Robert J. Sawyer – Flashforward

Flasforward
Tor Books, Juni 1999
Erstausgabe
ISBN 0-312-86712-3
? Seiten, $ 23.95

Robert J. Sawyer ist der erfolgreichste kanadische SF-Autor. 1996 gewann er den NEBULA-Award der amerikanischen SF-Profis für seinen Roman »Die dritte Simulation« (»The Terminal Experiment«), und seine beiden Romane »Frameshift« und »Factoring Humanity« waren 1998 und 1999 für den HUGO-Award (Auszeichnung der amerikanischen SF-Leser) nominiert.

Die beiden Wissenschaftler Lloyd Simcoe und Theo Procopides arbeiten gemeinsam am Forschungszentrum CERN in der Nähe von Genf. Hier versuchen sie mittels eines Kollisionsexperiments im gigantischen neuen Teilchenbeschleuniger die Bedingungen des Urknalls zu simulieren. Doch eines Tages kommt es zu einem unerwarteten Ereignis – genau zum Zeitpunkt der Teilchenkollision erlebt jeder im Versuchszentrum eine seltsame Vision. Nach zwei Minuten ist alles vorbei, und es stellt sich heraus, daß die gesamte Menschheit einen Ausblick auf eine 21 Jahre entfernte Zeit erhalten hat. Jeder Mensch erlebte quasi zwei Minuten seiner ganz persönlichen Zukunft: auf Börsenkurse, seinen künftigen Ehepartner oder Nachrichten.
Doch es kommt auch zu Millionen von Todesfällen. Autounfälle, Flugzeugabstürze und weitere Katastrophen ereigneten sich in den zwei Minuten, als kein Mensch mit seinem Bewußtsein in der Gegenwart weilte. Und dann gibt es natürlich auch diejenigen, die gar keine Vision hatten…

Robert J. Sawyer beginnt seinen Roman mit einem Knaller, um sich dann den vielfältigen Auswirkungen des Ereignisses zu widmen. Wie würden sich Menschen verhalten, die wissen, daß sie einem Mord zum Opfer fallen werden? Was wird aus denen, deren Träume durch eine solche Vision zunichte gemacht wurden? Am Beispiel der Hauptpersonen und Verursacher des Zeiteffekts führt uns der Autor vor Augen, daß das Wissen um die Zukunft kein Segen sein muß, sondern auch das Ende des freien Willens bedeuten kann…  Und so stehen im Mittelpunkt des Romans die Menschen und ihre Gefühle. Die Charaktere sind knapp, aber mit Liebe gezeichnet, und in ihren Handlungen und Reaktionen jederzeit nachvollziehbar.

Sawyer folgt nicht dem allgemeinen Trend zu immer dickeren Wälzern (mit unter 350 Seiten ist das Buch schnell gelesen), und findet dennoch die Zeit in der spannenden und gut durchdachten Geschichte eine Botschaft. unterzubringen. Vielleicht sollten sich andere Autoren daran ein Beispiel nehmen.