»Warcraft: The Beginning« ist der Versuch an den gewaltigen Erfolg der Herr-der-Ringe- und der Hobbit-Trilogie anzuknüpfen und eine neue Fantasy-Filmreihe ins Kino zu bringen. Als Vorlage dient in diesem Fall allerdings ein bekanntes Online-Rollenspiel, das über Jahre hinweg viele, viele Gamer begeistern konnte. Der Erfolg des ersten Films wird jedoch entscheiden, ob es überhaupt eine Fortsetzung geben wird.
Inhalt: Auf dem Planeten Azeroth wird das Leben und die natürliche Ordnung der Dinge durch positive und negative Zauberkräfte geprägt. Das Menschenreich wird von König Llane (Dominic Cooper) und seiner Königin Lady Taria (Ruth Negga) regiert – die beiden gütigen Monarchen residieren in der prachtvollen, friedlichen Stadt Stormwind.
Der mächtige Krieger Anduin Lothar (Travis Fimmel) befehligt in Azeroth das Militär. Das friedliche Königreich erfreut sich seit Jahren eines großen Wohlstands und wird von einem Rat der Weisen überwacht, die als Kirin Tor bekannt sind – eine Elite von Zauberern, die für das Gleichgewicht der Kräfte sorgen. Der Hüter von Azeroth ist Medivh (Ben Foster), der Mächtigste der Zauberer. Er, König Llane und Lothar sind dazu bestimmt, die Bewohner zu schützen – koste es, was es wolle. Doch der junge Magier Khadgar (Ben Schnetzer) will sich gegen den Ältestenrat der Kirin Tor auflehnen, weil er eine höhere Wahrheit sucht.
Auf der anderen Seite des Multiversums dient Draenor als Heimat der Orcs – ein stolzes, wildes Volk. Doch der Orc-Planet ist dem Untergang geweiht, und wenn sie überleben wollen, müssen sie ihn verlassen und eine neue Heimat finden. Ihr Anführer ist der gerissene, tyrannische Schamane Gul’dan (Daniel Wu), der zum Erlöser der Orcs werden könnte. Mit finsteren, gefährlichen Zauberkünsten gelingt es ihm, das Portal zu einer neuen Welt zu öffnen. Doch obwohl sich alle Clan-Führer Gul’dans Plan beugen, mit ihm Azaroth erobern und dessen Volk vernichten wollen, äußert ein Orc Bedenken. Durotan (Toby Kebbell) ist der geschätzte Führer des Frostwolf-Clans – er erinnert sich an einfachere und noblere Zeiten, bevor Gul’dan an die Macht kam. Aber welche Wahl bleibt ihnen schon? Das Überleben ihres Volkes geht vor…
Einen Film zu einem bekannten und so vielfältigen Franchise wie Warcraft zu machen, kann Fluch und Segen zugleich sein. Die bunte Fantasywelt des Spiels ergibt eine perfekte Kulisse für eine spannende Geschichte – doch da sich ein Online-Rollenspiel im Gegensatz zu einer Romanvorlage nicht auf das geradlinige Erzählen einer Geschichte anhand weniger Figuren beschränkt, musste hier das Drehbuch mit eigenen Ideen einspringen. Duncan Jones (»Moon«, »Source Code«), der Sohn von David Bowie, hat sich hier als Regisseur und Coautor des Drehbuchs redlich bemüht. Aber »redlich bemüht« ist eine grausame Formulierung – und das Urteil über diesen Film zu fällen nicht so einfach.
Die Welt von Azeroth ist keine zweite Mittelerde. Dafür ist sie im Film zu schlaglichtartig geschildert: Es gibt die Stadt Stormwind, jede Menge Landschaft und irgendwo dann wieder die Stadt der Zauberer. Man reist mit Greifen oder gleich per Teleportation und wie groß das Land überhaupt ist, bleibt unklar. Zwerge tauchen nur in ein, zwei Szenen als Waffenmeister und Schmiede auf und Elfen gibt es nur noch kürzer zu sehen. Eine wirkliche Rolle spielen sie in »Warcraft: The Beginning« nicht. Hier geht es ganz klar um den Konflikt zwischen Menschen, Orcs und der Zauberei (ich musste nachlesen, um zu kapieren, was mit dem »grünen Fell« von dem im Film immer wieder die Rede war, gemeint ist).
Wobei das Presseheft viel Wert darauf legt, dass es Regisseur Duncan Jones wichtig war, dass man nicht die Orcs als die Bösen und die Menschen als die Guten darstellen wollte. Nun ja, die Orcs schlagen trotzdem anderen und ansonsten auch gerne mal sich gegenseitig die Köpfe ein, aber niemand ist perfekt, oder? So reduziert sich die Frage, ob Orcs auch gut sein können (oder vielleicht doch eher intelligent), genau auf drei Personen, auf den Clanführer Durotan (Toby Kebbell) und seine Frau und die Orc-Mischlingsfrau Garona (Paula Patton). Bei den anderen stellt man sich die Frage nicht – die wollen einfach kloppen oder sind halt doch böse. Ihnen stehen der König, der Heerführer Lothar, der jungen Magier Khadgar und der Wächter Medivh gegenüber, die die Menschen repräsentieren.
Wie gesagt: der Film bemüht sich redlich. Die Kampfszenen sind meist gut gemacht, die Welt ist mit Liebe zum Detail ausstaffiert und die CGI gelungen. Doch der Funke springt nicht über – die Chemie zwischen den Figuren funktioniert nicht so richtig, die Handlung dümpelt vor sich hin und es bleibt lange unklar, worauf die Geschichte abzielt. Auch wer denn nun der wahre Bösewicht hier sein soll, bleibt bis zuletzt offen und das Finale verweist so deutlich auf eine Fortsetzung, dass man sich leicht um ein richtiges Ende betrogen fühlen kann.
Einige Punkte bleiben völlig offen – eventuell versteht ein passionierter WoW-Spieler hier mehr, aber das bin ich nicht. Vielleicht fehlt dem Film aber auch einfach nur ein wirklich guter, charismatischer Schauspieler, der dem Zuschauer als klar Identifikationsfigur dienen kann, denn die Figuren definieren sich leider zu oft über ihre Masken und ihre Kostüme. Mir ging es auch so, dass die aus dem Computer stammenden Orcs zwar nett aussehen, aber halt doch immer wie künstliche Wesen wirken.
So oder so: »Warcraft: The Beginning« ist ein holpriger Beginn, ein Film der manchmal ein wenig unbeholfen wirkt – und nicht wie ein perfekt inszenierter Sommer-Blockbuster. Er ist kein Fiasko, kein kompletter Reinfall (das war damals »Dungeons & Dragons«), aber er ist auch bei weitem kein Erfolgsfilm, den man Nicht-WoW-Spielern als Kinospaß empfehlen kann.
Regie: Duncan Jones
Drehbuch: Charles Leavitt, Duncan Jones
Produktion: Charles Roven, Thomas Tull, Jon Jashni, Alex Gartner, Stuart Fenegan
Ausführende Produzenten: Jillian Share, Brent O’Connor, Mike Morhaime, Paul Sams
Darsteller: Travis Fimmel, Paula Patton, Ben Foster, Dominic Cooper, Toby Kebbell, Ben Schnetzer, Rob Kazinsky, Clancy Brown, Daniel Wu, Ruth Negga, Anna Galvin, Callum Keith Rennie, Burkely Duffield, Ryan Robbins
Freigegeben ab 12 Jahren, feiertagsfrei
Tonformat: Dolby 5.1, Dolby 7.1, Atmos
Laufzeit: 123 Min