»Ich fände es absolut abstoßend, wenn mir jemand vorschreiben würde, ein Mittel zu nehmen, um meine Sexualität zu ‚heilen‘, oder auch wenn irgend jemand einer farbigen Person vorschlagen würde, eine Pille zu schlucken, um sie von ihrer Hautfarbe zu ‚heilen‘.«
So wie seiner Figur im Film ist auch dem britischen Schauspieler Ian McKellen die Idee, alles, was Menschen zu einzigartigen Individuen macht, auszulöschen, ein Dorn im Auge.
Doch genau davon handelt der dritte Kinofilm mit den X-Men, denn zum ersten Mal haben Mutanten nun die Wahl: Entweder sie entscheiden sich dafür, ihre Einzigartigkeit zu bewahren und so ein isoliertes und von der Welt entfremdetes Leben zu führen, oder sie geben ihre Kräfte auf, um von der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Die unterschiedlichen Standpunkte der Mutantenanführer Charles Xavier, der an das Gute im Individuum glaubt, und Eric Lehnsherr (Magneto), der ganz im Sinne Darwins davon überzeugt ist, daß sich die stärkere Rasse durchsetzen wird, werden auf eine ultimative Probe gestellt.
Denn was passiert, wenn man nicht mehr frei entscheiden darf, sondern das vermeintliche Heilmittel als Waffe gegen Mutanten eingesetzt wird…? Es könnte dann zu einem gefährlichen Krieg kommen, in dem die X-Men allein gegen die stetig wachsende Anhängerschaft Magnetos antreten müssten!
Vergessen sollte man aber auch nicht Jean Grey, die in X-Men 2 starb, und nun von den Toten wieder zurückkehrt. Aber Jean Grey hat sich verändert: sie ist mächtiger denn je, jedoch ihren Kräften völlig ausgeliefert: sie ist zur Dark Phoenix geworden und vielleicht eine noch größere Gefahr als das Heilmittel…!
Die Produktion
Eigentlich hätte Bryan Singer auch beim dritten und wahrscheinlich letzten »großen« X-Men-Kinofilm Regie führen sollen, doch als er von Warner die Chance bekam, die Produktion von »Superman Returns« zu übernehmen, schlug er zu und nahm das Angebot den »Mann aus Stahl« wieder zurück auf die Leinwand zu bringen an.
Nun stand 20th Century Fox für das dritte Mutantenabenteuer plötzlich ohne einen Regisseur da – und dabei wollte man doch den dritten Film sobald wie möglich ins Kino bringen! Man entschied sich deshalb nicht auf Bryan Singer zu warten, sondern verpflichtete stattdessen den englischen Regisseur Matthew Vaughn.
Ende Mai 2005 verließ dann aber auch Matthew Vaughn überraschend das Projekt »X-Men 3«. Nach der offiziellen Sprachregelung gab er den Regisseurposten auf, um nicht für fast ein Jahr von seiner in England lebenden Familie getrennt zu sein. Hinter den Kulissen aber heißt es, daß er angesichts der Größe des Projekts und des hohen Budgets kalte Füße bekommen habe.
Als Ersatz wurde Brett Ratner (»Rush Hour«, »Red Dragon«) verpflichtet, was durchaus amüsant ist, denn Ratner war schon beim ersten X-Men-Film als Regisseur im Gespräch. Und zuletzt arbeitete Ratner am Konzept für »Superman Returns«, der nun von Bryan Singer übernommen wurde…
Der Film
»X-Men 3« ist – trotz des Regisseurswechsels – einerseits eine logische Fortsetzung der beiden Vorgängerfilme, andererseits aber auch in vielen Punkten dramatisch anders! Denn »X-Men 3: The Last Stand« gleicht in seinem Handlungsaufbau und der Behandlung der Figuren einem guten Comic und ist eine meist gut gelungene Mischung zwischen Action und ruhigen Charakterszenen. Und so kommt man sich fast so vor, als hätte nicht ein Regisseurswechsel stattgefunden, sondern eher der Comicautor, der nun sein Debüt mit einem großen Feuerwerk begeht! Plötzlich steht nämlich bei den X-Men der Teamgedanke im Vordergrund (erstmals ist auch der Gefahrenraum zu sehen), es kommt zu tragischen Todesfällen und manche Figur verhält sich anders, als man es vielleicht erwarten würde. Fast könnte man meinen, der X-Men-Kosmos wäre langsam etwas erwachsener geworden und hätte seine Unschuld verloren… denn am Ende des Films ist kaum mehr etwas so, wie es zu Beginn war! Dabei hat die Qualität der Actionszenen noch einmal dramatisch zugenommen und wenn der Juggernaut und Wolverine aufeinander treffen, dann ist das tatsächlich das große Gekloppe, das man aus den Comics kennt!
Hank McCoy (Beast), Warren Worthington III (Angel) und Cain Marko (Juggernaut)
Die Schwächen des Films liegen nicht in der Handlung begründet (obwohl manchmal etwas dick aufgetragen wird), sondern eher in der Tatsache, dass der Film länger sein müsste: die Folgen des ersten Auftretens der Phoenix werden viel zu schnell abgehandelt (mir schien es fast so, als ob man hier etwas vergessen hätte…) und auch an anderen Stellen des Films hätte man noch Szenen einfügen können, um das Gesamtbild etwas abzurunden. Denn gerade die neuen Mutanten (u.a. Juggernaut, Multiple Man, Angel, usw.) kommen etwas kurz und haben oftmals nur ein, zwei Szenen, in denen sie in den Vordergrund treten. Das ist natürlich die Folge der noch einmal stark gewachsenen Mutantenzahl, aber die Fans werden sich trotzdem auch über die kleinen Auftritte ihrer Idole freuen. Und Kelsey Grammer erweist sich – wie erwartet – tatsächlich als die perfekte Wahl für die Figur des Diplomaten und Wissenschaftlers Hank McCoy.
Fazit: Auch ohne Bryan Singer (auch wenn das seine Fans nicht so sehen werden) ist »X-Men 3« Dank eines guten Drehbuchs und einem Regisseur, der die komplexe Handlung elegant umgesetzt hat, ein sehenswerter Film geworden, den vor allem Freunde der X-Men auf keinen Fall verpassen sollten!
Zum Schluß noch ein wichtiger Tip: man sollte im Kino unbedingt das Ende des Films abwarten, denn nach dem Abspann kommt noch eine kurze, aber für die Zukunft der Filmreihe vielleicht doch sehr wichtige Szene…!
X-Men 3
Kinostart: 25. Mai 2006
Regie: Brett Ratner
Drehbuch: Simon Kinberg, Zak Penn
Produktionsdesign: Ed Verreaux
Darsteller: Kelsey Grammer (Hank McCoy, Beast), Hugh Jackman (Logan/Wolverine), Famke Janssen (Jean Grey/Phoenix), Vinnie Jones (Cain Marko, Juggernaut), Ian McKellen (Eric Lensherr/Magneto), Patrick Stewart (Charles Xavier/Prof. X), u.a.
Produzenten: Avi Arad, Ross Fanger (Co-Producer), Kevin Feige(Executive Producer), Hugh Jackman (Producer), Stan Lee (Executive Producer), Lauren Shuler Donner (Producer), Ralph Winter (Producer)
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