Wie vor zwei Jahren bei »The Force Awakens« sitze ich auch diesmal wieder mit einer fetten Erkältung in der Pressevorführung. Die Nase läuft, der Hals kratzt, aber ich freue mich trotzdem auf diesen Kinoabend. Für 151 Minuten werde ich wieder das Star-Wars-Universum besuchen, das mich in all den Jahren fasziniert, begeistert und leider auch enttäuscht hat. Aber man hofft ja doch immer wieder, dass man noch einmal so gebannt vor der Leinwand sitzen wird, wie damals als Luke mit Hilfe der Macht den ersten Todesstern vernichtete oder die Rebellen sich gegen die herannahenden At-Ats wehren mussten…!
Natürlich aber lauern da auch die Zweifel, denn »The Force Awakens« fühlte sich zu großen Teilen ja doch wie ein Remix des ersten »Krieg der Sterne«-Films an. Hat Rian Johnson, der J.J. Abrams für Episode 8 im Regiestuhl ablöste, etwa das Drehbuch von »The Empire strikes back« als Vorlage für sein Skript bekommen? Egal, der Film fängt an, die altbekannte Laufschrift, und ein Schwenk nach unten auf einen Planeten. Die Basis der Rebellen wurde entdeckt und sie müssen vor den angreifenden Truppen des First Order fliehen. Währenddessen trifft Rey auf den alten, unwilligen Jedi-Meister, der sich auf einem abgelegenen Planeten versteckt und sie ausbilden soll… Äh, das kann doch nicht Euer Ernst sein, oder? Doch, aber ich kann Euch auch beruhigen – obwohl wenn der Beginn des Films wie eine Nacherzählung von »The Empire strikes back« klingt (Immerhin immer noch der beste Film der Reihe!), so löst sich der Film doch relativ schnell von dieser Vorlage und schlägt eine neue Richtung ein. Fast habe ich sogar den Eindruck, dass Rian Johnson sich bewusst von »The Force Awakens« lösen will, denn das Ende des Films stellt auch einen Neuanfang dar. Episode IX wird sich neu orientieren, ja vielleicht sogar einen Zeitsprung beinhalten müssen.
Aber eine neue Geschichte muss nicht unbedingt auch gut sein. So sehr ich die Gesamtentwicklung, die das Star-Wars-Univserum mit diesem Film nimmt, für spannend halte, so sehr nervt bei näherer Betrachtung der eine oder andere Handlungsstrang dieses Films. Wie schon erwähnt sind da zum einen die Rebellen, die vor der Flotte des First Order fliehen, und zum anderen natürlich Rey und Luke. Aber hier erleben wir dann plötzlich im Gesamtzusammenhang eine letztlich unsinnige Mission, die nur deshalb stattfindet, weil es einer Figur an Führungsstil mangelt (Warum verheimlicht man einen Plan vor den eigenen Leuten?), und zum anderen eine seltsame Weltraumkampf-Strategie, die man so bislang eher in der alten Kampfstern Galactica-Serie erlebt hat.
Was wiederum gefällt ist der Gegenentwurf zu den getragenen, bedeutungsschwangeren Dialogen, wie man sie bei zuletzt bei »Justice League« oder den »Hobbit«-Filmen hören musste – Luke ist ein Jedi-Meister geworden, aber nicht zu einem Meister der salbungsvollen, leeren Worte. Mark Hamill hat hier tolle Dialogzeilen geschrieben bekommen und liefert eine tolle Performance ab. Das fängt schon mit seiner Reaktion auf die Laserschwertübergabe durch Rey an, die sicher jeden im Kinosaal überrascht hat. Und dann wäre da noch Carrie Fisher, die als Grand Dame der Rebellion überraschen darf, aber so nuschelt, dass man sie kaum versteht. Wäre da natürlich noch der Humor. Die Porg und Chewbacca, das dürfte noch für Diskussionen sorgen – mir hat’s gefallen – oder auch Raumschiffe, die wie Bügeleisen aussehen (oder war andersherum??). Dieser Film benötigt tatsächlich ab und an etwas Humor, weil er sonst einfach auch etwas lange wirken könnte.
Unsere jungen Helden verändern sich in diesem Film, sie legen eine Reise zurück, entwickeln sich weiter und entscheiden sich. Dieser Film ist zum einen das Ende einiger Elemente aus der Abrams-Episode VII und zum anderen der Beginn der Geschichte von Episode IX. Wie gut er sich also letztlich in diese neue Trilogie einfügen wird (gerade weil Abrams nun Episode IX übernommen hat), das wird sich erst noch zeigen müssen. Ich hoffe, Abrams führt den Weg, den Rian Johnson begonnen hat, fort.
Star Wars: Die letzten Jedi
Originaltitel: Star Wars: The Last Jedi
Startdatum: 14.12.2017
Regie: Rian Johnson
Darsteller: Mark Hamill, Carrie Fisher, Adam Driver, Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac, Lupita Nyong’o, Andy Serkis, Domhnall Gleeson, Anthony Daniels, Gwendoline Christie, Kelly Marie Tran, Laura Dern und Benicio Del Toro
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