Der englische Autor James Graham Ballard ist am Sonntag, dem 19. April 2009, im Alter von 78 Jahren gestorben. Nach langer Krankheit starb er in der Nähe von London an den Folgen eines Prostatakrebses.
J.G. Ballard wurde am 15. November 1930 als Sohn eines englischen Geschäftsmannes in Shanghai geboren. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor besetzte Japan die internationale Siedlung und internierte Ballards Familie bis zum Ende des Krieges in einem Zivilgefangenenlager. Erst 1946 konnten die Ballards nach England zurückkehren. 1984 schrieb J.G. Ballard über seine Erfahrung während der Internierung den Roman »Empire of the Sun«, der weltweit ein Bestseller wurde und von Steven Spielberg verfilmt wurde.
Nach der Schule studierte J.G. Ballard zuerst Medizin in Cambridge, brach das Studium allerdings nach zwei Jahren ab, um Schriftsteller zu werden. Seine ersten literarischen Gehversuche waren nicht von Erfolg gekrönt. Die ersten Verkäufe gelangen ihm erst, als er anfing Science-Fiction-Kurzgeschichten zu schreiben – »Prima Belladonna« und »Escapement« erschienen jeweils im Dezember 1956 in den Magazinen SCIENCE FANTASY und NEW WORLDS. Schnell entwickelte er seinen eigenen, unverwechselbaren Stil, der ihn schon Mitte der Sechziger zu einem der beliebtesten britischen SF-Autoren werden ließ. Immer wieder bricht in seinen Romanen die Weltordnung auseinander – zuerst im Großen, wie z.B. in »The Burning World« (dt. »Welt in Flammen«, Heyne 06/3114), oder in »The Drowning World« (dt. »Karneval der Alligatoren«, Heyne 06/3308), später dann vermehrt im Speziellen, wie z.B. in »High Rise« (dt. »Der Block«, Heyne 06/3855). Die Welt vertrocknet, sie verbrennt, oder es verbreitet sich langsam die Anarchie, wenn die Bewohner eines Hochhauses langsam in die Barbarei zurückfallen.
Sein 1973 veröffentlichtes Buch »Crash« wurde 1996 vom kanadischen Regisseur David Cronenberg auf die Leinwand gebracht. 2001 erschien die Verfilmung von »The Atrocity Exhibition« (USA) von Jonathan Weiss, und für 2011 ist eine Verfilmung von »High Rise« unter Regie von Vincenzo Natali (u.a. »Cube«, »Cypher«) angekündigt.
James Graham Ballard sah sich immer als Science-Fiction-Autor und sagte erst vor drei Jahren in einem Interview: »Ich habe immer gesagt, daß die Science Fiction die einzig wahre Literatur des 20. Jahrhunderts ist. Leider hat die SF im 21. Jahrhundert diese Begeisterung für das Neue verloren, denn vieles was in den 1950ern noch Visionär war, ist heute Wirklichkeit geworden. Die Science Fiction muß sich deshalb stetig weiterentwickeln, und wieder in die Zukunft blicken, denn sonst läuft sie Gefahr bald nur noch Fantasy-Geschichten im SF-Gewande zu fabrizieren.«
Quelle: u.a. Heyne-SF-Lexikon, Foto: Paul Murphy
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