Filmkritik: »The 6th Day« (2000)

The 6th Day


In einer nicht weit entfernten Zukunft scheint der Mensch endlich sein Paradies gefunden zu haben. Dank den Möglichkeiten der Gentechnik und des gezielten Klonens haben viele Krankheiten ihre Schrecken verloren und scheinbar ausgestorbene Tierrassen bevölkern wieder die Erde. Doch was passiert, wenn sich skrupellose Wissenschaftler und Geschäftsmänner über alle Grenzen der Moral und Gesetze hinwegsetzen und damit beginnen Menschen zu klonen? – Deutschlandstart: 14. Dezember 2000.

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»Am sechsten Tag erschuf Gott den Menschen…« – Auf diesen Satz aus der Bibel bezieht sich der Titel des neuen SF-Films von Arnold Schwarzenegger. Doch keine Angst – »The 6th Day« ist deutlich besser als »End of Days« und Arnie ist diesmal nicht im Auftrag des Herrn unterwegs um die Welt zu retten. Denn eigentlich will sein Filmcharakter Adam Gibson nur wie ein braver Amerikaner ein idyllisches Familienleben führen. Obwohl er Geburtstag hat, fliegt Adam zusammen mit seinem Partner wie jeden Tag Skifahrer zum Wintersport. Als unerwartet der Familienhund stirbt, bittet ihn seine Frau den Hund bei der Firma »Re-Pet« bis zum Abend klonen zu lassen, damit seiner kleinen Tochter der Schmerz erspart bleibt… Adam hält zwar nichts von diesem Eingriff in den natürlichen Lauf des Lebens, doch er erklärt sich doch dazu bereit sich zumindest das Angebot der Firma mal genauer anzusehen.

Trautes Heim
Trautes Familienglück
Als Adam dann abends aber endlich heimkehrt, muß er feststellen, daß er anscheinend bereits zu Hause ist! Ein Mensch, der genauso wie Adam aussieht und spricht, ist in seinem Haus und ißt zusammen mit der Familie und den Gästen Adams Geburtstagskuchen. Niemand scheint einen Unterschied zu bemerken! Doch noch bevor Adam eingreifen kann, erscheinen die beiden getarnten Killer Marshall (Michael Rooker) und Talia (Sarah Wynter), die sich als Agenten ausgeben und ihm erzählen, daß es leider zu einer Verletzung der Gesetze kam und nun sozusagen „aus Versehen“ ein Klon sein Leben übernommen hat.

Die Killer
Die Jagd beginnt!

Adam Gibson gelingt es sich seinen Häschern zu entziehen, doch er muß feststellen, daß ihm niemand glaubt. Und um sein normales Leben wieder aufnehmen zu können, muß er nun (wie nicht anders zu erwarten) selbst den Kampf gegen die bösen Fieslinge aufnehmen, die sich über alle moralischen Grenzen und Gesetze hinwegsetzen…
Doch seine Gegner erweisen sich als besonders hartnäckig, denn jeder tote Killer steht schon wenigen Stunden später als Klon wieder zur Jagd auf Adam bereit!

Im Grunde ist das Handlungskonzept für einen Film mit Arnold Schwarzenegger festgelegt. Egal ob »Total Recall«, »Eraser« oder jetzt eben auch »The 6th Day«: viel »Äktschn« muß sein und Arnie, die steirische Eiche, muß im Alleingang als Held und Retter der Welt allein gegen übermächtige Gegner antreten und diese auch besiegen.

Killerin

Und so sind auch in »The 6th Day« die Stunts spektakulär, die Trickeffekt toll gemacht und die Kulissen einen Augenschmaus. Und so ganz nebenbei hat mich außerdem auch der Titelvorspann beeindruckt, der optisch sehr gelungen ist. Die Skyline von Vancouver ist beeindruckend in Szene gesetzt und der eine oder andere Gag am Rande fehlt ebenfalls nicht (so hat Hank, der Freund von Adam Gibson, eine virtuelle, programmierbare Freundin). Und wie in allen guten Actionstreifen entsprechen die Gegenspieler des Helden den klassischen Feindbildern – sie sind wie gewohnt fies, geldgierig und gemein.

Die Story von »The 6th Day« ist ohne Schnörkel erzählt (die einzige Chance zu einem Twist in der Handlung läßt der Regisseur Roger Spottiswoode leider ungenützt verstreichen) und bietet wenig echte Überraschungen. Wer sich schon bei anderen Schwarzenegger-Streifen gut amüsiert hat, wird auch hier nicht enttäuscht werden – Popcorn-Kino halt. Zuviel Nachdenken sollte man allerdings nicht über die Geschichte. Die wissenschaftlichen Grundlagen sind allenfalls rudimentär umgesetzt und zuviel an Logik wurde dem Götzenbild der Dramaturgie und der Action geopfert (so werden zum Beispiel die fertigen Klone innerhalb weniger Stunden aus vorbereitetem Rohmaterial gebastelt).

Alles in allem wird »The 6th Day« also wohl kein neuer Blockbuster, aber es ist ein solider und aufwendiger Actionstreifen der seine Zuschauer und Fans finden wird.

Ach ja, noch ein letzter Tip für alle Kinogänger. Seht Euch den Film ruhig in der deutschen Fassung an – denn da wird Arnold Schwarzenegger synchronisiert. Sein Englisch ist nämlich immer noch gar furchtbar anzuhören!

Michael Drucker
Michael Drucker (Tony Goldwyn) und Graham Weir (Robert Duvall, rechts)
THE 6TH DAY (2000)
Regie: Roger Spottiswoode
Drehbuch: Marianne & Cormac Wibberley
Schauspieler: Arnold Schwarzenegger, Tony Goldwyn, Robert Duvall, Michael Rooker, Sarah Wynter, Michael Rapport, Wendy Crewson, Taylor Anne-Reid, u.a.
Produzenten: Mike Medavoy, Arnold Schwarzenegger, Jon Davison, Daniel Petrie jr (Executive), David Coatsworth (Executive)


© Florian Breitsameter (Text), Columbia TriStar (Bildmaterial)