Als Teil eines Expeditionsteams will eine Biologin und ehemalige Soldatin namens Lena herausfinden, was ihrem Ehemann in dem dubiosen und geheimnisvollen Gebiet namens Area X zugestoßen ist, welches sich an der amerikanischen Küste zunehmend ausbreitet. Im Areal angekommen, entdecken die Wissenschaftlerinnen mutierte Naturphänomene und Kreaturen, die ebenso gefährlich wie beeindruckend sind und nicht nur ihren Verstand, sondern auch ihr Leben gefährden.
Bereits bei seinem Regiedebut »Ex Machina« (Filmkritik) aus dem Jahr 2015 schien Alex Garland die Frage, ob der Film auch ein Erfolg werden könnte, eher weniger zu interessieren. In meiner Kritik schrieb ich damals, dass die Geschichte des Films streng genommen auch als Kammerspiel auf einer Theaterbühne bestens funktionieren würde – der ganze CGI-Aufwand zur Erschaffung eines menschenähnlichen Roboters war nur eine optische Ergänzung. Zu »Sunshine« (Fimkritik) aus dem Jahr 2007 verfasste Garland zwar nur das Drehbuch (Regie führte Danny Boyle), aber auch hier schien bereits deutlich der kommerzielle Erfolg nicht das erste Kriterium gewesen zu sein – leider aber auch nicht die innere Logik des Films, der vor allem von der einmaligen, bildhaften Darstellung der Sonne als Protagonist lebte.
Nun hat sich Alex Garland also an die Southern Reach Trilogy (Annihilation, Authority und Acceptance) des Autors Jeff VanderMeer herangewagt, genauer gesagte verfilmte er nur den ersten Roman und schrieb auch selbst das Drehbuch dazu. Paramount schien jedoch bereits nach ersten Testvorführungen zu merken, dass auch dieser Film es im Kino schwer haben wird gegen die Konkurrenz zu bestehen. Das Angebot von Netflix exklusiv die weltweiten Distributionsrechte (außer für die USA) zu kaufen und den Film bereits ab dem 12.3. weltweit zu zeigen, sollte man als Filmfreund deshalb vor allem als Chance begreifen. Ob es hierzulande nämlich wirklich jemals zu einem echten Kinorelease gekommen wäre, darf angezweifelt werden. Und ja, mir ist klar, dass jetzt trotzdem viele rufen werden (vor allem die, die den Film noch nicht gesehen haben), dass dies nur zeigt, dass intelligente Science Fiction im Kino keine Chance hat (vor allem angesichts des großen Erfolges von Disney mit Star Wars und seinen Marvel-Superhelden). Aber nicht jede Geschichte, die einen schlussendlich ratlos zurücklässt, ist deshalb besonders intelligent oder vor allem toll erzählt.
Denn Alex Garland schafft es nicht die schon als Roman eher spröde und distanzierte Geschichte zu einem emotionaleren Erlebnis werden zu lassen. Bei Garland betreten fünf Frauen die unbekannte Welt des Shimmers, die vor allem schwer an sich und ihren Problemen zu schleppen haben. Aber sie bleiben uns letztlich fremd (ihre Problemen werden uns immer wieder erzählt und zu selten präsentiert) und auch Natalie Portmans Hauptfigur, die scheinbar nur deshalb aufbrach, um ihren verlorenen Ehemann zurückzuholen, wird uns immer unklarer in ihrer Motivation. Und wie bei »Ex Machina« drückt sich auch hier der Film um einen Blick weiter in das angerissene Problem hinein. Ob Garland hier auf die Verfilmung des zweitens Romans hoffte? Ich weiß es nicht, aber ich gehe fest davon aus, dass es dazu nicht kommen wird. Ja, »Auslöschung« ist ein ganz sehenswerter kleiner Film geworden, aber es ist bei weitem kein Meisterwerk. Er kratzt an der Oberfläche, er zeigt manchmal, was jenseits einer Expedition in eine mutierte Welt möglich gewesen wäre (ausgerechnet bei einem Angriff), aber er bleibt letztlich ebenso wie der Roman – gerade aufgrund seines Endes – irgendwie immer gefühlsarm. Eine Expedition in eine fremde Welt kann auch unterhaltsamer und bewegender ausfallen…
Hinweis: Diese Kritik beruht auf der Sichtung eines Screeners, der von Netflix zur Verfügung gestellt wurde.
Regie und Drehbuch: Alex Garland
Darsteller: Natalie Portman, Oscar Isaac, Jennifer Jason Leigh, Tessa Thompson, Gina Rodriguez und Tuva Novotny
Ab dem 12. März 2018 in Deutschland exklusiv auf Netflix (kein Kinorelease!)