Seit 1965 erschien SF von ihm in Anthologien und Zeitschriften, 1970 sein erstes SF-Buch, der Roman »Der letzte Krieg«. Hier reisen Menschen zu einem Planeten, auf dem ein Nuklearkrieg vor kurzem alles höhere Leben ausgelöscht hat, um dort als Juniorpartner einer höher entwickelten Rasse dabei mitzuhelfen, aus Resten biologischen Materials Vertreter der vernichteten Zivilisation wiederauferstehen zu lassen. Breiten Raum in Bulytschows Schaffen nimmt die SF und Phantastik für Kinder ein. Insbesondere die Novellen und Erzählungen aus dem umfangreichen Zyklus um das Mädchen Alissa und seine Freunde erfreuen sich in Russland großer Beliebtheit und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Über 100 Erzählungen und einige längere Texte umfasst der an Erwachsene adressierte überwiegend humoristische Zyklus über das fiktive Provinzstädtchen Guslar. Schon die Titel der beiden frühen Erzählbände »Wunder in Guslar« (1972) und »Ganz gewöhnliche Leute« (1975) lassen zwei Wesensmerkmale erkennen, die den Guslar- und vielen weiteren Texten Bulytschows eigen sind: Märchenhafte Wunder wie sprechende und wunscherfüllende Goldfische stehen gleichberechtigt neben dem üblichen SF-Instrumentarium von A wie außerirdischem Besuch bis Z wie Zeitmaschine, manchmal sogar in ein und demselben Text. Und die Helden sind meist gar keine, sondern relativ normale Menschen der Gegenwart.
Doch auch für die Freunde »richtiger« Science Fiction hat Bulytschow reichlich Lesestoff geschaffen, wie zum Beispiel den in den 1970er und 1980er Jahren entstandenen überwiegend aus Novellen bestehenden Zyklus um den Kosmosarzt Pawlysch oder die beiden Planetenabenteuer-Romane »Agent der Kosmoflot« (1984) und die »Die Höhle der Hexen« (1987) um den Helden Andrej Brjus.
Ab 1988 nahm dann die Auseinandersetzung mit der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung in seiner Heimat und mit der Geschichte der Sowjetunion einen breiten Raum in Bulytschows Schaffen ein. In der 1986 geschriebenen und 1991 veröffentlichten Erzählung »Der einheitliche Wille des gesamten Sowjetvolkes« zum Beispiel schildert er auf höchst amüsante Weise Krisensitzungen des Politbüros unter Breshnew. Außerirdische haben der Bevölkerung der Sowjetunion (wie auch den Einwohnern aller anderen Staaten) zugesagt, den Menschen wiederauferstehen zu lassen, der in ihrem Lande in gleicher und freier, nämlich gedanklicher Wahl die meisten Stimmen auf sich vereint. Welche Maßnahmen sind da zu ergreifen?
Bulytschows Stärken waren stets seine Beobachtungsgabe, der Sinn für Details und die Fähigkeit zu glaubwürdiger und lebendiger Charakterdarstellung seiner Figuren. Mit diesem schriftstellerischen Rüstzeug schickte er seine Helden dann in die abstrusesten Situationen.
Bis zu seinem Tode sind von Kir Bulytschow – Nachauflagen, Neuausgaben und Übersetzungen mitgerechnet, aber ohne Anthologien, in denen er vertreten ist – mehr als 550 belletristische Bücher in 24 Sprachen erschienen. Dazu kommt noch – unter seinem richtigen Namen veröffentlicht – eine große Anzahl Sachbücher in 15 Sprachen. Kir Bulytschow war lange Jahre als Wissenschaftler am Moskauer Institut für Orientalistik tätig. Für den Oktober 2003 war der Autor zu einer Lesung nach Leipzig eingeladen, wo er schon 1996 Ehrengast beim ElsterCon war.
© Ivo Gloss
Deutsche Bücher von Kir Bulytschow/Igor Moshejko:
1. SF und Phantastik
1.1. Für Erwachsene
Kirill Bulytschow: EIN TAKAN FÜR DIE KINDER DER ERDE. (C/OA) Phantastische Erzählungen. Verlage MIR und Das Neue Berlin, Moskau bzw. Berlin 1976 (Gemeinschaftsausgabe). (1981 auch bei Heyne, im wesentlichen Material aus dem russischen Band „Wunder in Guslar“ (1972). Guslar, Pawlysch und unabhängige Erzählungen)
Kirill Bulytschow: DAS MARS-ELIXIER ODER DIE RECKEN AM KREUZWEG. Phantastische Erzählung. Vlg. Das Neue Berlin, Berlin 1980 (Guslar-Novelle)
Kir Bulytschow: BESUCH AUS DEM KOSMOS. (C/OA) Vlg. Neues Leben, Berlin 1982 (Das neue Abenteuer 428). (Heft. Guslar-Erzählungen)
Kirill Bulytschow: DER GEBIRGSPASS. Phantastische Erzählung. Vlg. Das Neue Berlin, Berlin 1986. (Pawlysch-Zyklus. Diese Erzählung wurde später überarbeitet zum Teil des Romans „Überlebende“.)
Kirill Bulytschow: ÜBERLEBENDE. Roman. Heyne-Vlg., München 1995 (HSF 5371) (Pawlysch-Zyklus)
Für Ende 2003/Anfang 2004 in Vorbereitung: Kir Bulytschow: DER EINHEITLICHE WILLE DES GESAMTEN SOWJETVOLKES. (C/OA) Gloss-Verlag in Zusammenarbeit mit Shayol
1.2. Für Kinder
Kir Bulytschow: DAS MÄDCHEN VON DER ERDE. (C/OA) Der Kinderbuchverlag, Berlin 1984. (Alissa-Zyklus. Auswahl aus „Das Mädchen von der Erde“ (1974))
Kir Bulytschow: DIE LILA KUGEL. Der Kinderbuchverlag, Berlin 1986. (Alissa-Geschichte)
Kir Bulytschow: DAS MÄDCHEN AUS DER ZUKUNFT. (C/OA) Der Kinderbuchverlag, Berlin 1987. (Alissa-Zyklus. Auswahl aus „Das Mädchen aus der Zukunft“)
Kir Bulytschow: ALISSA JAGT DIE PIRATEN. Der Kinderbuchverlag, Berlin 1988. (Alissa-Zyklus, gekürzte Fassung)
Kir Bulytschow: JULKA UND DIE AUSSERIRDISCHEN. (C/OA) Zwei phantastische Geschichten. Der Kinderbuchverlag, Berlin 1989
2. Sachbücher
Igor Moshejko: AM MAST DER TOTENKOPF. Piraterie im Indischen Ozean. Vlg. Das Neue Berlin, Berlin 1981
Igor Moshejko: 7 UND 37 WUNDER DER WELT. Verlage MIR und Urania, Moskau und Leipzig/Jena/Berlin 1988
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