Fast drei Monate (!) nach der inoffiziellen Einstellung der Zeitschrift SPACE VIEW, gibt es nun doch noch eine offizielle Reaktion des Heel-Verlages und eine offizielle Bestätigung der Einstellung.
Interessant fand ich dabei folgendes Absatz:
»Space View wurde im Zeichen von Star Trek geboren. Diesem großen Universum sind wir stets treu geblieben, hinzu kamen nach und nach neue starke Genres und Themen, die wir mit Interesse verfolgt und über die wir für Euch berichtet haben. Star Wars, Akte X, Herr der Ringe, die Superheroes sind nur einige der Themenhighlights, die dafür gesorgt haben, dass Space View über viele Jahre Ausgabe für Ausgabe immer wieder neue Leser fand. Doch die zunehmende Zersplitterung der Science-Fiction-Themen und auch zum Teil ihre Kurzlebigkeit, haben es immer schwieriger gemacht, allen Lesererwartungen gerecht zu werden: Was dem einen gefiel, war dem anderen ein Anlass, die Space View nicht mehr zu lesen. Und so ist die Stammleserschaft über die Zeit immer kleiner geworden, die tägliche Aktualität des World Wide Web tat ihren Teil dazu.«
Liebe Space View-Macher,
das liest sich ja doch recht lustig! Zwar seid ihr ehrlich und gebt zu, dass ihr eigentlich lange Zeit nur ein Produkt des »Star Trek«-Booms gewesen seid, aber ihr weist die Schuld für Euren Untergang am Zeitschriftenmarkt tatsächlich vor allem einer »Zersplitterung der Science-Fiction-Themen« zu und erwähnt nur im Nebensatz die Tatsache, dass das Internet den Großteil Eures Inhaltes obsolet gemacht hat?
Glaubt ihr tatsächlich auch das, was ihr da schreibt? Nicht nur, und hier werfe man mir ruhig eine gewisse Spitzfindigkeit zu, dass ihr hier mal eben schnell den »Herrn der Ringe« zur Science Fiction zählt, sondern ihr denkt tatsächlich, dass es eine »Zersplitterung der Science-Fiction-Themen« gibt? Ich erkläre es Euch gerne mal, was wirklich passiert ist: Ihr seid ein Opfer der Tatsache geworden, dass seit einiger Zeit es eben nicht mehr den einen großen Blockbuster-Trend gab, dem ihr Euch gemütlich und mit wenig Arbeit widmen konntet. Für Star Trek reichte es lange Zeit aus, einfach über die kommenden Episoden zu berichten (die ja erst Monate später auch nach Deutschland kamen), ein paar mehr oder weniger exklusive Fotos zu bringen und das war’s. Bei Star Wars konntet ihr Euch den Gerüchten widmen, bei »Herr der Ringe«, »Harry Potter« den Dreharbeiten und den Schauspielern. Wirklich anstrengen musstet Ihr Euch da nie. Denn mal ehrlich: den echten Science-Fiction-Themen habt Ihr Euch kaum und wenn dann nur zögerlich gewidmet. Autoren? Bücher? Das blieb Euch fremd. Was sich nicht schnell und bunt aus den Presseberichten, den Fotos und ein bisschen Contratsch (inkl. Interviews mit den dort versammelten Schauspielern) zusammenstellen ließ, dann fand man bei Euch selten. Und bei den Blockbuster-Themen habt Ihr zwar lange Zeit ordentliche Verkaufszahlen erreicht, aber eben leider oftmals auch nur für diese einzelnen Themen. War’s vorbei mit Star Wars, dann blieben diese Leser halt auch schon wieder aus.
Und darum seid mal ehrlich: Ihr seid vor allem obsolet geworden, als jeder Fan im Internet schon Woche vorher die Fotos fand, die Ihr angeblich exklusiv hattet, als sich herausstellte, dass Eure »News« meist auch nur aus amerikanischen Websites abgeschrieben waren, als sich zeigte, dass ihr mit der Vielfalt der Science Fiction außerhalb der Blockbuster und Erfolgsserien eigentlich gar nichts anfangen konntet. Qualitätsjournalismus fand man bei Euch zu selten, eigene Recherchen zu Themen war Euch oftmals zu mühsam. Da stellte selbst der lahmste Leser irgendwann fest, dass er das auch preiswerter und vor allem oftmals auch besser und ehrlich eben im Internet haben konnte. Und statt auf neue Themen zu warten, die Euch retten, hättet Ihr lieber die Augen öffnen und sie selbst entdecken sollen. Denn die SF lebt!
Kurz und gut: Euer Ende war absehbar. Und es war keine Folge der »Zersplitterung der Science-Fiction-Themen« schuld.
PS: Der eine oder andere Kommentare bei Facebook spricht ähnliche Probleme an: »Zuerst tauchten Sachen wie CSI(!) darin auf, und beim nächsten Chefredakteur las man die Lustlosigkeit und den Kompetenzmangel deutlich heraus.«
Im Net-Zeitalter ist das reine Verbreiten von Pressematerial in Form eines Magazins obsolet geworden. Arbeit ist angesagt, um aus den Unterlagen, Kritischem & Querverweisen einen individuellen Text zu erschaffen. Aber „Arbeit“ ist mit Kosten verbunden, die von vielen Verlagen nicht aufgewandt werden wollen.
Tatsächlich lese ich mich durch Magazine, auf der Suche nach subjektiven (!) Meinungsäußerungen, die nicht den Beigeschmack der Hofberichterstattung mitführen.
Selbst in Space View waren solche (kleinen!) Rubriken zu finden. Aber das Gros war redundante Info für jeden, der sich näher mit dem Genre beschäftigt.