Die Dortmunder Science Fiction Convention (DORT.con) muss zum ersten Mal seit Ihrer Gründung die kurzfristige Absage eines Ehrengastes verkraften. Da er wegen einer medizinischen Behandlung seiner Frau nicht anwesend sein kann, ist der ursprünglich geplante englischsprachige Ehrengast Charles Stross gezwungen, seine Zusage für die Veranstaltung im April zurückzuziehen. Das Veranstalterteam bedauert dies sehr und hat angekündigt, Charles Stross für das nächste Event im Jahr 2013 wieder einzuladen.
Froh sind die DORT.con-Macher darüber, dass sie in dieser misslichen Situation kurzfristig eine Zusage des kanadischen Schriftstellers Robert Charles Wilson erhalten konnten. Wilson ist vor allem durch seinen Roman »Spin« bekannt geworden, in dem außerirdische Mächte die Erde mit einer undurchsichtigen Hülle umgeben. Diese Krise wirkt sich auf vielfältige Weise aus. Manche von Wilsons Figuren leiden durch sie, manche profitieren, einige werden Forscher oder leiten aus dem Ereignis neue religiöse Kulte ab. Überraschend ist insbesondere die Vielfalt der Ideen, die Wilson nach Aufstellung der Grundkonstellation in die weitere Handlung einfließen lässt. Das hat im einen Hugo-Award eingebracht.
Wilsons Bücher wurden von der New York Times mehrfach als bemerkenswert empfohlen („Notable Books of the Year“). Sie werden von seinen Lesern vor allem für die differenzierte Ausarbeitung der Protagonisten und die Verwendung sehr ungewöhnlicher Ideen aus dem Bereich der Hard-SF geschätzt. Ein gutes Beispiel dafür ist der Roman Chronos, in dem ein amerikanischer Normalbürger auf ein Netz von Tunneln stößt, die von zukünftigen Intelligenzen angelegt wurden und verschiedene Jahrhunderte miteinander verbinden. Der Protagonist wird ins Jahr 1962 versetzt, verliebt sich dort und muss sich mit einem auf Mordlust programmierten Elitesoldaten aus dem 22. Jahrhundert auseinandersetzen. Vor allem der menschliche Aspekt ist in diesem Roman sehr überzeugend.
Das hauptsächliche Markenzeichen Wilsons aber sind Umwälzungen, die von außen über die Menschen hereinbrechen und für sie zunächst völlig unverständlich sein müssen. Neben der erdumspannenden Membran in Spin sind dies das Auftauchen eines neuen, biologisch völlig andersartigen Kontinents anstelle von Europa, Asien und Afrika in Darwinia sowie das Erscheinen von zeitverschobenen Monolithen, deren Inschriften die noch nicht errungenen Siege eines zukünftigen Feldherrn preisen in Die Chronoliten. Mit dem Roman Julian Comstock schließlich hat Wilson eine interessante Vision vorgelegt, in der die USA des 22. Jahrhunderts eine neu-viktorianische, feudalistische und fundamentalistische Klassengesellschaft geworden sind in der das Amt des Präsidenten in einer Herrscher-Familie vererbt wird.
Das DORT.con-Team freut sich auf seinen neuen Ehrengast und ist sich sicher, dass das Publikum interessante und unterhaltsame Programmpunkte mit ihm erleben wird.
Der DORT.con findet am 9. und 10. April im Fritz-Henßler-Haus in Dortmund statt. Nähere Informationen dazu gibt es auf www.DORTcon.de.
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