Selbst der sonst als eher stoisch geltende Brite zieht zumindest leicht verwundert eine Augenbraue hoch, wenn der nordische Gott Thor (wiederum gespielt von Chris Hemsworth) in die Londoner Tube steigt und mit tiefer Stimme fragt, wie viele Stationen es bis Greenwich sind. Natürlich sieht es lustig aus, wie der hünenhafte Donnergott mit gesenktem Kopf so gequetscht in der klein wirkenden U-Bahn steht. Keiner Wunder aber auch, dass die blonde Britin die er dabei anrempelt bei seinem Anblick fast in Ohnmacht fällt. Warum Thor aber überhaupt auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, um zurück zum Schauplatzes des Kampfes um das Überleben der neun Welten zu gelangen, das ist einer der kleinen Erzähltricks bei einem ansonsten fast schon typischen Superhelden-Hau-Drauf-Endkampf – sein Hammer ist ihm schlicht inmitten des Kampfes abhanden gekommen.
Es sind kleine Szenen wie diese, die zeigen, dass im neuen Thor-Kinofilm von Regisseur Alan Taylor Thor nicht mehr nur als arrogante Gottheit aus dem fernen Asgard präsentiert werden soll. Dummerweise hat sich Thor ja im ersten Teil in die zwar wunderschöne, aber eben doch leider menschliche Jane Foster (Natalie Portman) verliebt, die darüber hinaus auch noch Astrophysikerin ist. Und so ist Thor zu Beginn ein wenig hin- und hergerissen zwischen seiner Liebe zu seiner Heimat Asgard und der zu Jane Foster, die er zwar nicht besuchen kann, aber dank der Mithilfe von Heimdall (Idris Elba), dem Tor- und Portalwächter von Asgard, wenigstens wie ein echter Gott immer wieder aus der Ferne beobachten kann.
Zum Glück kehrt da mit dem rachsüchtigen Malekith (Christopher Eccleston) und seinem Volk der dunklen Elfen ein alter Gegner zurück, der das Universum wieder in ewige Dunkelheit stürzen will. Weil nicht einmal sein Vater Odin, König von Asgard, diesen Feind aufhalten kann, tritt Thor seine gefährlichste Reise an. Diese wird ihn mit seiner großen Liebe Jane Foster wiedervereinen, aber zwingt ihn auch zu einer riskanten Allianz mit seinem Adoptivbruder Loki (Tom Hiddleston).
»Thor – The Dark World« (der deutsche Verleih hat aus unverständlichen Gründen »Thor – The Dark Kingdom« daraus gemacht) ist der zweite Film nach dem Zusammentreffen der Marvel-Superhelden in »The Avengers«. Tony Stark hat zuvor in »Iron Man 3« seine Krise nach der großen Schlacht in New York überwunden und wieder zu sich selbst gefunden. Steve Rogers alias Captain America wird seine Probleme mit dem 21. Jahrhundert in »Captain America 2: The Return of the First Avenger« (1. Mai 2014) in den Griff kriegen müssen. Und Thor muss sich in seinem Film vor allem damit auseinandersetzen, dass sein eigener Bruder Loki (Tom Hiddleston) nicht nur ihn, sondern gleich alle verraten hat – seinen Bruder, seine Familie und auch ganz Asgard. Malekith, dieser schwarze Elf aus den alten Märchenbüchern Asgards, der gleich das ganze Universum zerstören will, versucht sich zwar immer wieder als Gefahr in den Vordergrund zu schieben, doch letztlich handelt »Thor – The Dark World« vor allem von den großen Gegensätzen Thor und Loki. Malekith bleibt ein weitgehend anonymer Gegner. Christopher Eccleston steckt in einer Maske, die kaum Platz für Mimik lässt und gibt Laute in der unverständlichen Sprache der schwarzen Elfen von sich, die wir in Untertiteln übersetzt bekommen.
