Mit »Children of Dune« hingegen habe ich nichts zu tun. Da liegt es nahe, mir zu unterstellen, ich würde unbewusst zu strenge Maßstäbe anlegen, oder gar sauer sein, weil man beim Sequel alle Zeit der Welt hatte, um unsere Fehler nicht zu wiederholen.

Nun habe ich die Miniserie komplett gesehen – in einem Rutsch. 250 Minuten.
Nein, neu erfunden hat Regisseur Greg Yaitanes die Saga von Frank Herbert nicht. Es wäre angesichts des spektakulären Erfolges ja auch Unsinn gewesen.
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![]() Irulan Corino
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Das Wort »strahlend« bringt uns gleich zum nächsten Punkt – der Verzicht auf teuer bezahlte »Preisträger« wie Vittorio Storaro (Kamera) und Graeme Revell (Musik) entpuppt sich als Gottesgeschenk – die Crew ordnet sich dem Regisseur bedeutend besser unter, und das Ergebnis ist verblüffend. Licht durchflutet die Sets, spielt mit Staubflocken, wirft scheinbar endlose Schatten. Die Musik tanzt mit dem Geschehen auf dem Bildschirm, verstärkt und erklärt, verzaubert und verstört.
Wenn »Frank Herbert’s Dune« eine Oper war, dann ist »Children of Dune« vergleichbar mit »Moulin Rouge« – ein sinnlicher Rausch.
Ist »Children of Dune« das perfekte Sci-Fi-Epos, das Monumentalwerk jenseits allen Star Trek-Kitsches? Nein. Zwar setzt die Miniserie für das Fernsehen neue Maßstäbe (diese Sets!), aber wie bei weiland »Das Imperium schlägt zurück« sorgt die Tatsache, dass diese vier Stunden vermutlich den Mittelteil einer Trilogie bilden, für eine gewisse »Haltlosigkeit«. Man springt mitten in eine sehr komplizierte Handlung, und am Ende wird ebenso viel begonnen wie abgeschlossen. Und im Gegensatz zu George Lucas konnte Autor John Harrison nicht frei über die Figuren verfügen – er musste sich ja halbwegs an die Bücher halten. Daraus ergibt sich eine unüberschaubare Menge aus Figuren und Handlungssträngen, die oft nur vage angerissen werden können. Man hat ständig das Gefühl, wichtige Elemente zu verpassen, weil sie nicht ordentlich behandelt werden. Zum Beispiel kommt es als völlige Überraschung, wenn Duncan sich über den Stand seiner Ehe zu Alia beschwert – von der Heirat bekommt man nämlich gar nichts mit!

Leto II und sein Vater Paul Atreides
Ein weiteres Problem ist die Zeitspanne, die in der Miniserie abgehandelt wird – den Schauspielern ist es unmöglich, entsprechend glaubwürdig zu altern. Am Ende von »Frank Herbert’s Dune« ist Alia ein kleines Kind. Am Anfang des Sequels soll sie ein Teenager sein, sieht aber aus wie Ende 20 – was sie älter macht als Irulan, die praktisch ihre Mutter sein könnte. Das Problem verschärft sich, als Pauls Zwillinge nach einem weiteren Zeitsprung erwachsen werden – nun sieht Irulan jünger aus als die Darsteller, die angeblich ihre Enkel sein könnten! Man hätte wenigstens versuchen sollen, durch einen Hinweis auf alterungsverzögernde Wirkungen des Spice ein bisschen Klärung zu verschaffen (oder den Darstellern graues Haar einzufärben). Nur P. H. Moriarty sieht authentisch gealtert aus – was endgültig jede innere Logik zunichte macht.

Natürlich sehen die riesigen Mengen an Effekten nicht »realistisch« aus. Man hat auf Quantität statt auf Perfektion gesetzt. Diese Quantität ist aber derart überwältigend, dass man nach kurzer Zeit den künstlichen Look vollkommen annimmt (ähnlich wie seinerzeit bei »Babylon 5«). Man verliert sich in diesem üppigen Universum.
Zum Abschluß kann ich allen Beteiligten nur noch ein Lob aussprechen – und zwar das größte, das ich zu vergeben habe: Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.
Und völlig unpassend schiebe ich nach: Kick ass!
P.S.: Ich wäre sehr dankbar, wenn man die erste »Dune«-Miniserie jetzt noch einmal mit den neuen Effekten nachbearbeiten würde – das wäre eine »Special Edition«, die eine Berechtigung hätte.
© Torsten Dewi (Text), Scifi Channel (Bildmaterial)
