Filmkritik: »Star Trek Into Darkness« (2013) – Star Trek für die nächste Generation! Spoilerfreie Kritik!

Als J.J. Abrams vor vier Jahren seinen ersten Star-Trek-Spielfilm in die Kinos brachte, überraschte er die Zuschauer damit, dass er gleich zu Beginn drastisch klarmachte, dass nach diesem Film bei Star Trek nichts mehr so sein würde wie bisher. Erwartet hatten die Fans einen Film über die Kadettenjahre des jungen James T. Kirk (Chris Pine) – was sie bekamen, war eine alternative Zeitlinie – und Abrams zeigte mit der Zerstörung Vulkans, dass er nicht bereit war, hier nur eine simple Nacherzählung alter Enterprise-Geschichten abzuliefern.

Viele Trekkies waren denn auch entsprechend sauer auf Abrams, weil er das von ihnen so geliebte Star Trek-Universum gekillt hatte, aber der Erfolg an den Kinokassen gab dem Konzept eines modernisierten Neustarts Recht. Weltweit spielte der schlicht »Star Trek« genannte Film 385 Millionen Dollar ein. Und wurde damit zum kommerziell erfolgreichsten Star-Trek-Streifen. Nachdem der zehnte Film, »Star Trek: Nemesis«, an den Kinokassen grandios durchgefallen war, war dies die Rettung für die Enterprise.
Und nun, weitere fünf Jahre später, kehrt die junge Crew um James T. Kirk (Chris Pine) und Spock (Zachary Quinto) zurück – denn die Dunkelheit erwartet die Enterprise: »Star Trek Into Darkness«. Und wieder zeigt Abrams, dass er nicht bereit ist, nur alte Geschichten nachzuerzählen – sondern er will sie uns neu präsentieren, neu erleben lassen. Er will nicht »Star Trek – The Next Generation« abliefern, sondern Star Trek für die nächste Generation produzieren. Mit »Star Trek Into Darkness« ist ihm dies auf eine eindrucksvolle Art und Weise gelungen.

Kinoposter zu Star Trek Into DarknessNein, ich werde in dieser Filmkritik nicht viel über die Handlung sagen können, nichts über Gastauftritte und Handlungswendungen erzählen. Und ich werde auch nicht das Rätsel auflösen, wer sich nun hinter John Harrison (eindrucksvoll wie immer: Benedict Cumberbatch) verbirgt. Das wären alles Spoiler, böse Spoiler, die Euch nur den Filmgenuss verderben würden.
Die etwas gekürzte offizielle Zusammenfassung der Filmhandlung muss ausreichen: »Alles beginnt, als die ENTERPRISE nach einem umstrittenen galaktischen Zwischenfall zur Erde zurückkehrt, denn der ungestüme Captain will unbedingt eine längere Friedens- und Forschungsmission zu den Sternen unternehmen. Doch auf der Erde kommt es zu einer Krise: Ein vernichtender Terroranschlag offenbart die schockierende Tatsache, dass die Sternenflotte von innen angegriffen wird – mit höchst prekären Konsequenzen für die gesamte Welt. Unter Kirks Befehl gerät die Besatzung der ENTERPRISE in ein düsteres Spiegelreich der Unwägbarkeiten, wie es noch kein Mensch jemals erlebt hat – die Gratwanderung zwischen Freund und Feind, Rache und Gerechtigkeit, totalem Krieg und dem grenzenlosen Potenzial eines künftigen Bündnisses bringt alle Beteiligten in höchste Lebensgefahr.«