Wie groß der Kontrast zwischen Thor und Loki ist, zeigt sich, als Thor ausgerechnet seinen verräterischen Bruder um Hilfe im Kampf gegen Malekith bitten muss – da steht der blonde nordische Donnergott Thor vor der Zelle, in der Loki eingesperrt ist und plötzlich zeigt sich, dass eigentlich der listige Verräter, der es schafft gleichzeitig sympathisch und listig zu erscheinen, der interessantere Bruder ist. Der strahlende Held wird an die Wand gespielt vom tragischen Bruder, der kurz seine immer noch andauernde Liebe zu seinem Bruder und seiner Familie zeigt, während er noch Augenblicke zuvor lachend dem Gegner geholfen hat.
Und so ist »Thor – The Dark World« ein toller Film geworden, weil die Chemie zwischen Chris Hemsworth und Tom Hiddleston als Thor und Loki einfach phantastisch funktioniert. Aber positiv fallen auch viele anderen kleine Dinge auf. Der Film spielt in London und wird teilweise auch vom subtilen britischen Humor geprägt (Wohin mit Mjöllnir, wenn man eine Wohnung betritt?) der manchmal gar ein wenig an »Doctor Who« erinnert und Heimdall und die anderen Kämpfer Asgards rücken etwas mehr in der Vordergrund, ebenso wie die Assistentin Jane Fosters. Und seltsamerweise hat die Science Fiction in Asgard Einzug gehalten – aus Schwertern werden plötzlich Laserwaffen und alles sieht ein klein wenig mehr nach Technik als nach Magie aus.
Noch ein kleiner Hinweis am Schluss: Es gibt diesmal gleich zwei Abspannszenen (!). Eine mittendrin, und eine ganz, wirklich ganz am Schluss. Die Vorbereitungen für den nächsten Avengers-Kinofilm sind getroffen…
Deutschlandstart: 31. Oktober 2013
Die neun Reiche
Der Begriff der Neun Reiche stammt aus der nordischen Mythologie und beschreibt neun unterschiedliche Welten. Getragen werden sie von der gewaltigen Esche Yggdrasil, die für die nordische Kosmologie von zentraler Bedeutung ist. Asgard befindet sich an der Spitze dieses Weltenbaums, die Erde dagegen, bezeichnet als Midgard, in der Mitte.
ASGARD – Heimat der Götter
WANENHEIM – Heimat der Wanen, Schwestergeschlecht des Volkes von Asgard
ALBENHEIM – Heimat der Lichtalben oder Lichtelfen
NIDAWELLIR – Heimat der Zwerge
MIDGARD – Erde
JOTUNHEIM – Heimat der Frostgiganten
SCHWARZALBENHEIM – Heimat der dunklen Elfen
NIFLHEIM – Das Reich der Toten
MUSPELHEIM – Heimat der Feuerriesen und ihres Herrschers Surt
Thor (Chris Hemsworth)
Thor Odinson ist der Prinz und zukünftige König von Asgard, einer hoch entwickelten außerirdischen Zivilisation. Wegen seiner Arroganz und impulsiven Natur wurde er von seinem Vater Odin auf die Erde verbannt. Was er dort erlebte, lehrte ihn Bescheidenheit, führte aber auch zu einem schweren Konflikt mit seinem Adoptivbruder Loki. Nachdem er zusammen mit den Avengers die Erde vor Lokis Eroberungsplänen gerettet hat, sieht er sich nun mit einem neuen Gegner konfrontiert – einem Feind, der alles, was Thor wichtig ist, zu zerstören droht.
Jane Foster (Natalie Portman)
Jane Foster ist Astrophysikerin und lernte Thor kennen, als er von seinem Vater auf die Erde verbannt wurde. Obwohl sie nur kurze Zeit miteinander verbrachten, war die starke Anziehungskraft zwischen den beiden unübersehbar. Durch Jane lernte Thor den Wert von Bescheidenheit kennen und wie heldenhaft es sein kann, Menschlichkeit zu zeigen. Nach seinem ersten Besuch auf der Erde und der folgenden Trennung lebte Jane ihr Leben weiter … bis sie durch eine uralte Macht des Bösen erneut in Thors Welt hineingezogen wird.
