Seit 1985 vergibt der Science Fiction Club Deutschland e.V. (SFCD e.V.) jährlich den Deutschen Science Fiction Preis (ehemals SFCD-Literaturpreis) für den besten deutschsprachigen Roman, bzw. die beste deutschsprachige Kurzgeschichte aus dem Bereich Science Fiction und Phantastik des jeweiligen Vorjahres. Berücksichtigt werden möglichst alle (!) deutschsprachigen Neuerscheinungen des phantastischen Genres.
Über die Preisvergabe entscheidet beim DSFP ein Preiskomitee, das alle relevanten Titel sammelt und liest. Darauf basierend erfolgen die Nominierungen, die damit im großen und ganzen auch eine Empfehlungliste der aktuellen deutschen SF und Phantastik darstellen. Udo Emmerich, der Vorsitzende des Preiskomitees hat heute die aktuellen Nominierungen für den DSFP 2001 bekanntgegeben.
Die Verleihung des Deutschen Science Fiction Preises 2001 und damit auch die Bekanntgabe der Gewinner, findet am 25. August 2001 in Dresden im Rahmen des Pentacons 2001 statt.
Eine Website mit einer ausführlichen Vorstellung der Komiteearbeit und der nominierten Titel ist unter: http://www.dsfp.de zu finden. Der Deutsche Science Fiction Preis wird vom Science Fiction Club Deutschland e.V. verliehen.
Hier sind die Nominierungen:
BESTER ROMAN
DER OPAL
Marcus Hammerschmitt
(Social Fantasies 2060, Argument Verlag)
»Sie ist eine Auftragskillerin im Weltall… und ihr Raumsschiff ist in sie verliebt!
Die galaktische Söldnerin Latil ist daran gewöhnt, immer auf dem Sprung zu sein. Der aktuelle Auftrag strapaziert allerdings ihre jähzornige Ader: Nicht nur, daß das ihr zur Verfügung gestellte Schiff gerade pubertiert und eine adoleszente Schwäche für Latil entwickelt. Der ‚Opal‘, Lebensraum ihrer Arbeitgeber, ist ein Kosmos für sich. Dabei wollen die feinen Bürger ganz das Übliche von Latil: Sie soll einen von ihnen um die Ecke bringen, an dem sie sich nicht die Finger schmutzig machen mögen. Anscheinend stellt dieser Abtrünnige eine Bedrohung der vollendet harmonischen, überlegenen Welt des Opals dar…«
GOOGOL
H.D. Klein
(TB 06/6349, Heyne Verlag)
Eine faszinierende Expedition an die Grenzen des Sonnensystems. Im Jahr 2045 dringt eine riesige, weiß glänzende Pyramide jenseits der Marsbahn in unser Sonnensystem ein. Noch bevor die Öffentlichkeit davon erfährt, bricht die Nostradamus, ein Raumschiff mit einem außergewöhnlichen Antrieb und einer nicht weniger außergewöhnlichen Besatzung, zu einer Reise voller Gefahren und Wunder auf, um hinter das Geheimnis dieses mysteriösen Artefakts zu kommen. Doch bald stellt sich heraus, daß die Nostradamus nicht das einzige Schiff ist, das sich auf dem Weg zu dem fremdartigen Objekt befindet…
LORD GAMMA
Michael Marrak
(Shayol Verlag)
Stan Ternasky verliert während eines Fluges von New York nach Los Angeles das Bewußtsein. Als er wieder erwacht, befindet er sich am Rande einer endlosen Wüstenstraße auf dem Rücksitz eines schrottreifen Pontiac. Schnell stellt er fest, daß mit der Welt, in die es ihn verschlagen hat, etwas nicht stimmt. Die Wolken bewegen sich nicht, die Straße führt immer bergab, und die Landschaft beginnt alle 180 Kilometer von neuem.
Entlang der Straße stößt er auf riesige, abgeschottete Bunker, in denen die Menschen nach einem vermeintlichen Nuklearkrieg ihr Dasein fristen. Keiner der Eingeschlossenen ahnt, daß er sich längst nicht mehr auf der Erde befindet und jede der zahllosen unterirdischen Stationen von denselben Individuen bevölkert wird, geklont für ein wissenschaftliches Experiment der Lords. Ein rätselhafter Rundfunksender namens Radio Gamma unterhält die Bewohner und sendet Nachrichten von der angeblich lebensfeindlichen Oberfläche. Die Menschen akzeptieren diese Meldungen und ihre unwirkliche Umgebung bedenkenlos.
Einzig Stan kennt das Geheimnis der im Verborgenen agierenden Außerirdischen. Ihm ist es möglich, die Barrieren zwischen den Bunkern zu durchqueren, ständig auf der Suche nach der Wahrheit und einem Weg zurück zur Erde. Dabei besitzt er in der Stimme von Radio Gamma einen Mentor, der ihn mit Informationen über die Pläne der Fremden versorgt.
CARMENS GEHEIMNIS
Bernd Setzepfandt
(Books on Demand)
Peter nimmt auf der Autobahn eine Anhalterinmit, die, wie sich schon bald herausstellt, niemand anderes als seine Computerbekanntschaft ‚Carmen‘ ist. In der wirklichen Welt verstehen sich die beiden genau so gut wie in den virtuellen, und kommen sich somit auch schon bald näher. Doch lange kann sich das frisch verliebte Paar nicht an seinem Glück erfreuen, denn plötzlich tauchen bleiche, knochige Gestalten auf und verschleppen Carmen. Gemeinsam mit seinem Freund Karl versucht Peter seine Freundin zu befreien. Bevor sie noch wissen, wie ihnen geschieht, verschlägt es die beiden unfreiwilligen Helden mit einem mal in die Weiten des Universums und in die Tiefen unbekannter Dimensionen. Kann das alles Zufall sein?
