Wilhelm Heyne Verlag, TB 06/5936
ISBN 3-453-13339-0
Originalausgabe
Titelbild und Innenillustrationen von Andreas Reiner
München März 1998, 9.90 DM, 157 Seiten
Doch auf dem Trabanten angekommen, muß Graf Oscar von Reventlow, ein Major der 38er Ulanen, zusammen mit seiner Frau feststellen, daß auf dem Monde dareinst Socialdemokraten herrschten. Und nicht nur das – auch sein scheinbar treuer Diener Carl Napp stellt sich als communistischer Spion heraus…
Ronald M. Hahn hat es mit »Socialdemokraten auf dem Monde« tatsächlich geschafft, daß zu schreiben, was uns der Untertitel verspricht: eine »Weltraum-Clamotte«. Das fängt an bei den »Privatdrucken« des Grafs („Die Privatdrucke waren freilich nur für die Augen eines Herren von Adel bestimmt, dessen sittliche Reife Hand in Hand mit seiner Education ging und inhaltlich für einen Mann von Welt von völlig harmloser Natur waren – doch in den Pranken eines niederen, ungebildeten Kretins wirkten sie wie schlimmste Pornographie.„) und geht bis zur genialen Idee eine geschickte Fälschung der legendären Maggi-Werbung in Heyne-Romanen einzubauen („Während Graf, Gräfin und Mr. Fox den an ihren Eingeweiden nagenden Hunger mit den schon erwähnten Keksen bekämpften, deren Aroma sie fatal an den von Pferdedung erinnerte, so daß sie sich allesamt geradezu verzweifelt nach einer gottverdammten Justus-von-Liebig-Fünf-Minuten-Terrine sehnten, prahlte Carl ungebeten mit dem was ihm während der Abwesenheit des Excelsior auf dem Monde widerfahren war.„). Zwar scheint es mir Hahn in der zweiten Hälfte des Romans etwas zu übertreiben, da plötzlich die Handlung immer komplizierter wird, doch insgesamt ist dieser Roman eine wunderbare Satire.
Ronald M. Hahn schreibt kurzweilig und im Stile der Zeit von 1929. Oder zumindest könnte man den Eindruck gewinnen… Er umschifft geschickt die Stolpersteine des billigen Klamauks und liefert stattdessen geschickte Satire mit versteckten Schlägen gegen die aktuelle Politik. Ich habe in den letzten Jahren selten einen so witzigen deutschen Roman gelesen. Schade nur, daß die zweite Hälfte des Romans nicht so gut gelungen ist, wie der Anfang.
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