Loki (Tom Hiddleston)
Loki Laufeyson ist Thors Adoptivbruder. Gemeinsam wurden sie von Odin großgezogen. Nachdem er die Wahrheit über seine Abstammung erfahren hatte, versuchte Loki, Asgard und die Erde zu unterwerfen – wurde aber von Thor und den Avengers rechtzeitig gestoppt. Unverändert arrogant und ohne eine Spur von Reue zu zeigen, sitzt Loki inzwischen in den Kerkern von Asgard. Nur seine Mutter Frigga hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass er sich ändern könnte. Als ein Feind aus alten Zeiten Asgard zerstören will, wird Lokis Loyalität auf die Probe gestellt.
Dr. Erik Selvig (Stellan Skarsgård)
Dr. Erik Selvig ist Astrophysiker wie Jane Foster und Mentor der jungen Wissenschaftlerin. Gemeinsam erlebten sie, wie Thor auf die Erde kam. Als Loki später die Invasion der Erde vorbereitete, zwang er Selvig, ihm zu helfen und nahm von dessen Geist und Körper Besitz. Zwar erlangte Selvig die Kontrolle über sich zurück, nachdem Thor und die Avengers Loki besiegt hatten – doch durch Lokis mentale Manipulation verschlechtert sich sein psychischer Zustand seitdem stetig. Wenn jetzt zwei Welten miteinander kollidieren, steht Selvig erneut im Mittelpunkt gewaltiger kosmischer Ereignisse.
Heimdall (Idris Elba)
Heimdall ist der Tor- und Portalwächter von Asgard. Er kann Ereignisse, die sich in weit entfernten Galaxien zutragen, wahrnehmen und sehen. Auf seinem Posten im Observatorium von Asgard wacht er über den Kosmos und beschützt Asgard vor allen Angreifern und Eindringlingen. Heimdall ist einer von Odins getreuesten Kriegern und in der Verrichtung seiner Aufgaben ohne Fehl und Tadel. Doch jetzt wird Asgard mit einem Feind konfrontiert, den nicht einmal Heimdall kommen sieht.
Malekith (Christopher Eccleston)
Malekith ist der grausame Anführer der dunklen Elfen – eines Volkes, das älter als das Universum sein soll. In eine Welt der Dunkelheit hineingeboren, führte Malekith vor Tausenden von Jahren sein Volk in einen Krieg gegen Asgard – und jeder glaubte, dass die dunklen Elfen dabei vernichtet worden waren. Doch Malekith überlebte und versucht jetzt, das Universum zu verwandeln und es wieder in ewige Dunkelheit zu stürzen.
Algrim/Kurse (Adewale Akinnuoye-Agbaje)
Algrim ist Malekiths zuverlässiger und loyaler Stellvertreter. Tausende Jahre zuvor kämpfte er Seite an Seite mit ihm gegen Asgards Krieger, doch jetzt bleibt beiden nur noch wenig Zeit. Daher muss Algrim muss ein großes Opfer bringen und wird in den monströsen Krieger Kurse verwandelt. Mithilfe seiner neuen furchterregenden Kräfte versucht Kurse, Thor und Asgard zu vernichten, um Malekiths Ankunft vorzubereiten.
Darcy Lewis (Kat Dennings)
Darcy Lewis ist Jane Fosters schrullige, aber geistesgegenwärtige Assistentin – eine studierte Politikwissenschaftlerin, die den ersten Kontakt der Menschheit mit einer außerirdischen Zivilisation hautnah miterlebte. Auch wenn sie nicht immer alles versteht, was um sie herum passiert, zögert sie nie, Klartext zu reden und alles zu kommentieren. Als Jane entdeckt, dass ein kosmologisches Ereignis aus uralten Zeiten Auswirkungen auf die Erde hat und dann spurlos verschwindet, muss Darcy einspringen und Jane ersetzen.
