Filmkritik: »Dune: Part Two« (2024)

Offizielle Inhaltsangabe: »DUNE: Part Two« erzählt die Geschichte der mythischen Reise von Paul Atreides, der sich mithilfe von Chani und den Fremen auf einen Rachefeldzug gegen die Verschwörer begibt, die seine Familie vernichtet haben. Der junge Paul steht vor der Wahl zwischen der Liebe seines Lebens und dem Schicksal des gesamten Universums. Mit allen Mitteln aber muss er versuchen, eine schreckliche Zukunft zu verhindern – eine Zukunft, die niemand außer ihm vorhersehen kann.

Frank Herberts Dune (dt. »Der Wüstenplanet«, u.a. Heyne 06/3108, 06/5213, 01/6356 und 06/8212) gehört nach Meinung vieler Leser und Profis zu den besten Werken der Science Fiction-Literatur. Der Roman, der in einer weit entfernten Zukunft spielt, erzählt die Geschichte des jungen Paul Atreides, der auf den Planeten Arrakis den Verrat an seiner Familie überlebt, und mit seiner Mutter bei den Fremen, dem Heimatvolk des Wüstenplaneten, unterkommt. Dort wird er schon bald als der lang erwartete Messias gefeiert, der die Fremen vom Joch der Unterdrückung durch den Imperator und seiner Schergen befreien soll… Wie man an dieser kurzen Zusammenfassung des Inhalts sieht, erzählt Frank Herbert in »Dune« eine Geschichte, die durchaus auch als klassische Fantasyerzählung verstanden werden könnte.

Bereits Anfang der 80er Jahre entstand eine Kinoverfilmung, die zum Erfolg verflucht schien: jahrelang hatten bereits einige der renommiertesten Comiczeichner am Design (u.a. H.R. Giger, Chris Foss und Moebius) gearbeitet, Alexandro Jodorowsky, Ridley Scott und Frank Herbert selbst versuchten sich an einem Konzept für eine filmische Umsetzung, und Dino de Laurentiis stand als Produzent bereit. Erst David Lynch schaffte es jedoch tatsächlich eine Filmfassung zu produzieren, die für das Kino allerdings auf 141 Minuten geschnitten wurde. Und obwohl mit Patrick Stewart, Jürgen Prochnow, Kyle McLachlan (bei Lynch unvermeidbar), Sting und Max von Sydow eine ganze Palette an bekannten Schauspielern mitwirkte, scheiterte der anspruchsvolle Film grandios und floppte an den Kinokassen.


Im Jahr 2000 entstand schließlich eine Neuverfilmung von »Dune« – diesmal allerdings als TV-Produktion. Der amerikanische Scifi Channel (zusammen mit der Kirch-Gruppe) produzierte eine 6-stündige Fernsehfassung, die als Dreiteiler im Frühjahr 2001 schließlich auch bei ProSieben zu sehen war. Obwohl Regisseur und Drehbuchautor John Harrison dabei einige gravierende Fehler der Kinofassung umgehen konnte, war auch diese Fassung längst nicht so perfekt geraten, wie man es sich erhofft hatte. Die Entscheidung, alle Szenen im Studio zu drehen, sorgte gerade bei den Wüstenszenen für eine unglaubwürdige Atmosphäre und die Ausdehnung auf 6 Stunden erlaubte es zwar die Handlung des Buches korrekt umzusetzen, führte jedoch auch zu einigen Längen. Und natürlich wurde die Fernsehverfilmung von den treuen Fans der Lynch-Verfilmung nicht akzeptiert, sie war allerdings so erfolgreich, daß man 2003 sogar noch den zweiten und dritten Roman des »Wüstenplanet«-Zyklus‘ als »Children of Dune«-Fernsehdreiteiler verfilmte.

