Roland Emmerich schaffte 1996 mit »Independence Day« (hier unsere Filmkritik von 1996) endgültig seinen Durchbruch in Hollywood – knallige Spezialeffekte und eine simple, patriotische Handlung verhalfen seiner Invasion der Außerirdischen vor zwanzig Jahren zum großen Erfolg an den Kinokassen (und nebenbei war dieser Film auch der Start der Karriere von Will Smith). Da war es ganz egal, dass das alles eigentlich ganz großer Quark war – wenn hier z.B. der Staub auf dem Mond erbebte, weil da ein Raumschiff vorbeiflog, oder die Welt am Schluß gerettet wird, in dem man den Außerirdischen einfach einen Computervirus ins System lud. Aber Shots, wie z.B. die Zerstörung des Weißen Hauses durch die Aliens, waren eindrucksvoll und sorgten für Publikum.
Da Roland Emmerich nun nach einigen Flops gerne wieder an seinen alten Erfolg anknüpfen würde, bekommen wir nun eine später Fortsetzung vorgesetzt – ab dem 14. Juli 2016 auch in den deutschen Kinos. Schon lange war Roland Emmerich mit der Idee für eine Fortsetzung zu ID4, wie der Film damals abgekürzt genannt wurde, hausieren gegangen. 2013 sprach er dann bereits von zwei Fortsetzungen, keinem Reboot, sondern zwei, wie er das nannte, »ungewöhnlichen Fortsetzungen«.
Die erste Fortsetzung, »Independence Day: Wiederkehr« (OT: »Independence Day: Resurgence«), wurde – eine Woche nach dem US-Start – endlich auch in Deuschland der Presse gezeigt, und in Anlehnung an den Werbespruch des zweiten Teils – »Wir hatten 20 Jahre Zeit uns vorzubereiten« – kann man nur sagen: Mein Gott, warum habt ihr die nicht genutzt? Warum habt ihr verdammt noch einmal nicht ein paar knallige Ideen entwickelt und ein vernünftiges Drehbuch geschrieben?!
Ideenlosigkeit ist das Konzept dieses Films.
Für die Fortsetzung hat man sozusagen alles wieder zusammengeholt, was im ersten Film schon funktioniert hat – die Aliens kommen wieder zur Erde, diesmal halt nur mit größeren Raumschiffen (»definitiv größer als beim letzten Mal«), und mehr oder weniger die gleichen Leuten müssen den Planeten Erde wieder retten. Obwohl auf der Erde nach erfolgter Abwehr der letzten Invasion Frieden herrscht, 20 Jahre vergangen sind und die Menschheit jede Menge der Alien-Technologie für sich brauchbar machen konnte, müssen also doch wieder Jeff Goldblum als Computergenie und sein von Judd Hirsch gespielter Vater ‘ran, Bill Pullman als Ex-Präsident aus dem Altersheim geholt werden und Brent Spiner wieder zusammen mit John Storey als vertrottelte Wissenschaftlter herhalten. Nur Will Smith war Roland Emmerich mittlerweile zu teuer und so wird er durch zwei junge Starpiloten ersetzt – seinen Filmsohn Dylan Hiller (Jessie T. Usher) und den draufgängerischen, aber eigentlich sehr unsymphatischen wirkenden Jake Morrison (Liam Hemsworth). Für den chinesischen Markt stellt man den beiden außerdem noch Grace Huang als asiatische Toppilotin an die Seite. Originell ist daran kaum etwas, höchstens die Tatsache, dass Dr. Oaken (Spiner) und sein Kollege mittlerweile wohl ein schwules Paar sind. Das könnte man positiv werten, aber dann ist da auch wieder die Tatsache, dass als eine der wenigen neuen Figuren ein afrikanischer Warlord (gespielt von Deobia Oparei) aus dem Hut gezaubert wird, der ganz schrecklich als wandelndes Klischee immer mit zwei Macheten herumlaufen muss und in der deutschen Synchro wie der stereotypische Schwarze aus dem großen Buch der Vorurteile sprechen muss.
Ansonsten: Business as usual. Einfach zeigen, wie per CGI-Effekte bekannte Bauten auf aller Welt kaputt gehen (beim Emmerich ist es da mittlerweile auch völlig egal, ob nun Terroristen, Godzilla, eine neue Eiszeit oder Aliens daran schuld sind) und versuchen zu vertuschen, dass die Handlung Banane ist. Das hat beim ersten Film noch geklappt, diesmal dürfte es jeder merken, dass das hier eine fade Überleitung zu einem dritten Teil ist, der den Kampf in den Weltraum hinaustragen soll. Aber mal ehrlich: Wer will das nach diesem Langweiler noch sehen?
(OT: »Independence Day: Resurgence«)
Regie: Roland Emmerich
Drehbuch: Carter Blanchard, Dean Devlin, Roland Emmerich
Produktion: Dean Devlin, Roland Emmerich, Harald Kloser
Darsteller: Liam Hemsworth, Charlotte Gainsbourg, Jeff Goldblum, Vivica A. Fox, Bill Pullman, Judd Hirsch, Jessie Usher, Joey King, Brent Spiner, Travis Tope, Maika Monroe, Sela Ward, William Fichtner, Deobia Oparei
Kinostart (D): 14. Juli 2016