Star Trek Enterprise: The Xindi

Once more unto the breach…

Dreimal Star Trek besprechen (Pilotfilm | 2. Staffel).
Noch vor zehn Jahren war das wie dreimal Zahnarzt. Ich hätte auch nicht
gedacht, „Enterprise“ ein weiteres Mal unter die Lupe nehmen zu müssen,
aber nachdem die Produzenten wieder mal groß getönt haben, diesmal
alles anders zu machen, ist es wohl Teil meiner Chronistenpflicht.

Wir erinnern uns – am Ende der zweiten
Staffel wurde die Erde von einer Sonde ziemlich übel zugerichtet. Diese
kam von den Xindi, die der Zerstörung ihres eigenen Planeten durch die
Menschen in 400 Jahren vorgreifen wollten. Daraufhin wird die
Enterprise in die »Delphi Expanse« geschickt (dieselbe Soße wie
seinerzeit die Badlands, oder auch der Mutara-Nebel), um dort die
Drahtzieher zu finden. Zu diesem Zweck stattet man das Schiff mit
Soldaten – und T’Pol mit einem tiefen Dekolleté aus.

Im Pilot der dritten Staffel geht es
erstmals in die »Expanse«, und auf einem Planeten, der auch Rura Pente
hätte sein können, muß ein Xindi gefunden werden, der vielleicht weiß,
wo sich diese Rasse denn nun aufhält. Wie üblich wird die Crew
verraten, und Archer und Tucker müssen mal wieder in Gefangenschaft
schmachten. Und wie üblich startet die Rest-Mannschaft einen mannhaften
Rettungsversuch.

Enterprise: Crew der dritten Staffel

Ich werde diesmal nicht lange
schwadronieren, denn meine Grundeinstellung zur Serie ist bekannt:
Darsteller gut, Effekte gut, Konzept zeitlos. Was in der ersten Staffel
prima begann, versuppte im zweiten Jahre in purer Langeweile (mit
wenigen Ausnahmen). Wie vorausgesagt, gelang es den Autoren nicht, den
Handlungsfaden mit dem »Temporalen Kalten Krieg« ordentlich weiter zu
entwickeln. Diesmal soll also die Xindi-Plotte das Publikum ziehen.
Meine Vorhersage? Wird auch nicht klappen. Die ganze Bedrohung ist zu
vage, die Gegner zu schlecht eingeführt, und die groß angekündigte
Charakterschärfung von Trip bleibt eher harmlos. Ich schätze mal,
dieser Zyklus wird nach spätestens zehn Folgen unspektakulär beendet,
weil die Quoten nicht halten. Kein Wunder: Das Problem waren ja nie zu
simple Skripts (so was mag das breite Publikum durchaus) – das Problem
waren immer schlechte Skripts. Ob die groß angelegte Arc-Story (nein,
diesmal keine Babylon 5-Referenz mehr)
nun Hausfrau und Manager vor den Bildschirm holt, mag ich zu
bezweifeln. Das ist ja eher was für echte Trekker.

Es war zu erwarten, aber nerven tut es
trotzdem – die ganze Xindi-Plotte ist natürlich eine unverhohlene
Anspielung auf den Krieg gegen den Terrorismus im Bush-Format. Die
unschuldige Erde wird bösartigst von einer multirassischen Kultur
angegriffen, die sich bedroht fühlt. Da muß natürlich der Gegenschlag
erfolgen – hart, aber gerecht. Mit Diplomatie versucht man es erst gar
nicht großartig, denn das Militär steht Gewehr bei Fuß (inklusive
Scharfschützen). Man muß sich in üblen Ecken der Galaxis herumtreiben,
weil solche Fremdlinge per Definition nur in Dreck und Dunkelheit
leben. Und manche Entscheidung, die Menschen/Alien-Leben fordert, wird
getroffen, weil es leider keine zuverlässigen Informationen über das
Einsatzgebiet gibt.

Jolene Blalock

+Jolene Blalock als T’Pol im neuen Kostüm.