Was bleibt also noch zu sagen? Es gilt sehr viel Lob über J.J. Abrams und die Schauspieler auszugießen. Auch wenn Abrams vieles modernisierte (so wirkt die Erde des 23. Jahrhunderts erstmals glaubwürdig lebendig), so spüren wir Dank des bereits bei »Star Trek« bewährten Castings immer noch die Chemie der alten Crew. Wunderbar herausgearbeitet vor allem bei Kirk und Spock, den Gegensätzen Intuition und Logik, deren Beziehung zueinander eines der Hauptthemen des Filmes darstellt. Aber auch die anderen Figuren, Pille (Karl Urban), Uhura (Zoë Saldana), Scotty (Simon Pegg), Chekov (Anton Yelchin) und Sulu (John Cho) habe mehr als nur kurze Auftritte und dürfen sich als gereifte Ebenbilder ihrer Fernsehvorbilder präsentieren. Habe ich schon erwähnt, dass Benedict Cumberbatch einen brillanten Auftritt als Bösewicht hinlegt? Und zwar einen so brillanten, dass man irgendwann sogar Sympathien für seinen Charakter entwickelt?

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Zur Handlung selbst – wie gesagt – darf man als verantwortungsvoller Kritiker nur wenig sagen. Aber ohne zu spoilern kann man sagen, dass die Geschichte wunderbar beweist, dass der Reboot des Universums, also die Ausbildung einer alternativen Zeitlinie mit neuen Möglichkeiten und Variationen eine geniale Idee des Drehbuch-Teams war. So können bekannte Elemente, klassische Dialogzeilen aus dem Star Trek-Universum mit neuen Ideen zu einem faszinierenden Abenteuer vermischt werden, dass vor allem eines ist: spannend und sehenswert. Und so sehr manche diese Neuinterpretation von Star Trek ablehnen, so sehr lebt dieser Film doch den Flair und den Geist der alten Streifen.
Die Optik des Films ist auch noch eine Aussage wert. Das Presseheft legt viel Wert darauf, dass viele Sets wirklich gebaut wurden und man möglichst wenige Szenen vor Greenscreens drehen wollte: »Greenscreens und Computerbilder setzt Abrams nur ein, wenn es nicht anders geht, um die Zuschauer in Galaxien zu entführen, die noch kein Mensch gesehen hat. Doch Action-Sequenzen und dramatische Szenen dreht Abrams eher schnörkellos und intim, was die Kontraste nur noch verstärkt. „Natürlich kann man keinen Film mit ‚Star Trek‘ im Titel drehen, ohne Greenscreen-Elemente zu verwenden“, berichtet der Regisseur. „Aber wie schon beim ersten Film versuchen wir auch jetzt wieder – wenn irgend möglich –, Schauplätze zu finden und Sets zu bauen, die nicht synthetisch und steril, sondern sehr, sehr echt wirken.“« Die Wirkung ist zweifelsohne vorhanden, denn viele Szenen wirken tatsächlich gerade durch ihre Optik grandios und der Einsatz von CGI war anscheinend tatsächlich sparsamer, als man bei solch einer Produktion vermuten würde. Dies bedeutet nicht, dass »Star Trek Into Darkness« auf eindrucksvolle Szenen verzichten würde, wobei hier jedoch auch einer der Kritikpunkte des Films anfällt: Manche Kampfsequenz ist extrem unübersichtlich gefilmt (noch dazu ist die Kamera manchmal mitten im Geschehen dabei) und das Auge sucht regelrecht immer wieder nach einem Anhaltspunkt um sich zu orientieren. Die für Abrams ebenfalls typischen Sperenzchen der Kameraführung nerven auch manchmal – aber den Filmgenuss können sie nicht trüben.

»Star Trek Into Darkness« ist schlicht und ergreifend ein moderner Star-Trek-Film für die nächste Generation an Science-Fiction-Fans. Kein Remake, sondern Star Trek für das 21. Jahrhundert.

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9 Kommentare

  1. Mittwoch oder Donnerstag nächster Woche ist es auch für unsereins „Normalsterblichen“ endlich soweit. ;)

  2. Alle Positiva, die Du anführst, hat die neue Zeitlinie auch nötig. Beginnend bei einem bad guy mit nachvollziehbarer Motivation. Kirk wird hoffentlich erwachsen und die „zweite Reihe“ der Brücken-Crew mehr erledigen als nur auszuparken.
    J.J. ist mir nach wie vor ein erster überzeugender Kinofilm schuldig.

