu Spider-Man wird, sondern durch einen alten Kauz in einer verborgenen Höhle, der ihm eine seltsame Apparatur an den Arm heftet. Diese injiziert eine Art Spinnenserum und auf Wunsch sorgt dieser Kasten auch für das Kostüm (eine sehr alberne Einstellung: die normale Kleidung fliegt dann explosionsartig weg und dafür erscheint das Kostüm).
Wer noch tiefer in die Abgründe exotischer Film“klassiker“ einsteigen will, kann sich auch auf die Suche nach einem indischen Superheldenepos machen, in dem der Bösewicht (!!!) Spider-Man von Captain America verfolgt wird! Diese Produktion geschah natürlich ohne Lizenz von Marvel, ebenso wie das phillipinische „Batman & Robin“-Musical, in dem bei der Schlußnummer ein Spider-Man-Lilliputaner tanzt! Was es nicht alles gibt…
Spidey geht zum Film
Bei dem jahrzehntelangen Erfolg in den Comics blieb der Versuch aufwendigen Kinoumsetzung von „Spidey“ natürlich nicht aus – bisher blieb es (leider) beim Versuch.
In den 80ern krallte sich die Billig-Firma Cannon („American Fighter“) die Rechte an Spider-Man. Nach einigem Hin und Her wurde Stephen Herek („Critters“) als Regisseur präsentiert, und auf einigen Filmmessen zeigte man schon Vorab-Plakate. Ein junger kanadischer Stuntmen bekam die Rolle des Peter Parker/Spider-Man zugesprochen, und es gibt immer noch ein paar Fotos von ihm im berühmten rot-blauen Kostüm (s. rechts). Doch diverse Firmenpleiten später war diese Fassung im Eimer, bevor auch nur ein Meter Film gedreht worden war.
James Cameron wurde zum neuen Hoffungsträger der Fans des Netzschwingers, als er in den 90er Jahren begann an einem Drehbuch für einen eigenen „Spider-Man“ Kinofilm zu arbeiten. Cameron hatte gerade erst mit dem Welterfolg „Terminator 2“ bewiesen, daß er Spezialeffekte hervorragend und spannend umsetzen konnte. Doch die Zeit verging und es tat sich nicht sehr viel. Die Rechte-Situation war nach der Cannon-Pleite sehr vertrackt, und fast ein Dutzend Firmen prügelten sich um die Liztenz. Letzten Endes mußten mehrfach die Gerichte einschreiten.
Cameron drehte derweil „True Lies“ und „Titanic“, er arbeitete an einer Kinofassung der Mars-Trilogie von Kim Stanley Robinson, doch das Projekt „Spider-Man“ scheiterte immer wieder – nicht zuletzt auch an den veranschlagten Kosten. Dabei kann man ihm nicht vorwerfen, es nicht probiert zu haben: Seine Firma Lightstorm produzierte ein kleines Promoband, in dem man sieht, wie Spider-Man sich in einer Seitenstraße umkleidet und dann die Hochhäuser hinaufklettert. Diese Trickeffekt-Sequenz soll die Hollywood-Größen förmlich aus dem Stuhl gehauen haben. Trotzdem gab James Cameron das Projekt schließlich offiziell ab, und es konnte weitergehen…
Aber jetzt!
Regisseur der kommenden Spider-Man Verfilmung, die sich mit dem Erfolg des X-Men-Kinofilms wird messen müssen, ist Sam Raimi. David Koepp (»Jurassic Park«, »War of the Worlds«) schrieb das Drehbuch, es wurde aber mittlerweile bereits mehrmals überarbeitet (u.a. von Scott Rosenberg und Alvin Sargent). »Ich bin noch nicht so ganz zufrieden damit,« sagte Sam Raimi dazu in einem Interview, »aber ich denke, daß es ein sehr gutes Drehbuch ist. Das Problem ist, daß wir jetzt ein phantastisches Drehbuch daraus machen müssen.«
Die Besetzung des Kinofilms verrät einiges über die Geschichte, die uns erwarten wird. Da Onkel Ben mit von der Partie ist, werden wir wohl erleben, wie Peter Parker zu Spider-Man wird und wir werden ihn im Kampf gegen den geheimnisvollen Grünen Kobold (Green Goblin) erleben.
Raimi will aber trotzdem keinen effektlastigen Actionfilm drehen. Ihm geht es vielmehr darum, die Entwicklung zu zeigen, die Peter Parker durchmacht – wie aus dem unbeholfenen Jungen, der nach Ruhm giert, schließlich der selbstlose Held wird.
„Wir erzählen die Geschichte, wie Peter lernt Verantwortung zu übernehmen. Und darum handelt der Film von der Person Peter Parker und nicht von seinen Kämpfen. Meine Aufgabe ist es jetzt, das so spannend wie möglich zu erzählen.“ Und Raimi ist sich auch der Verantwortung bewußt, die auf ihm lastet: „Spider-Man ist der Held vieler Jugendlicher und das muß man sehr ernst nehmen.“
Die Dreharbeiten haben am 6. Januar 2001 begonnen.
© Florian Breitsameter & Torsten Dewi (Text), Marvel, etc. (Bildmaterial)
Quellen: SFW, Cinescape, The Comic Book Heroes, Comics2Film.com