Alan Moore, 1953 im englischen Northampton geboren und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, schlug sich zunächst als Hilfsarbeiter durch, bevor 1979 sein erster Comic-Strip »Roscoe Moscow« in der Musikzeitschrift »Sounds« veröffentlicht wurde. Damals zeichnete er noch selbst.
Das Zeichnen gab er aber bald auf und konzentrierte sich ganz auf das Schreiben. Für die britischen Magazine »2000 AD« und »Warrior« schuf er unter anderem »Miracleman« und »V wie Vendetta«, eine bissige Abrechnung mit der sozialen Kälte der Thatcher-Ära. Alan Moore machte aus einer extrem politisierten Geschichte ein Kunstwerk der Nebenstränge: Rückblicke und eindringliche Porträts von Nebenfiguren tragen mindestens ebenso zur Faszination des Geschehens bei, wie der Terrorismus des Rächers. Ein Erzählprinzip, dem Moore bis heute treu geblieben ist. Seine anschließenden Arbeiten für DC Comics, »Swamp Thing« und vor allem die bahnbrechende zwölfteilige Serie »Watchmen«, haben das Genre der Superhelden-Comics nachhaltig geprägt und Alan Moore zu einem der populärsten Comic-Autoren der Welt gemacht.
Seit den 90er-Jahren pendelte Moore zwischen ambitionierten Graphic Novels wie »A Small Killing« oder »From Hell« und phantasievollen Superhelden-Comics (»America’s Best Comics«). 1996 erschien sein erster Roman »Voice of the Fire«. Im Jahr 1988 legte Moore »The Killing Joke« vor, für viele Leser die beste Batman-Story aller Zeiten. Gemeinsam mit Bill Sienkiewicz veröffentlichte er im Jahr darauf »Brought to Light«, eine düstere Parabel über den Missbrauch politischer Macht. Mit Eddie Campbell als Zeichner folgte »From Hell«, eine schlussendlich auf 600 Seiten angewachsene Rekonstruktion des Kriminalfalls um Jack the Ripper. In den späten 90er-Jahren veröffentlichte Moore eine Reihe anspruchsvoller und allegorischer Superhelden-Comics wie »Top 10« und »Tom Strong«. Er spielte mit fiktiven Gestalten der viktorianischen Literatur in »The League of Extraordinary Gentlemen«. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin, der amerikanischen Künstlerin Melinda Gebbie, entstand »Lost Girls« – eine erotische Comic-Fabel, die kunstgeschichtliche und literaturästhetische Ansätze mit Pornografie verbindet.
Für seine Geschichten hat sich Alan Moore immer wieder neue Zeichner gesucht, darunter David Lloyd (»V für Vendetta«), Brian Bolland (»The Killing Joke«), Dave Gibbons (»Watchmen«) und Kevin O’Neill (»The League of Extraordinary Gentlemen«) sowie Melinda Gebbie für »Lost Girls«, die Moore nach Abschluss der gemeinsamen Arbeit geheiratet hat. In der Vielfalt seiner Stoffe ist er nur noch mit dem Asterix-Erfinder René Goscinny zu vergleichen. Dabei agiert Moore weitaus kompromissloser, was seine Qualitätsmaßstäbe angeht: Drei seiner Graphic Novels wurden verfilmt – »From Hell«, »The League of Extraordinary Gentlemen« und »V wie Vendetta« – von allen drei Filmen hat er sich aber distanziert. Gespannt darf man deshalb auf die anstehende Verfilmung von »Watchmen« sein, da Regisseur Zack Snyder (»300«) vor allem eins möchte: »Einen Film inszenieren, der Moore gefällt.«
Alan Moore ist nicht nur einer der gefragtesten und renommiertesten Comic-Schaffendenden unserer Zeit, er ist auch einer der originellsten und wagemutigsten, wenn es darum geht, der Gattung neue Wege aufzuzeigen und neues Terrain auszuloten. Er ist weltweit mit zahlreichen Comic-Preisen ausgezeichnet worden, unter anderem 2000 mit dem Max und Moritz-Preis als bester Szenarist. Moore lebt mit Melinda Gebbie nach wie vor zurückgezogen in seiner Geburtsstadt Northampton in Mittelengland.
»Das Leben kann man nicht in literarische Gattungen unterteilen. Es ist ein erschreckender, romantischer, tragischer, komischer, Science Fiction-Western-Krimiroman. Mit ein bisschen Glück kommt auch ein wenig Pornografie drin vor.« Alan Moore
Quelle: Comicsalon Erlangen 2008
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