Pac-Man, Donkey Kong, Centipede, Galaga, Arkanoid, oder Space Invaders sind nur einige der Computerspieltitel, die in der frühen 1980er Jahren die Augen der zwischen 1965 und 1975 geborenen Kinder zum Leuchten brachten. In einer Zeit, in der eine Bildschirmauflösung von 640×400 Pixel Großrechnern vorbehalten war und Smartphones oder Internet wie wir es heute kennen, selbst in den Bereich der Science-Fiction fielen, waren diese Spiele Pioniere und das Tor zu einer anderen Welt für Millionen Jugendlicher.
In PIXELS sind die Jugendfreunde Sam Brenner (Adam Sandler), Will Cooper (Kevin James), Ludlow Lamonsoff (Josh Gad) und deren Konkurrent Eddie – Fire Blaster – Plant (Peter Dinklage) im Jahr 1982 Teilnehmer eines Videospielwettbewerbs. Ausschnitte dieses Wettbewerbs werden mit anderen Informationen über die menschliche Kultur ins Weltall geschickt, in der Hoffnung außerirdisches Leben über die Erde zu informieren.
33 Jahre später ist Cooper Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und Brenner ein Techniker, der mehr frustriert als motiviert Heimkinoanlagen installiert und sich zwischendurch mit dem Präsidenten auf einen Drink trifft. Ludlow Lamonsoff ist noch immer ein Verschwörungstheoretiker der bei seiner Großmutter lebt und Eddie Plant sitzt im Gefängnis. Als eines Tages Aliens die Videobotschaft von der Erde entdecken, wird diese als Kriegserklärung interpretiert und fortan wird unsere Heimatplanet von einer Horde überdimensionierter 8-Bit Spielcharaktere angegriffen. Zeit für die Helden von damals, den Joystick wieder in die Hand zu nehmen.
Mit Chris Columbus als Regisseur, der seine filmische Karriere selbst in diesem Jahrzehnt begann und der mit GREMLINS (1984) und DIE GOONIES (1985) die Drehbücher für zwei Kult-Klassiker dieser Dekade schrieb, hätte PIXELS ein cooles 80er-Retro-Nerd Movie werden können, doch die »Trademark« Adam Sandler sorgte bereits im Vorfeld für ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, dass sich während der Filmsichtung leider auch bestätigte.
PIXELS leidet unter vielen Ärgernissen und eines davon ist das Script von Tim Herlihy und Timothy Dowling. Herlihy, der nebenbei als Schauspieler tätig ist, hat Drehbücher für zahlreiche Sandler Film verfasst und eine Emmy-Nominierung als Autor für Saturday Night Live erhalten. Dowling, ebenfalls im Nebenberuf Schauspieler z. B. in TERMINATOR 3 (2003), zählt derzeit zu den Top Comedy Autoren in der amerikanischen Filmindustrie und war u. a. für die Drehbücher von MEINE ERFUNDENE FRAU (2011) oder DAS GIBT ÄRGER (2011) verantwortlich.
Leider reiht sich in PIXELS ein sinnentleerter Satz an den anderen und was als Spaß gedacht ist, kann nicht mal mehr als Brachialhumor bezeichnet werden, er ist die meiste Zeit einfach nur aufgesetzt und öde. Der eine oder andere Lacher ist zwar vorhanden, doch wird dieser kurze Anflug von Heiterkeit von der nächsten Peinlichkeit sofort wieder zunichte gemacht.
Sandler spielt den üblichen, leicht debilen Looser, für den es gar nicht genug Goldene Himbeeren geben kann, Kevin James ist Kevin James und Michelle Monaghan ist schauspielerisch unsichtbar was aber nicht ihre Schuld ist, denn ohne fruchtbaren Boden kann das beste Samenkorn nicht gedeihen. Einzig und alleine Peter Dinklage hatte bei seiner Rollenwahl mehr Glück und sticht als prolliger Gauner aus dem schauspielerischen Nichts hervor.