DIE LEBENDEN STEINE VON JARGUS
Barbara Slawig
(Haffmans Verlag)
Jeanne Andrejew war der einzige weibliche Navigator auf einem der gefürchteten Blockadebrecher im Großen Krieg. Dann verschwand sie. Desertierte, wie es offiziell hieß. Jetzt, in Zeiten, da die ehemaligen Kriegsgegner, die Volganische Republik und der alles beherrschende Weltenbund des Synarchon, erste Schritte in Richtung einer neuen Zusammenarbeit wagen, taucht sie ebenso plötzlich, wie sie einst verschwand, wieder auf. Auf der lebensfeindlichen, von Militärs regierten Welt von Jargus II, dem Planeten der Lebenden Steine. Hier trifft sie auf den ehrgeizigen jungen Kommisar David Woolf, der sich in einem Fall von Sabotage die Sporen verdienen muß. David verliebt sich in die geheimnisvolle Frau, wird aber mißtrauisch, als er erfährt, daß Jeanne im Krieg nicht nmur desertierte, sondern auch für feindliche Schmuggler gearbeitet haben soll…
ZURÜCK
Fabian Vogt
(Schulte & Gerth)
»Ich reise durch die Zeit. Genauer gesagt, in die Vergangenheit. Dafür muß es einen Grund geben, ich weiß nur noch nicht, welchen. Aber ich werde es herausfinden!« Punkt 12 Uhr an Silvester 2000 muss der junge Wissenschaftler Maximilian zu seinem Entsetzen feststellen, daß er ein Jahr in der Zeit zuruck gereist ist und sich wieder im Jahr 1999 befindet. Und von nun an wacht er jeden Tag ein Jahr früher wieder auf. Was hat das Ganze für einen Sinn? Warum ausgerechnet er? Verwirrt taumelt Max rückwärts durch die Jahrhunderte und versucht, diesem Phänomen auf die Spur zu kommen bis ihm ein Mönch im Mittelalter rät, bei Jesus persönlich nach der Antwort zu fragen. So wendet sich der Zeitreisende Richtung Jerusalem.
COSMO POLLITE
Andreas Winterer
(Schwartenverlag)
‚Cosmo Pollite‘ wühlt im Ramsch des Alls. Kein Stereotyp lässt der Autor aus: Vom abgebrühten Haudegen mit einer Vorliebe für Großkalibriges bis hin zur energischen Powerfrau, die als einzige den Durchblick hat. Anders als der Titelheld, vom Beruf Philosoph, der eher mit Gewichtsproblemen und den zu kleinen Auflagen seiner philosophischen Publikationen zu kämpfen hat. Vom Spaß-Faktor her ist die kosmische Klamotte fast schon britisch: Kein Auge bleibt trocken, wenn der Autor mit einer saftigen Portion Genre-Parodie ausgelutschte Motive ins Gegenteil verkehrt: Angreifende Killer-Androiden, Verfolgungsjagden in den Einöden des Universums, exotische Außerirdische, unterdrückte Planetenvölker, die es dank diverser Prophezeiungen zu befreien gilt, sowie versunkene Urwesen, deren technische Altlasten in die Hände finstrer Mächte geraten, die damit die Erde und das restliche Universum unterjochen wollen.
BESTE KURZGESCHICHTE
»Kommen Sie oft hierher?« von Myra Çakan
(in: Alien Contact 39, Edition Avalon)
»Über allen Gipfeln ist Ruh« von Holger Eckhardt
(in: Wolfgang Jeschke (Hrsg.), »Das Wägen von Luft«, Heyne)
»Ein Plädoyer« von Rainer Erler
(in: Wolfgang Jeschke (Hrsg.), »Das Jahr der Maus«, Heyne)
»Troubadoure« von Marcus Hammerschmitt
(in: Wolfgang Jeschke (Hrsg.), »Das Wägen von Luft«, Heyne)
»Railway Blues« von Silke Rosenbüchler
(in: Alien Contact 39, Edition Avalon)
»Die Klinge« von Michael Wimmer
(in: c’t – Magazin für Computertechnik 12/2000 und 13/2000, Verlag Heinz Heise)
Anmerkungen: Marcus Hammerschmitt hat es diesmal berechtigterweise gleich in beiden Sparten in die Nominierungsliste geschafft – mit dem Roman »Der Opal« und mit der Novelle »Troubadoure«. Wenig überraschend sind die Nominierungen von Michael Marrak, Barbara Slawig und H.D. Klein, aber auch die gelungene SF-Satire »Cosmo Pollite« wurde zurecht berücksichtigt.
Auffallend ist übrigens auch die Tatsache, daß die Hälfte aller nominierten Kurzgeschichten in Anthologien des Heyne-Verlags erschienen sind. Ein deutliches Zeichen, dass es sich lohnt diese hervorragenden Kurzgeschichtensammlungen zu lesen!
Quelle: Udo Emmerich für den DSFP 2001