Joe Michael Straczynski (JMS)
|
|
Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Bereits 1987 schrieb Joe Michael Straczynski (JMS) ein erstes Treatment zu einer neuen Science Fiction-Fernsehserie, die den Namen „Babylon 5“ tragen sollte. Das besondere an seiner Idee: die Serie sollte eine großangelegte epische Geschichte erzählen und dabei ähnlich ausführlich und aufgebaut sein, wie z.B. »Der Herr der Ringe« von J.R.R. Tolkien. Der Handlungsbogen sollte sich über fünf Staffeln (110 Episoden) erstrecken und so auch allen Figuren die Möglichkeit geben sich weiterzuentwickeln. Jedes Geschehnis auf Babylon 5 würde also zwangsläufig Auswirkungen auf die gesamte weitere Serie haben…
JMS mußte lange mit seiner Idee hausieren gehen, bis sich schließlich Warner Bros. dazu entschloß dem Seriekonzept eine Chance zu geben (zuvor lag das Treatment für Babylon 5 u.a. auch einige Zeit den Verantwortlichen bei Paramount vor, und obwohl man es schließlich ablehnte, kann man gewisse Elemente daraus im späteren Serienaufbau von ST: Deep Space Nine entdecken). Der Pilotfilm „The Gathering“ (der übrigens nicht in der Staffelbox enthalten ist) erzählt die Geschichte der Ankunft des vorlonischen Botschafters Kosh auf der gerade neu in Betrieb genommenen Weltraumstation und wie dieser zum Opfer eines heimtückischen Anschlags wird.
Die DVD-Box – 6 DVDs mit allen
22 Episoden der ersten Staffel |
|
Da die Quoten bei der Erstausstrahlung von „The Gathering“ in den USA sehr gut waren, begannen Mitte Juli 1993 schließlich die Dreharbeiten für die erste Staffel „Babylon 5“. Es gab allerdings aus verschiedenen Gründen noch Veränderungen in der Besetzung: die Charaktere Dr. Kyle, die Vize-Kommandeurin Laurel Takashima und die Telepathin Lyta Alexander wurden durch Dr. Franklin, Susan Ivanova und Talia Winters ersetzt.
Nach den ersten Folgen der Serie war die Begeisterung der Zuschauer noch verhalten. Viele SF-Fans hielten die von JMS konzipierte Serie zu Beginn für einen einfachen Abklatsch von „Star Trek: Deep Space Nine“, man bemängelte die Computereffekte (Babylon 5 verzichtete als erste SF-Serie auf den Bau von Modellen und arbeitete komplett mit computergenerierten Trickeffekten) und die scheinbar belanglosen Stories. Aber dies änderte sich für viele Zuschauer im Laufe der ersten Staffel, die nicht zu Unrecht den Untertitel „Signs and Portents“ (auf Deutsch „Zeichen und Wunder“ genannt) trägt. Denn obwohl nun wirklich nicht alle Episoden rundum gelungen waren, war schon damals und ist auch heute noch deutlich erkennbar, daß dies nicht der einfache Versuch ist, einfach eine weitere, möglichst lang laufende SF-Serie zu schaffen. Denn spätestens mit Episode 20, „Verloren in der Zeit“ („Babylon Squared“), dürfte klar geworden sein, daß dies nur der Auftakt für eine größere, noch größtenteils im Dunkeln liegende Geschichte sein kann. Und das macht schließlich auch den besonderen Reiz aus, den diese DVD-Box für die Fans von „Babylon 5“ hat: erstmals nach der Ausstrahlung der letzten Episode bei ProSieben ist es nun möglich, sich z.B. die ersten Hinweise auf das Auftauchen der Schatten noch einmal in aller Ruhe anzusehen.
Für die DVD-Veröffentlichung der ersten Staffel wurde eine neue, anamorphe 16:9-Abtastung vorgenommen, sowie außerdem der deutsche und englische Ton in Dolby Digital 5.1 remastert. Damit kann man „Babylon 5“ in Deutschland auch zum ersten Mal im Original-Widescreen-Format erleben, denn die Fernsehausstrahlung erfolgte damals noch in 4:3. Leider aber ist die Bildqualität trotzdem nicht immer so gut, wie man es sich wünschen würde. Schuld daran sind wohl die unzureichenden Lagerverhältnisse bei Warner, laut JMS sollen dort Ratten sogar einen Teil des Originalfilmmaterials von „The Gathering“ angeknabert haben! So muß man sich leider damit abfinden, daß gerade bei den ersten Episoden immer wieder kleine Störungen im Bild aufblitzen. Trotzdem ist die Bildqualität insgesamt betrachtet gut.
Am Ton allerdings ist in keiner Episode etwas auszusetzen – sowohl die deutsche, als auch die englische Tonspur weisen einen klaren und guten Stereosound auf.
Ein anderer ärgerlicher Fehler ist Warner Bros. aber bei der Aufarbeitung der achten Episode „Gefangen im Cybernetz“ unterlaufen. Alle Szenen mit CGI-Effekten (also auch, wenn nur jemand mit einer PPG schießt) wurden in dieser Folge deutlich sichtbar von 4:3 auf 16:9 gestreckt und sind damit leicht verzerrt. Rund ein Drittel der Folge wirkt also optisch etwas seltsam für den Zuschauer. Ob Warner hier noch nachbessert, ist bisher allerdings unbekannt.
Allerdings ist ein solcher Schnitzer noch hinzunehmen, da man sich dafür beim Preis sehr zurückgehalten hat – die Box mit immerhin 6 DVDs ist für ca. 30 Euro im Handel erhältlich und kostet damit z.B. nur ein Drittel dessen, was man für die erste Staffel von Star Trek: TNG bezahlen müßte.
Als Specials bietet die DVD-Box eine kurze und schmerzlose Einleitung und zwei hörenswerte Audiokommentare von J. Michael Straczynski (zu den Folgen „Visionen des Schreckens“ und „Chrysalis“), und die Dokumentationen „Making of Babylon 5“ (produziert zum Serienstart 1994) und „Back to Babylon 5“ (neu gedreht für die DVD). Außerdem kann man sich neben anderen Infohäppchen auch kurze Filmchen zur Station, der politische Situation und die Hautpersonen ansehen.
Obwohl die DVD-Box in Sachen Bildqualität durchaus Höhen und Tiefen aufweist, muß das abschließende Urteil lauten, daß dies nicht nur ein Leckerbissen für alle Fans von Babylon 5 ist, sondern auch für all diejenigen interessant ist, die damals im Fernsehen den Anfang von Babylon 5 verpaßten. Hier ergibt sich endlich die preiswerte Möglichkeit eine wirklich revolutionäre Science Fiction-Fernsehserie neu oder wieder zu entdecken!
Hier noch einmal die technischen Informationen:
„Spacecenter Babylon 5 – Staffel 1“
Bild: 1,77:1 (anamorph)
Ton: Englisch, Deutsch, Französisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Englisch, Französisch, Deutsch, Niederländisch, Schwedisch, Arabisch, Türkisch
© Florian Breitsameter (Text), Warner Bros. (Bild)