Filmkritik: »Pacific Rim« (2013) – Platte Klopperei mit Riesenmonstern im Science-Fiction-Gewand!

Pacific Rim Kinoposter

Im Jahr 2013 kriecht ein riesiges Krustentier-ähnliches Monster aus dem Pacific vor San Francisco und macht alles platt, was ihm in den Weg kommt. Erst nach Tagen und vielen, vielen Toten kann das Ungeheuer aus dem Meer gestoppt werden. Sechs Monate später erscheint das nächste Biest – diesmal vor der Küste Japans. Und so geht es weiter – in immer kürzeren Abständen erscheinen immer größere und mächtigere Riesenmonster, inzwischen Kaiju genannt, aus einem Dimensionsriss in der Tiefe des Pazifischen Ozeans um die Menschheit anzugreifen. Rettung verspricht nur der Bau von gigantischen Riesenrobotern, den sogenannten Jaegers, die jeweils von zwei geistig verbundenen Menschen im Kopf des Roboters gesteuert werden. Mit Hilfe dieser Roboter gelingt es Monster um Monster zu besiegen… aber der Gegner wird immer stärker. Und selbst die Jaegers werden auf Dauer die unerbittlichen Kaiju nicht aufhalten können…

Pacific Rimm Szenenfoto

So, wer jetzt glaubt, ich hätte oben die Handlung des Films »Pacific Rim« erzählt und sich schon ärgert, dass ich hier den ganzen Film spoilere, der hat sich geirrt – das ist gerade mal die Vorgeschichte zu »Pacific Rim«, die wir im Film als Rückschau in den ersten fünf bis zehn Minuten erzählt bekommen (und die es anscheinend gleichzeitig auch als Comic zu kaufen gibt). Der Film fängt damit an, dass das Jaeger-Programm wegen seiner Kosten eingestellt werden soll, und man lieber sein Heil im Bau einer gigantischen Schutzmauer an der Küste sucht. Doch Stacker Pentecost (Idris Elba), der Leiter des für das Jaeger-Programm zuständigen Pan Pacific Defense Corp, will nicht so einfach aufgeben und in der ihm verbleibenden Zeit versuchen das Problem der Kaiju endgültig zu lösen. Dafür holt er den ehemaligen Jaeger-Piloten Raleigh Becket (Charlie Hunnam), der bei einem früheren Einsatz seinen Partner verloren hat, zurück ins Team.

Eigentlich sollte und wollte Guillermo del Toro nach »Hellboy – Die goldene Armee« als Regisseur gemeinsam mit Peter Jackson den »Hobbit« verfilmen. Doch das Projekt kam und kam nicht voran (vor allem wegen rechtlicher Streitereien zwischen den Studios und mit Peter Jackson) und im Mai 2010 wandte sich Guillermo del Toro, der zuvor ausgiebig am Drehbuch mitgearbeitet hatte, schließlich neuen Projekten zu.
Und so entstand schließlich »Pacific Rim« nach einem Drehbuch von Travis Beacham, der laut Presseheft tatsächlich am Rande des Pazifiks lebt, an der kalifornischen Küste. Über die Entstehung der Hauptelemente der Geschichte sagt er: »Ich weiß noch, wie ich am Strand von Santa Monica spazieren ging. Es war ein besonders nebeliger Morgen, und irgendetwas in Bezug auf das Aussehen der Seebrücke, die im Nebel ins Meer ragte, erregte meine Aufmerksamkeit … Plötzlich entstand ein Bild in meinem Kopf: ein Behemoth, ein Monster, steigt aus der Brandung, um gegen einen riesigen Roboter zu kämpfen, der am Ufer auf ihn wartet.« Nun ja, und sehr viel mehr an Handlungsideen hatte man dann auch nicht mehr.
Aber haut das hin mit der simplen Kombination von zwei beliebten japanischen Filmthemen – Riesenmonstern und Riesenrobotern? Kann man daraus eine 200 Mio-Hollywood-Produktion fast ohne große Namen machen und trotzdem hoffen das Geld wieder reinzuspielen?

»Pacific Rim« ist eine geradlinige Produktion, die vor allem auf Schaueffekte bei den Kämpfen zwischen Robotern und den Monstern setzt und hofft, dass dies effektiv von den platten Dialogen und dümmlichen Konflikten zwischen den Testosteron-gesteuerten Jaeger-Piloten ablenkt. Monster-Bashing, ja das gibt es satt, und natürlich auch in 3D. Die Charaktere bleiben aber trotzdem zweidimensional, weil der Film ihnen nun tatsächlich keinerlei größere Tiefe zugesteht. Ja, klar, ein Trauma haben alle irgendwie mit sich rumzuschleppen. Aber hat das irgendwelche größeren Auswirkungen? Äh… nö. Rinko Kikuchi darf als Mako Mori mal kurz ausflippen, aber das war’s dann auch schon.
Der Film bedient so ziemlich jedes erdenkliche Klischee und deshalb wirkt der folgende Satz von Guillermo del Toro aus dem Presseheft auch so albern: »In einem Film, in dem die verschiedenen Lebensräume und die Wesen, die darin vorkommen, irgendwann erklärt werden müssen, gibt es oft eine Szene, in der ein Wissenschaftler auftritt. Leider sind diese Wissenschaftler oft die langweiligsten Figuren des gesamten Films. Das wollten wir auf jeden Fall umgehen, indem wir diese Erklärungen auf Charlie Day und Burn Gorman verteilen, die uns äußerst komisch und unterhaltsam durch die wissenschaftlichen Aspekte des Films führen.« Zwei wissenschaftliche Genies, die sich wie Trottel benehmen? Wahnsinn. Das ist ja eine völlig neue Idee! Das gab’s ja noch nie… naja, fast noch nie… hm… Und trotzdem bieten die beiden tatsächlich etwas Abwechslung in diesem Film, der im Grunde nur bei einer Person ein klein wenig vom Schema F abweicht. Ron Perlman darf einen Untergrundhändler spielen, der Kaiju-Organe und Knochen verkauft und Kaiju-Knochenpulver als Erektionsmittel verkauft. Ja, hier wird der Film mal ein wenig lustig.

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Letztlich saß ich also im Kino und dachte mir irgendwann: Ich bin zu alt für diesen Scheiß – oder wahlweise zu nüchtern. Mit Zehn hätte ich die Idee cool gefunden und mich an den Kämpfen erfreut und »Pacific Rim« für ein Meisterwerk gehalten. Und früher waren die Tricks bei Filmen mit gigantischen Robotern (wie z.B. »Robojox«) oft unterirdisch schlecht. So etwas jetzt für 200 Mio. auf der großen Leinwand zu sehen ist interessant, aber irgendwie auch sinnlos. Denn der Film bietet nichts für den Verstand und nichts fürs Herz. »Pacific Rim« ist ein überteuertes B-Movie.

Deutscher Kinostart ist am Donnerstag, den 18. Juli 2013.

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