Robert J. Sawyer – Factoring Humanity

Factoring Humanity

TOR Books
ISBN 0-312-86458-2
Originalausgabe
Titelbilddesign von Shelley Eshkar und Jan Uretsky
New York, Juni 1998, $23.95, 348 Seiten

Seit zehn Jahren werden Radiosignale aus dem Alpha Centauri System empfangen. Die ersten Nachrichten waren leicht zu entschlüsseln, denn sie bezogen sich auf das Periodensystem der Elemente und beschrieben zwei chemische Verbindungen. Doch der Sinn der späteren Signale, die alle 31 Stunden eintreffen, ist auch im Jahre 2017 noch unklar.

Heather Davis vom Institut für Psychologie der Universität Toronto arbeitet, wie viele andere Wissenschaftler auf der ganzen Welt, an der Entschlüsselung – leider erfolglos. Dann endet die Übertragung. Die komplette Botschaft wurde empfangen, doch was sie bedeutet weiß niemand. Zumindest bis Heather eine verrückte Idee hat, die tatsächlich zum Erfolg führt. Und sie erhält nicht dadurch nicht nur einen faszinierenden Einblick in die menschliche Seele, sondern sie löst auch eine Entwicklung aus, die die Welt für immer verändert…

Robert J. Sawyer greift in »Factoring Humanity« eine Reihe von wissenschaftlichen Ideen auf. Quantencomputer und Künstliche Intelligenzen werden vorgeführt, und auch die Frage nach dem Sitz des menschlichen Bewußtseins wird angeschnitten. Seine Qualitäten als Erzähler zeigt Sawyer aber, wenn er z.B. in einfachen Worten einen Hyperkubus und die vierte Dimension erklärt und man als Leser mit Verwunderung feststellt, daß man sogar Freude daran hat!

»Factoring Humanity« ist ähnlich wie der mit dem NEBULA-Award ausgezeichnete Roman »The Terminal Experiment« (»Die dritte Simulation«, Goldmann TB 24758), ein undramatischer Roman, der kaum Action, aber viel an Stimmung bietet. Denn der Autor macht sich die Mühe wirkliche Menschen als Handlungsträger aufzubauen. Heather Davis und ihr Mann Kyle haben sich nach dem Tod ihrer Tochter getrennt, und Robert J. Sawyer nimmt sich die Zeit ihre Gefühle und Probleme zu schildern. So lernt Heather einen anderen Mann kennen und ist sich unsicher, wie sie reagieren soll. Und Kyle wird gar von seiner zweiten Tochter vorgeworfen, daß er sie als Kind mißhandelt habe. Doch keine Angst: die Klippen der Schnulzigkeit werden weiträumig umschifft!

Natürlich werden am Ende alle Probleme gelöst und der Leser wird zufrieden in den Alltag entlassen. Wie nach einem Wochenendausflug erinnert man sich auch noch später an die Menschen, die man traf und an deren Leben man teilhaben durfte. Und vielleicht bleibt sogar ein wenig der positiven Stimmung erhalten, die der Roman verbreitet.

Auf der Homepage von Robert J. Sawyer findet man ein empfehlenswertes Interview zu diesem Roman, daß allerdings mehr über die Handlung verrät, als ich es hier getan habe.

Ein Kommentar

Kommentare sind geschlossen.