Ich weiß, man sollte so etwas nicht zu
ernst nehmen, aber es ist zum kotzen. »Enterprise« macht sich zum
Rekrutierungsbüro der Bush-Administration, ganz nach dem Motto: Was dem
Xindi recht, ist dem Iraker billig. Dabei zeigt sich gerade in den
intimen, kleinen Szenen, wo die wirklichen Stärken der Serie liegen.
Mit T’Pol, Phlox, Hoshi etc. stehen wirklich gute Figuren zur
Verfügung, die auch in unspektakulären Episoden glänzen können. Im
Gegensatz zu Voyager und DS9 funktionieren die humorvollen und
knisternden Szenen hier mühelos. Mehr davon!

Die Story bringt’s also nicht – was dann?
Fangen wir mit T’Pol an – die Entscheidung, sie ein wenig »aufzuweichen«, war sicher richtig. Jolene Blalock wirkt erheblich
entspannter, sogar in ihrer Körperhaltung. Das neue Kostüm ist nicht
nur fescher, sondern auch deutlich sexier, obwohl/weil es nicht diese
Fixierung auf ihre Oberweite aufweist. Auch die neue Frisur macht sie
femininer, was positiv auffällt. Die Entscheidung, sie wie weiland im
Pilotfilm mal »oben ohne« zu zeigen, ist ein eher plumper Versuch, die
Teenager anzuheizen (und erinnert an einen Sketch von Saturday Night
Live, in dem Sarah Michelle Gellar ein Magazin namens »Holding your own
boobs« vorstellt). Überrascht hat mich eher, daß man Madame Blalocks
Arschfalte (sorry, aber ein besserer Begriff ist mir nicht eingefallen)
sehen kann.

Es gab lange Diskussionen, ob die
Titelmelodie ersetzt werden würde (eine neue ist angeblich auch
produziert worden), oder ob »Enterprise« nun »Star Trek: Enterprise«
heißen würde. In beiden Fällen: jein. Die Musik ist geblieben (ich mag
sie ja), wurde aber nun mit etwas mehr Schmiß unterlegt. Und obwohl es
eine offizielle Bestätigung gibt, daß nun auch diese Serie den Zusatz »Star Trek« trägt, blieb der Vorspann gleich.

Jolene Blalock, (c) Paramount Jolene Blalocks Titten, (c) Paramount
Jolene Blalock als »kühle« Vulkanierin T’Pol

Ansonsten ist »The Xindi« sehr
offensichtlich der Versuch, »Enterprise« noch mal neu zu starten. Man
hat sich den Spaß was kosten lassen: Teure, exzellent ausgeleuchtete
Sets, haufenweise Aliens (auch digitaler Natur), viele Actionszenen,
etc. Das kann vom Aufwand her fast mit „Broken Bow“ mithalten. Aber die
Frage sei erlaubt: Was soll’s? Dieses Niveau ist natürlich nicht zu
halten, und damit werden die künftigen Episoden wieder auf Normalmaß
zurecht gestutzt. Das dürfte für einige Enttäuschungen sorgen. Und DANN
muß „Enterprise“ beweisen, ob die neuen Ideen auch ohne Brimborium
tragen.

Mein Fazit? Interessant, gut gemacht, mit
Potential, aber an diesem Punkt sind wir schon häufiger bei Star Trek
gewesen – und sie haben es noch immer vergeigt. Meine einzige Hoffnung
ist der neue Produzent Brent Friedman, der in Sachen
Kommerzunterhaltung wirklich weiß, was angesagt ist (er war der Kopf
hinter der brillanten Serie »Dark Skies«). Wenn er sich gegen Berman
und Braga durchsetzen kann, ist alles möglich.

Klar, Enterprise weiterdrehen – aber Futurama einstellen. Es gibt keinen Gott…

© Paramount (Bildmaterial)

 Links zum Thema
> Kritik zum Pilotfilm von »Enterprise«

>
Star Trek XI – Paramount plant einen neuen Kinofilm!