Cherie Priests »Boneshaker« ist bei Heyne gelandet!

Als im SF-Forum über aktuelle Steampunk-Romane diskutiert wurde, fiel natürlich auch der Name Cherie Priest – mit ihrem Roman »Boneshaker« hatte sie es immerhin auf die Nominierungsliste für den HUGO-Award 2010 geschafft und den Locus Award gewonnen. Natürlich kam auch die Frage auf, wann dieser Roman in Deutschland erscheinen wird und wo. In den Verlagsvorschauen für den Sommer 2011 des Heyne- und des Bastei-Lübbe-Verlages suchte man vergeblich nach einer deutschen Ausgabe von »Boneshaker«.

Doch Frank Böhmert, Übersetzer aus Berlin, hat nun im SF-Forum und auf seiner Homepage offiziell verkündet, dass er den Roman für den Heyne-Verlag ins Deutsche übersetzen wird: »Im Sommer werde ich für Heyne diesen prächtig unterhaltsamen Steampunk-Roman übersetzen, der 2009 bei den einschlägigen Literaturpreisen schön weit oben rangierte und mit dem schönsten Genre-Cover seit langem protzt. (…) Habe den Vertrag gerade unterschrieben.«

Hier das angesprochene Titelbild der Originalausgabe:

Boneshaker von Cherie Priest


Cherie Priest versuchte sich mit »Boneshaker«, dem ersten von mittlerweile drei Romanen aus dem »Clockwork Century«-Universum (»Boneshaker«, »Clementine« und »Dreadnought«), an einem eigenen Steampunk-Weltenentwurf. Ihre Romane spielen nicht in einem viktorianischem England, sondern in Nordamerika zur Zeit des Bürgerkrieges. Allerdings einem Bürgerkrieg, der nicht nach bereits fünf Jahren endete, sondern auch noch zwanzig Jahre später andauert und zu vielen Änderungen gegenüber unserer Zeitlinie führte. Der Roman »Boneshaker« spielt in Seattle – einer Stadt die durch einen Unfall zu einer verschlossenen Stadt voller Untoten wurde. 1863 baute der Erfinder Leviticus Blue im Auftrag des Russischen Reiches eine gigantische Bohrmaschine – doch schon bei der Erprobung des »Incredible Bone-Shaking Drill Engine«, oder kurz »Boneshakers« geht etwas schief: eine unterirdische Gasblase unter Seattle wird angebohrt und ein gelbes, tödliches Gas tritt seitdem aus und hat die Stadt unbewohnbar gemacht. Wer das Blight, den Pesthauch, einatmet, wird zu einer Art Zombie, zu einem Untoten. Zwanzig Jahre nach dem Unglück versucht Ezekiel Blue das Rätsel seines verschwundenen Vaters zu lösen und dringt in die von hohen Mauern umschlossene Stadt ein. Seiner Mutter Briar Wilkes bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu folgen…

Vieles, was für das Genre Steampunk üblich ist, findet sich hier: ein böswilliger, genialer Erfinder, seltsame Rüstungen und Waffen auf »Dampftechnik«-Niveau, Luftschiffe, und natürlich Schweißerbrillen (immer gerne gesehen!) und Gasmasken.
Trotz aller Hommage an das Subgenre ist der Roman keine klischeehafte Aneinanderreihung von Versatzstücken, sondern er bietet eine eigenständige und spannende Geschichte in einer Alternativwelt, in der Seattle einer Katastrophe anheimfällt und Zombies die tote Stadt für sich in Beschlag genommen haben. Allenfalls ist der Autorin schlussendlich anzukreiden, dass sie die Spannung im Mittelteil etwas schleifen lässt und sie mit ihren männlichen Hauptfiguren nicht immer so recht umzugehen weiß und deshalb am Ende einen recht durchsichtigen Trick benutzen muss, um ihre Hauptfigur vor dem Klischee zu verschonen, dass sie sich ihrem Retter an den Hals wirft…

Fazit: Lesenswert! Und noch viel besser: es macht Lust auf mehr Steampunk.