    :-)

  3. Der Kinofilm 2009 war doch nur deshalb so erfolgreich, weil es 4 Jahre lang nichts neues zu Star Trek kam. Der letzte Streifen mit Picard und Co. war deutlich besser als das was man 2009 vergesetzt bekam, auch wenn die Zuschauerzahlen was anderes vermitteln. Picards letzte Mission litt doch letztendlich nur darunter, dass Star Trek zu der Zeit ziemlich ausgelitscht war, nach 15 Jahren ununterbrochenen Star Trek Serien und Filmen. Dies wurde auch der Serie Enterprise zum Verhängnis und nachdem diese abgesetzt wurde, wurde es still um das Franchise Star Trek. Und diese Auszeit hat dem Interesse an Star Trek gut getan, das nach der bekanntgabe, das ein 11. Film gedreht wird, sehr angewachsen ist. Allerdings hat man das abartigste gemacht, was man dem Franchise antun konnte – man hat es kastriert – und zwar auf ein reines Weltraumactionabenteuer mit Babyfaceschauspielern ohne jegliches Charisma (ganz im Gegensatz zu einem Patrick Stewart). Jetzt mal im ernst – einen Picard, wie ihn Steward dargestellt hat, würde man bedingungslos sein Leben anvertrauen – den Witzfiguren des neuen Star Treks dagegen nicht mal seine Unterhose. Und genau daran scheitert auch Star Trek 12. Die Tatsache das man **** [Spoiler entfernt] nun ebenfalls „recycelt“ ist dann nur noch der Tropfen der das Faß zum überlaufen bringt.

    Fazit: Nette Weltraumaction, aber bitte – nennt diesen Streifen nicht Star Trek, dann das ist es einfach nicht.

    1. Als ST:TNG ins Fernsehen kam, war die Ablehnung durch die Fans der alten Serie durchaus groß – aber die Serie letztlich erst der Beginn des großen Erfolges.
      Die neuen Star Trek-Kinofilme von J.J. Abrams sind nun ebenfalls ein Neustart: Sie sind Star Trek für eine neue Generation. Vielleicht etwas actionreicher erzählt, aber dem Geist der alten Serie durchaus noch treu.

      PS: Den Spoiler zum Gegner in Star Trek Into Darkness habe ich entfernt.

  4. Ich vermute ich muss mich meinem Vorredner „q“ anschließen. Schon die Vorschau des neuen Streifens hat mir eigentlich genügt. Immer „die Guten“ gegen „das Böse“. Irgendwann ist auch mal gut. Action hat sowieso in Start Trek eigentlich nichts zu suchen. Was zählt(e?) sind/waren die wirklich guten Stories. Besonders bei TNG war das ja nicht zu unletzt auch durch die vielen Zuschauerideen brilliant. Was nun noch davon übrig ist, ist massenkompatibles Weltraum Geballer mit ein wenig Rest-StarTrek was nur noch am Rande mit Gene Roddenberrys Genialität zu tun hat. Ich bezweifle daß er diese Weiterentwicklung SO gewollt hat.
    Als Trekkie der ersten Stunde würde ich mir wieder eine wirkliche Fortsetzung wünschen. Gute Filme mit Guten Stories gerne, aber bitte mal wieder ohne Krieg und ohne Action. Danke

  5. Also mich haben vor allem wieder die Lens-Flares genervt! Hatte der erste Reboot da noch nicht genug Kritik abbekommen? Ansonsten stimme ich den anderen hier zu, solide Weltraum-Aktion, aber wenig ST. Irgendjemand hatte bereits geschrieben, dass das Ganze wie ein Demo-Film fuer die neuen SW Episoden aussieht ;)!

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