J. J. Abrams‘ »Revolution« – Endlich mal wieder ein Endzeit-Szenario.

RevolutionVor 15 Jahren hat ein unbekanntes Ereignis weltweit sämtliche elektrischen Gerätschaften außer Betrieb gesetzt. Mobiltelefone, Computer, Motoren, Flugzeugtriebwerke, alles steht still. Wer schlau war, verließ die Städte, der Rest starb darin. Die Weltbevölkerung musste sich schnell daran gewöhnen, ohne die Errungenschaften der modernen Welt zurecht zu kommen. Technologie, Medizin, moderne Agrartechniken, alles Geschichte, schnell muss man sich wieder auf die alten Zeiten zu Beginn der industriellen Revolution besinnen um zu überleben. Und nachdem es leider nie alle mit Goethe halten (»Edel sei der Mensch, hilfreich und gut…«) gibt es viele Gebiete in den ehemaligen Vereinigten Staaten von Amerika (genau hier spielt die Serie nämlich), die von Milizen und Kriegsherren beherrscht werden.

Revolution
REVOLUTION — Season: Pilot — Pictured: (l-r) Anna Lise Phillips as Maggie, Graham Rogers as Danny, Tim Guiee as Ben, David Lyons as Bass Monroe, Billy Burke as Miles, Tracy Spiridakos as Charlie, Andrea Roth as Rachel, Maria Howell as Grace, JD Pardo as Nate, Zak Orth as Aaron, Giancarlo Esposito as Lt. Neville — (Photo by: Nino Munoz/NBC)

Hauptfokus dieses Mehrteilers liegt auf der Matheson Familie, die im Besitz eines speziellen Gegenstands ist, quasi ein  USB-Stick als Halskette getarnt, der nicht nur Antwort auf die Frage nach den Ereignissen 15 Jahre zuvor zu sein scheint, sondern auch noch eine Möglichkeit bietet, elektronische Geräte, temporär, wiederzubeleben. Natürlich gestaltet sich das aber nicht so einfach und man muss sich um eine Quest mit treuen Gefährten begeben, verlorene Familienmitglieder wieder finden und in der Zwischenzeit verhindern, dass der Stick in die falschen Hände gerät.

Soviel zum Plot. Auch diese Serie wird wieder von J. J. Abrams‘ Bad Robot Productions produziert und wurde von Eric Kripke geschaffen, vielen vielleicht bekannt als die treibende Kraft hinter der Serie »Supernatural«. Richtig geklotzt wird auch mit dem Regisseur der ersten Folge, Jon Favreau, dem Regisseur von u.a. »Iron Man« 1&2. William Burke, den meisten außer mir wahrscheinlich aus der Twilight Saga als Bellas Vater bekannt, spielt eine der Hauptrollen, eine noch relativ unbekannte kanadische Schauspielerin, Tracy Spiridakos, die andere. Die ersten beiden Folgen führen in anschaulichem Tempo Plot und Hauptcharaktere ein und versuchen, dem Zuschauer ein authentisches Gefühl zu vermitteln.

Mag für mich der Plot selber stimmig sein – so stimmig wie man es eben von einer Abrams-Produktion erwarten kann – störe ich mich doch etwas an der visuellen Durchführung. 15 Jahre alte Autos sehen aus wie 50 Jahre alte Rostruinen, alles, besonders große Städte wie Chicago, San Francisco oder New York, ist komplett zugewuchert, aber die weibliche Hauptperson kann zu jeder Tages- und Nachtzeit mit langem, gepflegten, gesund aussehendem Haar aufwarten. Scheinbar werden noch Shampoos und Kurpackungen in üppigen Mengen verwendet und Haartrockner scheinen auch noch zu funktionieren. Es gibt viele interessante Kampfszenen, die durchaus mit diversen Mantel und Degen Szenarien mithalten können, aber auch hier ist es faszinierend, wie ’normale‘ Soldaten einen hervorragenden Schwertkampfstil innerhalb weniger Jahre an den Tag legen können.

Alles in allem erinnert mich die Serie bisher sehr an S. M. Stirling’s Emberverse Serie. Hier hat nach dem apokalyptischen Großereignis allerdings alles an modernen Errungenschaften ab dem Schwarzpulver versagt und die feudalen Herrscher rekrutieren sich interessanterweise aus den Rängen von LARPern und SCAlern, hier zahlt es sich endlich mal aus, die Wochenenden mit einem belächelten Hobby zu verbringen. Dieser geistige Transfer hat leider bisher noch nicht in »Revolution« stattgefunden.

Ich werde mir garantiert noch ein paar weitere Folgen anschauen, befürchte aber, dass diese Serie das Schicksal von »Terra Nova« und »Alcatraz« teilen wird, sie ist bisher solide, aber nicht außergewöhnlich…und solide bringt leider nicht genügend Einschaltquoten.

5 Kommentare

  1. Als bekennender LOST-Fan,
    freue ich mich natürlich über jede neue Serie an der Herr Abrams beteiligt ist.

    Passt dann auch ganz gut zu „Black Out“, das ich vorgestern ausgelesen habe. ;)

  2. Soso – alle Motoren also auch.
    Nur was ist mit den berüchtigten Selbstzündern?
    Wie aber sollte im Gegenzug ein USB-Stick funktionieren, wenn keine Elektronen fließen?!

    Witty…

    1. Ja, das hat mich auch alles etwas gestört. Wenn es einen grossen EMP gibt, der alle Elektronik zerstört, Haken dran, dann funktioniert bei den modernen Sachen eigentlich nichts mehr. Aber…Dampfmaschinen? Patronen selber nachladen statt Armbrust, Pfeil&Bogen etc.? Ist etwas an den Haaren herbeigezogen, da ist Stirling’s Ansatz um einiges eleganter. Ich bin jedenfalls auf die Erklärung gespannt. Wie ein USB Stick mal kurz das Stromnetz selektiv wieder einschaltet, so dass in dem jeweiligen Büro auch die Glühlampe wieder angeht will mir ebenfalls nicht in den Kopf….

  3. Die einfachste Erklärung wird wohl sein das es sich um eine Fernseh-Serie handelt. (Sci-) Fiction, Fantasy – da bedarf es nicht immer einer logischen Erklärung. ;)

  4. Die Pilotfolge hat mich ehrlich gesagt sehr ernüchtert. So etwas wie Stimmung konnte die gesamte Folge nicht aufbauen. Warum sind die alle so tadellos sauber und die Kleidung gewaschen? Man könnte meinen, dass die Waschmaschinen nicht vom EMP betroffen sind … und dann sind da noch dutzende Logiklücken, die sicher nicht geschlossen werden können weil der Plot einfach grausig ist.

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