James White (1928-1999)

 James White, (c) Foto: Peter Fleissner
 
Am Montag, dem 23. August 1999 verstarb der irische SF-Autor und SF-Fan James White.

 

James White wurde 1928 in Belfast (Nordirland) geboren. Als er zwei Jahre alt war, zogen seine Eltern mit ihm für fünf Jahre nach Kanada. Zurück in Irland begann er mit 14 eine Lehre als Damen- und Herrenschneider. 1941 gewann er ein Stipendium an einer technischen Hochschule, arbeitete aber auch danach weiterhin als Schneider. Erst mit 36 wechselte er zu einer Flugzeugfabrik, bei der er wenig später in der PR-Abteilung landete. Seine Diabetis, die im Laufe der Jahre zu einer starken Beeinträchtigung der Sehfähigkeit führte, verhinderte, daß er seinen Flugschein machen konnte – vom Schreiben konnte ihn das aber nicht abhalten.

James White begann seine Karriere als SF-Fan. 1952 brachte er mit drei anderen Fans (Bob Shaw, Walt Willis und George Charles) aus Belfast das Fanzine SLANT heraus, für das er zu Beginn nur Grafiken anfertigte (im Linolschnittverfahren) und später auch Conberichte und andere Artikel schrieb. 1953 schrieb er aus Enttäuschung über die Entwicklung von »Astounding« seine erste Kurzgeschichte – »Assisted Passage«, die er auch prompt an »New Worlds« verkaufen konnte. Sein erster Roman entstand 1955/56 und erschien 1957 unter dem Titel »The Secret Visitor« (dt. in »Die Außerirdischen«, Utopia Classics 1).

Die ersten fünf Romane der Orbit Hospital-Reihe
Die ersten fünf Romane der »Orbit Hospital«-Reihe
1962 erschien der Roman »Hospital Station« (dt. »Hospital Station«, Heyne 06/4974), der später den Auftakt bildete zu einer ganzen Reihe von Romanen rund um das Weltraumhospital und Dr. Conway (der zehnte Roman erschien erst im Februar 1999 unter dem Titel »Die letzte Diagnose« Heyne 06/5114). Zwei weitere sind noch nicht auf Deutsch erschienen: »The Mind Changer« (1998) und »Double Contact« (erscheint im Original im Oktober 99). James White besaß übrigens keine medizinische Ausbildung.

 

Andere wichtige Romane von James White sind »Second Ending« (1961, dt. »Das zweite Leben«, Terra Taschenbuch 309, Moewig), in dem ein Mann den Untergang des Sonnensystems im Kälteschlaf überlebt, und »The Watch Below« (1966, dt. »Gefangene des Meeres«, Terra Taschenbuch 122, Moewig), in dem die Nachkommen von fünf Überlebenden eines Schiffsuntergangs in der Tiefe des Meeres auf Außerirdische treffen. Mit seiner Kurzgeschichte »Custom Fitting« (dt. »Kleider machen Leute« in Heyne 06/3944), in der er seine Erfahrungen als Schneider einfließen ließ, wurde er 1976 für den HUGO-Award nominiert, ebenso mit »Un-Birthday Boy« (1996).

James White blieb aber auch bis ins hohe Alter ein gern gesehener Gast auf SF-Cons (in Deutschland war er nur 1996 bei den 8. SF-Tagen NRW in Düsselsdorf) und er blieb auch immer mit dem Fandom verbunden – so schrieb er in den 90er Jahren auch eine Fortsetzung zum »Verzauberten Umdrucker« von Walt Willis von Bob Shaw – »Beyond the Enchanted Duplicator…To the Enchanted Convention«.
Ein weiterer alter Mann der Science Fiction und den Anfängen des Fandoms ist von uns gegangen.

Quelle: Locus, SFWA, Heyne SF-Jahrbuch 1994
© Florian Breitsameter (Text) und Peter Fleissner (Foto)