PIXELS laboriert auch an einer unausgegorene Zielgruppenfestlegung, denn offenbar wollte man eine eierlegende Wollmilchsau schaffen. Nicht umsonst wird der Film im Presseheft als »Summer Tentpole Action Comedy« angepriesen. Leider geht der Plan nicht auf, sondern ziemlich in die Hose. Die Generation der 8-Bit Gamer wird ob des infantilen Drehbuchs mehr die Augen verdrehen, als in nostalgische Verzückungen zu geraten und die Smartphone-Teenies der Neuzeit werden mit Galaga & Paperboy nicht viel anzufangen wissen. Bleiben noch die Adam Sandler Fans und die ganz Kleinen, da der Film in Deutschland und Österreich eine FSK 6 Zensur hat, anders als in den USA, dort wurde der mit einem PG-13 Rating (Link: http://www.mpaa.org/film-ratings/) versehen.
Die Spezialeffekte sind gut und die 8-Bit Charaktere wurden einigermaßen vernünftig umgesetzt. Die nachträgliche 3D-Konvertierung ist hingegen eine große Enttäuschung. Bis auf wenige Ausnahmen gibt es kaum Tiefen-Effekte und die Action-Sequenzen nutzen die Möglichkeiten von 3D in keiner Weise. Was bei anderen 3D Filmen leicht nervig werden kann – der Pop-Out-Effekt – würde sich bei keinem Film besser anbieten als bei PIXELS. Fehlanzeige, den von fliegenden, springenden oder kämpfenden Computerfiguren die aus der Leinwand rausspringen und allerlei Schabernack treiben ist nichts zu sehen.
Fairerweise muss man erwähnen, dass es tatsächlich eine kleine Handvoll witziger Szenen gibt. Das Wiedersehen, aber auch Wiederhören mit den Ikonen der Kindheit von Frogger bis Q*bert lässt das Kinderherz höher schlagen und der Flashback in die „Arcades“ der frühen 1980er ist erfrischend gut gelungen, genauso wie die Kommunikation der Aliens via alter Madonna- und Ronald-Reagan-TV-Auftritte oder einem Max Headroom Cameo. Erwähnenswert ist auch die Filmmusik von Henry Jackman, der zuvor schon den Score für RALPH REICHT’S (2012), einem anderen Film der sich der 8-Bit Thematik bedient, komponiert hat. Jackman kreiert einen wunderbaren symphonischen Soundtrack, inspiriert von den großen Filmen der 1980er Jahre. Ein aufschlussreiches und lesenswertes Interview mit Henry Jackman findet sich auf Bamsmackpow.
Im Übrigen basiert PIXELS auf dem gleichnamigen Kurzfilm von Patrick Jean aus dem Jahr 2010 der hier gesehen werden kann. Jean gewann damit zahlreiche Preise und ist seither als Regisseur für Musikvideos und Werbefilme tätig. Gegenwärtig arbeitet er an seinem ersten Langfilm, einer Spielfilmversion des Comics Omni Visibilis.
Doch was bleibt nun am Ende? Leider nicht viel, aber vielleicht ist es auch nur die falsche Betrachtungsweise und Erwartungshaltung von Seiten der Filmkritik. Möglicherweise war nie ein nerdiger 80ies Revival Film geplant, sondern nur der übliche Klamauk und die populären 8-Bit Figuren sind nur die Schokostreusel auf einer 08/15 Torte aus der Adam-Sandler-Manufaktur.
PIXELS hätte die Voraussetzungen für einen wunderbaren Spaß geboten, doch leider reicht es nur für ein Game Over Urteil und Nostalgiker sind mit einem 8-Bit Game Download für das Smartphone besser bedient als mit diesem Film.
Filmhomepage: http://www.pixels-film.de/site/
Länge: 106 Minuten
Verleih DE + AT: Sony
FSK DE + AT: ab 6 Jahren