HarperPrism
ISBN 0-06-109217-7
Titelbild von Michael Sabanosh
New York 1994, $6.50, 344 Seiten
Brutha ist ein einfacher Novize in der Zitadelle des strenggläubigen Omnia, und eigentlich würde er sich am liebsten bloß um die Melonen im Garten kümmern. Obwohl er ein fotografisches Gedächtnis hat, denkt er nicht besonders schnell und ist daher über den Novizenstatus nicht hinausgekommen. Dafür ist sein Glaube um so tiefer und glühender – und deshalb ist er der einzige, der den Gott Om hören kann. Dieser Gott hat seine Glanzzeiten bereits hinter sich und mußte die letzten drei Jahre sogar als Schildkröte verbringen. Nun ist er glücklich, endlich wieder einen Anhänger gefunden zu haben – und kommandiert den braven Brutha ganz schön herum.
In der Philosophenstadt Ephebe ist eine neue Theorie entstanden, die behauptet, daß die Welt von vier Elefanten, die ihrerseits auf dem Rücken einer Schildkröte stehen, durchs All schwebe. Diesen Irrglauben muß Omnia natürlich bekämpfen – ist es doch seit jeher ein eherner Glaubenssatz, daß die Welt eine Kugel ist. Und Brutha muß mitsamt seinem Schildkrötengott mit auf den Rachefeldzug. Doch auch in Omnia gibt es bereits Anhänger dieser Irrlehre und das Erkennungszeichen ihres Geheimbundes ist eine Schildkröte…
Dieses Buch ist wirklich das reinste Lesevergnügen. Es ist tiefsinnig, und obwohl gerade die Götter gnadenlos durch den Kakao gezogen werden, ist es in gewissem Sinne sehr religiös. Die Dialoge sind witzig, und die Figuren sind gut charakterisiert. Zum Beispiel, wenn ein Barkeeper erklärt, warum die Philosophen von Ephebe (Erkennungszeichen: ein Badeschwamm) nicht mehr über die Frage diskutieren, ob es nun Götter gibt oder nicht: »We get that in here some nights, when someone’s had a few. Cosmic speculation about whether gods really exist. Next thing, there’s a bolt of lightning through the roof with a note wrapped round it saying ‚Yes, we do‘ and a pair of sandals with smoke coming out. That sort of thing, it takes all the interest out of metaphysical speculation.« Und auch die Bösewichter der In- und Exquisition, ein irrer Einsiedler in der Wüste und natürlich der Tod sind wie immer köstlich beschrieben!
Fazit: Tiefsinnig und witzig – ein wirklich schönes Buch!