Volstagg (Ray Stevenson)
Volstagg gehört zu den „Drei Kriegern“, dem Bund der größten und loyalsten Krieger Asgards. Volstagg ist von beeindruckender Größe und Gestalt – und sein Geschick im Umgang mit der Axt wird nur noch von seinem Appetit übertroffen. In vielen Abenteuern, die er in über den ganzen Kosmos verstreuten Welten erlebte, hat Volstagg Seite an Seite mit Thor, Fandral und Hogun gekämpft. Und obwohl die Geschichten über seine heroischen Taten oft übertrieben ausgeschmückt sind, ist Volstagg für das Volk von Asgard ein großer Held.
Fandral (Zachary Levi)
Fandral ist Asgards bester Schwertkämpfer, was ihm als Mitglied der „Drei Krieger“ nur zugutekommt. Mit Volstagg und Hogun kämpft Fandral Seite an Seite, um Asgard vor allen Feinden zu beschützen. Wenn er nicht gerade seine Feinde mit dem Schwert zerschmettert, setzt Fandral seinen Charme und sein gutes Aussehen ein, um die Frauen zu umwerben.
Hogun (Tadanobu Asano)
Hogun, oft auch unter dem Namen „Hogun, der Grimmige“ bekannt, ist der tödlichste der „Drei Krieger“. Mit Morgenstern und Schwert bewaffnet, beschützt er Asgard wie auch seinen friedlichen Heimatplaneten Wanenheim. Obwohl er nur selten spricht, ist seine Loyalität gegenüber Thor legendär – wie auch seine Missbilligung einiger Wesenszüge von Fandral und Volstagg, die er für albern und leichtfertig hält.
Sif (Jaimie Alexander)
Sif gehört zu den beeindruckendsten Kriegern von Asgard. Sie verfügt über große Fähigkeiten, ist furchtlos und eine zuverlässige und loyale Verbündete von Thor. Als er verbannt wurde, erkannte sie den Verrat Lokis und riskierte alles, um Thor zurück nach Asgard zu bringen. Doch dann musste sie entdecken, dass sie Thors Herz an eine andere verloren hatte – an Jane Foster, eine Frau von der Erde. Während jetzt ihr langer Einsatz für Frieden in den Neun Reichen endet, versucht Sif, ihre Beziehung zu Thor wiederaufleben zu lassen.
Frigga (Rene Russo)
Frigga ist Odins Frau und die Mutter von Thor und Loki. Sie ist es, die die königliche Familie von Asgard zusammenhält. Sie wusste immer, dass mehr hinter Thors Verbannung durch Odin steckte, als auf den ersten Blick erkennbar war – so wie sie jetzt auch weiß, dass sich mehr hinter den Niederträchtigkeiten Lokis verbirgt, als andere erkennen können. Als Asgard angegriffen wird, kämpft Frigga mit allen Mitteln, um diejenigen zu beschützen, die sie liebt.
Odin (Anthony Hopkins)
Odin ist König von Asgard, Beschützer der Neun Reiche und Vater von Thor und Loki. Doch Odins lange Herrschaft neigt sich dem Ende zu. Obwohl er zunächst von Thors Arroganz enttäuscht war, erkennt er jetzt, dass Thor für den Thron bereit ist. Als aber ein Feind aus grauer Vorzeit zurückkehrt, stellt Odin Thors Loyalitäten in Frage. Wenn nämlich Thor König von Asgard sein will, muss er seine Pflicht über das stellen, wonach sein Herz sich sehnt.
© Filmkritik: SF-Fan.de
© Fotos und Figurenbeschreibungen: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Fand den ersten eigentlich nicht schlecht, aber hatte bisher noch gar keine Zeit mir überhaupt Gedanken zum zweiten Teil zu machen. Aber wenn er doch so gut sein sollte, steht das wohl noch auf meiner To-Do-List