Denis Villeneuve liefert uns nun also den zweiten Teil (»Dune: Part Two«) seiner zweiteilige Kino-Verfilmung des ersten Romans des Wüstenplanet-Zyklus. Zusammen sind beide Filme wiederum fast sechs Stunden lang, aber ander als bei der Fernsehfassung liefert diese Version ein bildgewaltiges, durch die Musik von Hans Zimmer manchmal zu laut wummerndes Epos ab, das nicht so bunt wie bei David Lynch daherkommt, aber ganz, ganz großes Kino bietet (mit alles Vor- und Nachteilen).

In »Dune: Part Two« macht Denis Villeneuve genau da weiter, wo der erste Film endete: Paul Atreides und seine schwangere Mutter sind nach dem Angriff der Harkonnen zu den Fremen geflohen. Er lernt die Kultur der Fremen kennen und wird schließlich zum Kwisatz Haderach (ich will hier nicht spoilern, vielleicht gibt es doch noch LeserInnen, die den Roman und keine der bisherigen Verfilmungen kennen). Seine Beziehung zu Chani vertieft sich, sein Wunsch nach Rache für den Verrat an seinem Vater aber auch. Das ist alles phantastisch gespielt und mit viel Epos auf die Leinwand gebracht. Allenfalls Christopher Walker als Imperator schlurft ein wenig saft- und lustlos durch’s Bild. Die 2 Stunden 46 Minuten hätte Villeneuve aber manchmal für ein paar Dialoge und Szenen mehr nutzen können, denn manchmal springt auch bei dieser Verfilmung wieder die Handlung etwas und Lücken tun sich auf. Warum Paul manches tut, bleibt unklar und gerade das Ende wirkt fast wie bei Lynch gehetzt und unlogisch, manches passiert in Nebensätzen. Dafür hätte man ein wenig an der etwas langatmigen Umsetzung seiner Visionen sparen können, die die Handlung kaum voranbringen.

Mir stellt sich deshalb schon die Frage, ob diese opulente Fassung jetzt die »definitive« Verfilmung des Romans darstellt. Visuell sind viele Szenen beeindruckend, aber die Musik von Hans Zimmer ist vor allem laut und wummernd, aber wenig eingängig (und kein Vergleich mit dem Theme von Toto für den Lynch–Film). Wenn man ein Kino hat, bei dem die Kinosessel mitvibrieren, kann das nett sein, aber mehr als jede Menge metallisches Gewumme liefert Zimmer leider nicht.

Die Handlung bekommt auch Villeneuve nicht immer in den Griff, aber dafür ist die schauspielerische Leistung hier meist absolut sehenswert und der Film legt sehr viel Wert auf die Beziehung zwischen Chani (Zendaya) und Paul Atreides (aber ausgerechnet beim Ende lässt er hier wieder die Handlung Lücken aufreißen), läßt andererseits aber z.B. Stilgar und Gurney Halleck etwas außer Acht. Ich würde auch gerne von den Wurmszenen schwärmen, aber gerade die fand ich nur okay umgesetzt. Es gibt eben viel Licht, aber eben auch einiges an Schatten – und das nicht nur bei den Harkonnen, die anscheinend in einer Schwarz-Weiß-Welt leben.

Harkonnen in Schwarz-Weiß

Aber auch wenn ich nicht absolut begeistert bin, ist das trotzdem ein Film für’s große Kino. »Dune« ist ein komplexes Science-Fiction-Epos, und eben keine simple abgeschlossene Geschichte. Und ich bin hier nicht der Standard-Zuschauer, denn ich kenne sowohl den Roman als auch die anderen Umsetzungen.

Nicht alle KinobesucherInnen werden hier alles verstehen, aber »Dune« ist eben ein komplexer Stoff. Aber nur, wenn dieser Film ein Erfolg wird, bekommen wir auch eine dritten Film, der dann auf dem zweiten Roman »Dune Messiah« (auf Deutsch heißt der Roman »Der Herr des Wüstenplaneten«) beruht und die Geschichte weiterführt. Nur wenn dieser Film auch an den Kinokassen überzeugt, können wir hoffen, dass auch andere komplexe SF-Geschichten vielleicht mal den Weg auf die Leinwand finden werden. Und das wäre fast noch wichtiger!